Salzburg bringt Lazio dazu, die Ordnung zu verlieren [Spielanalyse]
Red Bull Salzburg besiegt SS Lazio mit 4:1. Das Europa League-Halbfinale erreichte man auch deshalb, weil der Gegner die defensive Ordnung schleifen ließ - was eben aber auch an den Bullen lag.
Eine Spielanalyse von Georg Sander
Salzburg-Trainer Marco Rose hatte versprochen, sich taktisch etwas einfallen zu lassen, um das 5-3-2/5-2-3 von Lazio besser zu bespielen. Die gewählte Variante war eine 4-3-3-Grundordnung. Munas Dabbur wich vorne wie gewohnt auf links aus, Reinhold Yabo spielte zu Beginn auf dem rechten Flügel. Xaver Schlager, der Samassekou ersetzte, agierte in der Mittelfeldzentrale, Valon Berisha und Amadou Haidara flankierten ihn. Berisha hielt sich in diesem Spiel in der Rückwärtsbewegung über weite Strecken mehr oder weniger penibel an seine Defensivaufgaben. Wenn Lazio Angriffe fuhr, dann eher über die rechte Seite.
Die Laziali wiederum verlegten sich in ihrem gewohnten System weitgehend auf die Verwaltung des Vorsprungs. In der Anfangsphase hatte Salzburg 64 Prozent Ballbesitz. Zwar brauchten die Gäste ein bisschen, um in das Spiel hinein zu finden, mehr als ein Hwang-Abschluss nach einem schönen Diagonallauf nach Schlager-Zuspiel aus dem Mittelfeld nach vier Minuten schaute dabei nicht raus. Die Systeme am Feld lassen sich so gut illustrieren. In dieser Szene ist übrigens einer der wenigen Momente bis zur Mitte der zweiten Halbzeit illustriert, in dem Salzburg etwas Raum zwischen den Linien vorfand.
Salzburg wurde von Rom gerne weit gelockt, baute das Spiel nicht selten mit Ramalho und Caleta-Car in der letzten Reihe auf, davor positionierten sich die Außenverteidiger und zwei Mittelfeldspieler auf einer Linie, vorne die offensive Dreierreihe und – in dem Fall Haidara – ein Freigeist. Diese Freigeist-Rolle nahm dann später öfters Yabo ein. Lazio wiederum presste im 5-2-3, wenn sie hoch anliefen; oft aber verlegten sie sich auf das tiefe Verteidigen mit einem massivem 5-3-Block, der die Mitte abdichtete. Dazu wurden noch die Salzburger Spieler oft gedoppelt.
Diese offensive Ausrichtung der Salzburger hält mit dem 2-4 die Möglichkeit offen, einen tiefen Gegner Handball-mäßig zu beschäftigen, ohne den Rückraum komplett aufzugeben. Schließlich sind ja vier Spieler in der vorletzten Defensivreihe. Dabei dürfen einige Dinge nicht vergessen werden: Die Bullen kamen im ersten Durchgang so gut wie gar nicht in den Strafraum, im Gegenzug hätte Ciro Immobile bis zu seinem Treffer zum 1:0 wohl auch schon ein oder zwei weitere Tore machen können. Alexander Walke hielt Salzburg aber im Spiel. Dabei ist es vollkommen logisch, dass, wenn eine Mannschaft zwei Tore braucht und die andere nichts, Letztere mit acht, neun Spielern verteidigen kann und es einfach immer wieder probieren kann, ein oder zwei Konterspieler vorzuschicken.
Salzburg versuchte es auch im zweiten Durchgang zunächst eher spielerisch zu lösen. Bis zu dem Zeitpunkt, als Immobile dann sein schönes Tor machte. Salzburg ist in dieser Szene verdichtet ballnah und Luis Alberto kann dennoch einen vertikalen Pass auf Immobile spielen. Die Zuordnung stimmt bei den Bullen zwar nicht ganz, aber theoretisch ist man in der letzten Linie gut postiert. Irgendwann kommt dann eben ein Pass durch, den Immobile auch wirklich schön an Walke vorbei ins Kreuzeck legt.
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