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Österreich presst gegen Spanien gut, aber nicht gut genug [Spielanalyse]

Österreich zeigte eine starke erste Spielhälfte, hatte jedoch in den zweiten 45 Minuten Probleme im Pressing und verlor die Partie knapp.

Eine Spielanalyse von Alex Belinger.

 

Gegen Spanien setze Teamchef Dominik Thalhammer auf eine zwischen 5-4-1 und 4-1-3-2 wechselnde Formation. Gegen die favorisierten Spanierinnen sollte die Fünferabwehr defensive Stabilität bringen, das Auftreten bei gegnerischem Ballbesitz stand in der Matchvorbereitung wohl im Fokus.

Flexibles Pressing

Die Mannschaft von Thalhammer wechselte zwischen Phasen mit Offensivpressing und Abwehrpressing, so wie man es von der Mannschaft bereits seit längerer Zeit kennt. Im Offensivpressing war die Formation ein 5-2-1-2. Billa und Burger bildeten die erste Pressinglinie und fokussierten dabei das Pressing auf die Innenverteidigerinnen Spaniens, dahinter blieb zumeist Feiersinger gegenspielerinnenorientiert auf Torrecila, der Sechserin. Die eingerückte Prohaska bildete mit Zadrazil das Zentrum vor der Abwehr, dessen Außenspielerinnen sich stets auf dem Sprung nach vorne befanden.

 

Geplant war es, den Spielaufbau auf Spaniens linke Innenverteidigerin zu lenken, um dann Balleroberungen zu forcieren. Dies klappte jedoch nicht ganz. War der Abstand zur linken Innenverteidigerin zu groß, dann konnte das Pressing problemlos aufgelöst werden. War der Abstand geringer, dann ließen sich die Spanienerinnen erst gar nicht darauf ein. Der Spielaufbau wurde durch das intensive Pressing dennoch erschwert und Spanien musste immer wieder zu langen Bällen greifen.

Offensivpressingszene im 5-2-1-2. Spanien lässt die österreichische Verteidigungslinie unbesetzt, weshalb Puntigam nach vorne gerückt ist. Aschauer ist links bereits auf dem Sprung nach vorne.

Im tiefen Pressing formierte sich Österreich in einer 5-4-1-Formation. Burger blieb zumeist in vorderster Position als Stürmerin, dahinter reihte sich das Vierermittelfeld mit Prohaska, Zadrazil, Billa und Feiersinger auf. Sowohl horizontal als auch vertikal waren die Abstände sehr eng, Spanien wurde nur auf dem Flügel etwas Platz gegeben. Doch die Spanierinnen probierten es am Anfang vor allem mit Kombinationen durch das Zentrum. Ein äußerst schwieriges Unterfangen, denn Österreich hielt den Zwischenlinienraum klein und bot extrem wenig Platz innerhalb des Defensivblocks. Dies führte dazu, dass sich viele Spanierinnen außerhalb des Blocks anboten und dafür weiter vorne hohe Unterzahlsituationen hatten. Österreich ließ sich allerdings nicht rauslocken, verschob in Ruhe und öffnete dabei keine Räume innerhalb der Formation. In der ersten Spielhälfte fanden die Spanierinnen mit ihrem 4-3-3 gegen diese Defensive keine Lösungen, verloren regelmäßig bei ihren Zentrumskombinationen den Ball und konnten sich keine Torchancen rausspielen.

 

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

Das tiefe 5-4-1-Pressing von Österreich

Auffällig war neben der hohen Intensität im Spiel gegen den Ball auch, wie oft die Österreicherinnen unterschiedliche Positionen einnahmen. Nach dem Prinzip der kürzesten Wege nahmen die Spielerinnen nach Ballverlust verschiedene Positionen ein und füllten so unterschiedliche Aufgaben gut aus. Burger etwa verteidigte häufig auch als zentrale Mittelfeldspielerin, Zadrazil rückte statt Feiersinger teilweise auf die Position im offensiven Mittelfeld im 5-2-1-2.

Hatte Österreich den Ball, so gab es eine dritte Formation zu sehen: aus dem 5-2-1-2 und 5-4-1 wurde ein 4-1-3-2. Puntigam hatte wieder eine Switch-Rolle, bei der sie von der linken Innenverteidigerposition in das defensive Mittelfeldrolle rückte. Dies führte nach Ballverlusten immer wieder kurzzeitig zu freien Räumen vor der Abwehr, wenn sich von Puntigam von dort aus zurückfallen ließ, konnte aber von den Spanierinnen nicht genützt werden. Billa war die zweite Spitze neben Burger, dahinter gab es eine sehr eng spielende Dreierreihe mit Prohaska, Zadrazil und Feiersinger. Der Fokus lag auf langen Bällen in die Spitze, die Dreierreihe dahinter sollte dann die zweiten Bälle erobern. Diese enge Besetzung an und vor der spanischen Verteidigungslinie war für diese unangenehm zu verteidigen, die zweiten Bälle landeten regelmäßig bei den Österreicherinnen, welche stets gut gegenpressten. Interessant waren auch die gegenläufigen Bewegungen in der Offensive. Öfters kam eine Stürmerin weiter entgegen während eine Mittelfeldspielerin durchlief und die Tiefe attackierte.

In der ersten Spielhälfte hatte Österreich das Spiel unter Kontrolle. Spanien hatte zwar mehr Ballbesitz, konnte damit aber kaum etwas anfangen. Die Mannschaft von Dominik Thalhammer hingegen strahlte weitaus mehr Gefahr aus, konnte sich mehrmals auf der rechten Angriffsseite gut durchsetzen und durch Ballberoberungen im Pressing oder Gegenpressing eine schlecht organisierte Defensive attackieren. Pech hatte Österreich, als Zadrazil die größte Möglichkeit vergab und nur die Stange traf.

 

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