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Violette Dominanz am Ball ohne Gefahr

Mit dem 0:1-Niederlage gegen den LASK verspielte die Austria die wohl letzte Chance auf den Europacup. Dabei agierten die Wiener dominant, wenn auch ohne wirkliche Gefahr. Oliver Glasners Linzer verließen sich hingegen auf ihre Stärken.

Eine Spielanalyse von David Goigitzer

  

Interessante Personalentscheidung von Letsch

Die Austria formierte sich im Ballbesitz im 4-3-3 mit einer interessanten Personalentscheidung von Trainer Thomas Letsch: Raphael Holzhauser spielte als rechter Mittelfeldspieler und Stefan Stangl als linken Mittelfeldspieler. So hatte man zwei verschiedene Rollen auf den Flügeln und mehr Varianten für das Offensivspiel der orangen Violetten aus Wien.

Die Wiener traten mit einem spielerisch starken zentralen Mittelfeld an, das sich jedoch vor allem im frühen Aufbau isoliert fand. Denn die heimischen Linzer zeigten gute Arbeit darin, das Zentrum zu versperren und den Aufbau auf die Wiener Außenverteidiger zu leiten. Florian Klein und Thomas Salamon mussten sich schnell orientieren und oftmals direkt weiterspielen, um dem Linzer Druck zu entgehen. Meist ließen sie in die Mitte prallen, wo sich die weit mitschiebenden Achter anboten. Hierbei fehlte es etwas an Sauberkeit in den Aktionen, man konnte jedoch zumindest etwas nach vorne kommen und dann im Kampf um den zweiten Ball einige Male den Ballbesitz etablieren und die Linzer etwas zurückdrängen.

 

4-1-4-1 im violetten Pressing

Im Pressing agierten die Violetten im 4-1-4-1. Friesenbichler war hier der Keil, der den Spielaufbau der Heimischen auf eine Seite lenken und Verlagerungen versperren sollte. Austrias Achter agierten etwas höher als der Sechser, schoben teilweise aggressiv auf die Halbverteidiger raus, wie es zum Beispiel im Pressing Manchester Citys öfter praktiziert wird.

Dies kreierte situative 4-4-2 Staffelungen. Meist waren es die Flügelspieler, die erst nach Anspiel auf die Flügelverteidiger ansprinteten. Durch die sehr direkte Spielanlage der Linzer und einigen hohen Bällen gab es wenig Situationen des organisierten Verteidigens für die Austria. Vielmehr war es wichtig, Umschaltsituationen und zweite Bälle im Griff zu behalten. Dies gelang der Austria aufgrund ausreichender Kompaktheit und Intensität auch ganz ordentlich.

 

Linzer im 5-2-3 Pressing

Die Linzer formierten sich im Pressing wie so oft im 5-2-3 und leiteten den Spielaufbau der Austria vom Zentrum weg auf die Außenverteidiger. Wurde der Ball dann auf die Flügel gespielt, attackierten die oberösterreichischen Flügelverteidiger aggressiv nach vorne. Das Leiten auf den Flügel funktionierte sehr gut, durch die drei Stürmer hatte der LASK eine gute Voraussetzung, die zentralen Mittelfeldspieler der Austria vom Aufbau abzuschneiden.

Beim Rausattackieren auf die Außenverteidiger zeigte man gutes Timing, tat sich jedoch etwas schwer im direkten Gewinnen des Balles, da die Austria immer wieder direkt vom Flügel in die Mitte weiterspielte, wo die Violetten prinzipiell 3:2 numerisch überlegen waren. Hier war Rückwärtspressing von den Stürmern gefragt, welche sich hierbei auch engagiert zeigten.

Wurde die Austria höher angelaufen und schon an ihrer eigenen Strafraumhöhe attackiert, suchten die zwei Linzer Sechser Peter Michorl und James Holland Mannorientierungen gegen den ballnahen Achter und den alleinigen Sechser der Wiener, um besser Zugriff zu erhalten.

Szene 1: Der LASK versperrt die Mitte zu fünft, Ranftl attackiert Salamon früh.

Direkter LASK im Ballbesitz

Im Ballbesitz war der LASK wie gewohnt sehr direkt, suchte über die Flügel öfter die spielerische Lösung, um mit schnellen, direkten Kombinationen Durchbrüche zu generieren. Durch die Flügelverteidiger, die Sechser und Flügelstürmer hatte man stets ein Dreieck am Flügel, das situativ durch die Unterstützung von Mittelstürmer Samuel Tetteh zu einer Raute wurde. Auf Basis dieser Kombination gab es im Anschluss meist sehr scharf gespielte Flanken in den Strafraum, der dynamisch besetzt wurde.

Generell war der LASK bemüht flach aus der Verteidigung herauszuspielen, positionierte sich hierbei recht breit und spielte scharfe Pässe aus der Mitte heraus, um so schnell wie möglich den Ball an die Flügelverteidiger zu bringen. Oft suchte auch Tormann Pavao Pervan die Flügel mit hohen Bällen auf die sehr breit positionierten Wingbacks. Jene waren es auch, die auch im Angriffsspiel enorme Laufarbeit verrichteten. Immer wieder hinter- und vorderliefen sie ihre Mitspieler auf den Flügeln um entweder Raum zu schaffen oder selbst anspielbar in der Tiefe zu sein. Meist wurden ihre Läufe jedoch von einem Austria Spieler aufgenommen, weshalb der LASK es nicht allzu einfach hatte auf rechts Durchbrüche zu generieren.

Auf rechts war man eher linear angelegt, weshalb man die kreierten Räume durch das Wegziehen eines Austrianers nicht effektiv nutzte. Auf links sah dies schon anders aus, Joao Victor zeigte nämlich auch öfters Dribblings nach innen und konnte etwas Variation in das Angriffspiel bringen.

 

Schnelle Ballzirkulation als Mittel

Direkte Kombinationen im zentralen Mittelfeld waren das beste Mittel der Gäste aus der Hauptstadt in der ersten Halbzeit. Demaku, Grünwald und Serbest positionierten sich stets im Dreieck und hatten so die Möglichkeit effektiv zu zirkulieren. Hinzu kam Holzhauser von rechts, der zwar nicht immer weit eingerückt, jedoch sehr spielmachend agierte. Immer wieder bot sich Holzhauser auf der Seitenlinie an und konnte von dort gut Einfluss auf das Spiel der Austria nehmen. Da sein Sichtfeld bereits nach innen gerichtet war, da er generell nach links innen orientiert war, konnte er immer wieder diagonale Dribblings oder Pässe spielen. Problematisch war jedoch des Öfteren seine Ballmitnahme: Zu oft versuchte Holzhauser den Ball mit seinem linken Außenrist zu kontrollieren. Dies limitierte seine Aktionsoptionen und machte sein Spiel für seine Gegenspieler etwas berechenbarer. Hätte er den Ball „offen“, also öfters mit rechts angenommen, dann wären nicht nur Aktionen nach innen, sondern auch nach außen möglich gewesen.

 

>>> Seite 2 – Austria stellt nach der Pause um

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