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Als Rapid den Bayern die Lederhosen auszog [G'schichtldrucker]

Der FC Bayern München war nicht immer die Urgewalt im europäischen Klubfußball. Im Europacup konnte nur ein Team einmal den Stern des Südens zum erlöschen bringen.

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Der Fußball schreibt manchmal komische Geschichten. Regelmäßig erzählt der 90minuten.at-G'schichtldrucker eine dieser Stories.

 

Österreich und Deutschland, Deutschland und Österreich, das ist eine komplexe Beziehung. Von Cordoba über das Rapid-3:0 gegen den HSV im Jahre 2009 bis hin zu Red Bull Salzburgs Sieg gegen Borussia Dortmund erfreut der Sieg eines heimischen Fußballteams gegen den großen Nachbarn bzw. Bruder den Fußballfan sehr. Zumindest in Österreich. Da feiert man auch den Foda'schen Testsieg zu Klagenfurt im Jahre 2018. Irgendwie witzig, dass Alessandro Schöpf das Siegtor schoss, aber wir schweifen ab. 16 Spiele zwischen dem FC Bayern und österreichischen Vertretern zählt die Historie. Die erste Duelle fanden aber nicht international statt, sondern in der dunkelsten Zeit der Geschichte.

Die ersten Spiele zwischen österreichischen Vereinen und dem FC Bayern fanden im Rahmen des Tschammerpokals statt, gegründet von Hans Tschammer im Jahre 1935. Er war Reichssportführer und ließ sich der Nationalsozialist den Vorläufer des DFB-Pokals einfallen. Am 30. April 1939 spielte Rapid im Rahmen des Pokals gegen die Bayern, die Hütteldorfer gewannen, wie auch das Turnier. Im Halbfinale verlor der Wiener Sport-Club gegen FSV Frankfurt, Georg Schors, Johann Hofstätter und Franz Binder schossen die Wiener zum Titel. 1940 warfen die Münchner in Runde 4 die Vienna aus dem Bewerb, in Runde 5 besiegte der WSC die Bayern. 1941 musste sich die Austria mit 1:5 geschlagen geben. 

 

Der Rapid-Sieg

Zum Eingangs erwähnten Statement, die Bayern wären lange Zeit kein Topteam: Mit Ende des 2.Weltkriegs hatten Rapid und die Münchner gleich viele deutsche Meistertitel geholt. Die Bayern 1932 und dann erst wieder 1969. Aber der Reihe nach. 1963/63 trafen die Deutschen wieder auf einen österreichischen Klub, nämlich die Vienna, im Rahmen des International Football Cups. Dieser Bewerb war für Klubs offen, die nicht Landesmeister, Cupsieger oder Messepokalteilnehmer waren, vielleicht letztlich sowas wie die Europa Conference League, wenn man will. Jedenfalls brachte sich die Vienna im Juni und Juli 1963 mit einem Heim-2:2 und einem Auswärts-1:2 um die Chance, das Finale „dahoam“ auf der Hohen Warte zu spielen. Dort gewann dann später Slovnaft Bratislava gegen Polonia Bytom. Aber wir schweifen ab.

Wenig später, 1966/67, traf nun der SK Rapid im Viertelfinale des Pokals der Pokalsieger im Februar und März auf den FC Bayern. Das Hinspiel fand in Wien im Prater statt, 43.825 Fans sahen, wie August Starek in der 48. Minute ein Tor schoss - Starek war als 'Typ' einer, der auch mal blank zog, aber das würde den Rahmen sprengen. Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Co. fiel nichts ein bzw. der Ball nicht in das gegnerische Tor. Der Sieg war perfekt. Im Rückspiel an der Grünwalderstraße stand es gut eine Stunde 0:0, bis Rainer Ohlhauser den Vorsprung aus dem Hinspiel egalisierte. Kurz darauf sah SCR-Kicker Walter Seitl die Rote, die Gäste brachten das Ergebnis aber über die Zeit. In der 106. Minute schlug schließlich Gerd Müller zu, Rapid war raus, die Lederhosen ausgezogen, auch wenn das damals noch nicht so möglich war, wie wir gleich lernen.

 

Wie war das mit den Lederhosen?

Es folgten noch einige Versuche österreichischer Teams, die Bayern zu schlagen. Jeweils im Pokal der Landesmeister im Achtelfinale versuchte es die Austria in den 80ern. 1985 (4:2, 3:3) und 1986 (2:0, 1:1) konnten nur je ein Remis erreicht werden. Im selben Jahr wurden die Münchner übrigens Rekordmeister, mit den drei Landesmeistercup-Siegen 1974-76 war man schon zuvor in den erlauchten Kreis der europäischen Topteams aufgestiegen. In der Champions League-Gruppenphase 2005/06 versuchte es Rapid wieder. Im Hinspiel verlor die Hickersberger-Elf mit 0:1, Jozef Valachovic verschoss in der 81. Minute einen Elfmeter. In München machten die Bayern kurzen Prozess, 4:0 lautete das Endergebnis. Salzburg versuchte schon 2020/21, ebenfalls in der Königsklasse, die Bayern zu bezwingen, verlor aber mit 6:2 und 3:1, also geht es nun um den nächsten Versuch, den Münchnern die Lederhosen auszuziehen.

Bleibt nur noch eines zu sagen: Dem FC Bayern München zieht man die Lederhosen laut dem ehemaligen Kaiserslautern-Stadionsprecher Udo Scholz deshalb aus, weil er 1980 einmal unweit von München Urlaub machte. Im Forsthaus Höhlmühle zu Murnau war Scholz zugange, als im Laufe des Abends ein paar schon bediente Herren, einer mit Lederhose, reinkamen. „Zieht's dem Buam die Lederhose aus“, soll gefallen sein. Scholz machte sich auf den Heimweg, hörte das Beatles-Lied „Yellow Submarine“ und genau deshalb versuchen die Bullen, dem deutschen Rekordmeister nun die Lederhosen auszuziehen. Im ersten Versuch fehlten nur wenige Minuten.

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