Salzburg bringt Lazio dazu, die Ordnung zu verlieren [Spielanalyse] (2)
Red Bull Salzburg besiegt SS Lazio mit 4:1. Das Europa League-Halbfinale erreichte man auch deshalb, weil der Gegner die defensive Ordnung schleifen ließ - was eben aber auch an den Bullen lag.
Lazio verliert die Ordnung
Im Gegenzug traf Dabbur per abgefälschtem Schuss zum Ausgleich. Schon in den Minuten zuvor war Lazio etwas ungeduldig geworden und hatte die defensive Ordnung leicht schleifen lassen. Möglich machte das der Umstand, dass die Salzburger Offensivreihe mit Dabbur, Hwang und Yabo nun mehr unterwegs war, sich oft zentral positionierte. Auch Berisha verließ seinen Platz im linken Mittelfeld öfters. So konnten siutativ Überzahlsituationen geschaffen werden. Um dieses schrittweise verlieren der Ordnung zu illustrieren, helfen ein paar Beispiele. Klar ist, dass Salzburg bis zum 0:1 kaum Abschlüsse gesucht hatte. Das änderte sich dann schnell.
Yabo zieht durch kluges Passpiel fünf Spieler auf sich und öffnet Raum für die Mitspieler. Dass Dabbur durch einen abgefälschten Schuss trifft, mag zwar Glück sein, aber die Bullen versuchten es endlich.
Vor dem 2:1 durch Haidara sieht man die Adaptierungen. Berisha steht am linken Flügel, zentral sind Hwang und Yabo vor der letzten Lazio-Linie. Dadurch fehlte dann die Ordnung in der Gästedefensive, fast alle Abwehrspieler Lazios befinden sich im gelben Bereich. Haidara kann in den roten Bereich gehen und abschließen.
Die Szene vor dem 3:1 illustriert die mangelnde Ordnung. Salzburg ist in dieser Spielaufbauszene mit sechs Spielern zwischen der Fünferabwehr und dem Mittelfeld. Caleta-Cars Pass kommt durch, auch weil sich Radu und de Vrij nicht gut absprechen.
Lazio verliert sich
Lazio-Kapitän Senad Lulic sprach bei Sky Italien nach dem Spiel über die 15 Minuten der Bullen so: „Alles, was wir nicht hätten tun sollen, haben wir am Ende gemacht. Wir sind super gestartet, dann aber sind wir auseinander gefallen und es ist unerklärlich.“ Dabei ist es wie illustriert erklärbar. Nach dem 1:1 wurden die Abstände im römischen Defensivblock schlichtweg größer. Durch vermehrten Betrieb zwischen der Fünferkette und dem Mittelfeld passte die Zuordnung nicht mehr. Umgekehrt suchte Salzburg sofort nach dem 0:1 endlich Abschlüsse. Viel musste Rose in der Halbzeit dafür nicht umstellen. Berisha wurde etwas aus seiner Defensivarbeit entbunden, Yabo orientierte sich zentraler.
Freilich hätte Lazio auch nach dem 4:1 nach einem Eckball noch ein Tor schießen können. Aber es fehlte der Glauben. Dieses Spiel zeigt, wie auch das Hinspiel, gut auf, wie wichtig auf diesem hohen internationalen Niveau Konsequenz über 90 Minuten ist. Dass die Bullen das Spiel drehen konnten, lag nämlich weniger an beinharten taktischen Adaptionen, sondern mehr am Willen, endlich Abschlüsse zu generieren. Lazio muss wohl nach dem 1:0 gedacht haben, dass alles erledigt ist. Dann fehlen die paar Prozent, um die Räume weiterhin dicht zu machen. Der Gegner versucht freilich alles, kann vorne mehr Spieler positionieren, dadurch kommt die Ordnung durcheinander.
Red Bull Salzburg überzeugte letztlich damit, in den entscheidenden Situationen die eigenen Stärken im schnellen, direkten Spiel zu zeigen und steht verdient im Halbfinale der Europa League.