Red Bull Salzburg kommt gegen Real Sociedad kaum ins Pressingspiel

Der heimische Meister „FC Salzburg“ kommt in Spanien in einem einigermaßen kuriosen Match mit einer Ernergieleistung zu einem 2:2 und spielt dabei nur marginal wie Red Bull Salzburg. Es mussten andere, neuere Tugenden herhalten.

Analysiert von Georg Sander

 

Die Grundordnungen beider Teams gestalteten sich so, wie man sie schon im Vorfeld erwartet hatte. Die Gäste aus Salzburg traten im gewohnten 4-1-2-1-2 an. Marco Rose musste Valon Berisha vorgeben, Amadou Haidara ersetzte den Dauerläufer; das sollte sich später auswirken. Eusebio Sacristan stellte ohne seinen verletzten Einserstürmer Willian Jose auf, ansonsten lief sein Team im 4-3-3 mit einem Sechser auf. Spannend war im Vorfeld, wie die Hausherren aus dem Baskenland nach durchwachsenen Wochen in La Liga gegen die Gäste aus Österreich auftreten würden.

 

Bullen mit Einstellungsproblemen

Auch wenn Real Sociedad in der Liga eher mau unterwegs ist, zeigten die ersten Spielminuten, was sie drauf haben. Mit viel Passsicherheit und einem klaren Flügelfokus flogen Flanken und Eckbälle vor das Tor der Salzburger. Diese brauchten, wie des Öfteren, länger, um sich auf den Gegner einzustellen und waren in der Anfangsphase um Kompaktheit und defensive Stabilität bemüht. Auf den vermehrten Betrieb, vor allem auf Andi Ulmers linker Defensivseite, reagierte das Team so, dass Haidara/Schlager/Samassekou je nach Situation links raus rückten und Ulmer auf Höhe des Sechzehnerecks etwaige Durchbrüche verhindern sollte. Man war bemüht, die Mitte zu schließen und so ergab sich eine interessante Wechselwirkung: Die Angriffe der Spanier wurden von ihnen aus auf die Seite verlagert, die Salzburger nahmen das dankend an. So konnten die Hausherren rund um die Box spielen und Flanken zur Mitte bringen. Am Ende der ersten Halbzeit standen so rund hundert Pässe mehr und ein Ballbesitz von über 60 Prozent zu Buche. Zählbares fand man nicht vor.

 

Das Pressing der Salzburger funktionierte auch nach der Startphase nur mäßig. Zwar spulten Hwang und die immer mal wieder auf der Zehn rotierenden Haidara und Schlager viele Meter ab, bei schnellen Ballgewinnen war man aber zu ungenau oder es fehlte die Übersicht, die beispielsweise Valon Berisha durch seine Erfahrung hat. Nichtsdestoweniger konnten eigentlich alle Flanken entschärft werden. Lediglich in der 39. Minute war Walke nach einer Ecke geschlagen und Stefan Lainer musste einen schlechten Juanmi-Nachschuss vor der Linie klären. Nach vorne gelangen trotz schleppendem und von den Spaniern durch Ballsicherheit und Gegenpressing gut unterbundenem Umschaltspiel einige gute Aktionen. Hwang konnte seinen Bewachern nach 17 Minuten entwischen, sein Pass wurde aber ausgeputzt. Kurz darauf tauchte dann Ramalho vorne auf, aber auch hier war Heimgoalie Rulli zur Stelle. Spätestens mit der zufälligen Führung mittels Eigentor durch den ansonsten starken Oyarzabal in der 27. Minute beschränkte sich Salzburg weitgehend auf das Kontern.

 

Abmeldungen und Außergewöhnlichkeiten

Munas Dabbur fand weitgehend nicht statt, blieb bis auf vereinzelte Aktionen unsichtbar. Das Mittelfeld zeigte zwar immer wieder technische Gustostückerl bei Ballerorberung und -verarbeitung, zielsichere Offensivaktionen aus Pressingmomenten heraus blieben aber Mangelware. Andre Ramalho wiederum war sehr auffällig und zeigte zunächst auch, warum Salzburg weitgehend nur Flanken zuließ. Die Bullen standen kompakt und hoch, wenn der Gegner das Spiel aufbaute und eng und tief, wenn er flankte. Dennoch löste sich vor allem Ramalho immer wieder aus der Formation, Samassekou sicherte ab. Die Spanier hatten zwar das Bullenspiel offenbar gut analysiert und konnten ihm den Zahn weitgehend ziehen, aber diese Überraschungsmomente des Rückkehrers sorgten immer wieder für Gefahr.

Ex-Supertalent Adnan Januzaj sorgt für Schwung

In der Pause passierten zwei entscheidende Wechsel. Rose ließ den kurbelnden Hwang in der Kabine, weil dieser sich diverse Privatduelle mit der gegnerischen Verteidigung geliefert hatte und wohl bei ein paar Minuten mehr am Feld Rot gesehen hätte. Für ihn kam Gulbrandsen, der als Zielspieler viele hohe und schnelle Bälle holen sollte. Allerdings hat er weniger Zug zum Tor als Hwang, dafür mehr auf die Seite, wo er für Entlastungsmomente sorgen sollte. Bei Sociedad kam Adnan Januzaj. Der belgisch-kosovarische Mittelfeldspieler galt einst als Supertalent und sollte auch entscheidenden Schwung in das Spiel der Spanier bringen.

 

Wie so oft nach Unterbrechungen klappte das Salzburg-Spiel dennoch zunächst sehr gut. Man hatte einige Pressingmomente, die für einigermaßen Gefahr nach dem Wiederanpfiff sorgten. Bis zum Ausgleichstreffer hatten die Gäste hier nun das Spiel weitgehend unter Kontrolle gehabt. Doch dann kam man vor das Tor. Yabo verlor den Ball 20 Meter auf halbrechts, das Leder kam zu Odriozola, der Ulmer tunnelte, Caleta-Car rückte nicht auf und der Schuss des Verteidigers zappelte im kurzen Eck. Das war übrigens der erste Torschuss der Basken in der zweiten Halbzeit.

 

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