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Ein Derby kommt selten alleine. Zum Glück – und auch leider. [G'schichtldrucker]

Am Sonntag kommt es zur 336. Auflage des Wiener Derbys. Der 90minuten.at G'schichtldrucker hat sich die Geschichte des Derbys in Europa angesehen. Und dabei Sitte und Unsitte entdeckt.

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Derby also mal wieder. Heutzutage wird ja schon fast jedes Duell zum Derby hochstilisiert. Kasnudel-Derby vernahm der G'schichtldrucker blutenden Ohres neulich zum Spiel Wolfsberger AC gegen Austria Klagenfurt. Niederösterreich-Derbys gibt’s in Liga Zwa mehrere, beispielsweise zwischen Horn und St. Pölten, aber auch Amstetten und Horn sowie Amstetten und St. Pölten. Diese Spiele haben ungefähr so viel Derbycharakter wie das Packderby, wie einmal Spiele zwischen Sturm und dem WAC genannt wurden. Hierzulande nennt man weiters auch Spiele zwischen [Verein aus] Innsbruck und [Verein aus] Salzburg Westderby, obwohl eigentlich ein Vorarlberger Klub ebenfalls in der Bundesliga spielt und das ist alles verwirrend. Inflationär könnte man die Bezeichnung Derby für Spiele zwischen irgendwem nennen.

Das älteste seiner Art ist übrigens FC Sheffield gegen FC Hallam. Dieses Spiel fand 1860 erstmalig statt. Eine echte Definition von Derby wäre ja wirklich ein Duell zwischen Klubs aus einer Stadt, der Begriff geht auf den „Shrovetide Football“ zurück, einem rugbyartigen Wettkampf zweier benachbarter Dörfer eben in Derbyshire, der seit dem 12. Jahrhundert alljährlich zu Ostern ausgetragen wird. So weit, so gut. Insofern ist AC gegen Inter ein Derby, umgekehrt und komischerweise auch das Derby d'Italia, das aber wiederum zwischen Juventus und Inter ausgetragen wird, also Turin und Mailand, was wiederum zwei unterschiedliche Städte sind. Aber auch das Nordderby zwischen dem HSV und Werder Bremen existiert, überhaupt gibt es in Deutschland für fast jede Paarung irgendeine Derbybezeichnung.

Wikipedia, das Wissen der Welt, kennt 108 verschiedene Einträge. Etwa neben dem Old Firm zwei New Firms. Also einmal Aberdeen gegen Dundee statt Rangers gegen Celtic und einmal Bröndby gegen Kopenhagen. Wem auch immer das so eingefallen ist. Auch das Moskauer Stadtderby, das lange zwischen Dynamo und Spartak augetragen wurde ist heutzutage Spartak gegen ZSKA, irgendwas mit Fans ist der Grund. Es gibt auch ein Elb-Clasico, zumindest in der Enzyklopädie, zwischen Dynamo Dresden und Magdeburg. Derby ist im Endeffekt dann, wenn irgendwas lange genug mit Rivalitäten aufgeladen ist. FAC gegen Union Mauer wird wohl nie eines, auch wenn beide theoretisch aus einer Stadt kommen.

 

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Darum retour zu den faszinierenden Duellen. Die heißblütigsten Derbys sind wohl mit Sicherheit einige der ältesten. Eben das Old Firm in Glasgow oder das Superclásico in Buenos Aires zwischen den Boca Juniors und River Plate. Das Merseysidederby zwischen Liverpool und Everton. Das Belgrader Stadtderby. Alles mit viel Tradition! In Österreich ist das wichtigste Derby dann auch bekanntlich jenes zwischen der Austria und Rapid. Es ist zudem das zweitälteste, durchgehend gespielte Derby nach dem Old Firm.

1911, am 8. September, fand das Wiener Derby auf dem WAC-Platz neben der Jesuitenwiese erstmalig statt, die Austria hieß damals noch Amateure. Die restlichen, mittlerweile insgesamt 335 Pflichtspiele, bieten auch Stories en masse. Aber nicht heute. Heute erfreuen wir uns an dem Gedanken an dieses geschichtsträchtige Duell. Auch wenn es schon seit vielen Jahren nicht mehr um die Nummer eins in der Tabelle, sondern die Nummer eins in Wien geht. Letzteres ist bei Derbys meistens sowieso entscheidender.

 

>> Der Themenschwerpunkt Rapid & Austria auf einen Blick

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