Mit einem souveränen 4:1-Sieg gegen Austria Klagenfurt hat die Ära von Maximilian Ritscher an der LASK-Seitenlinie erfolgreich begonnen. Der 31-Jährige beerbt Markus Schopp bis Saisonende, wie es langfristig weitergehen soll, ist offen.
LASK-Interims-Trainer Ritscher: "Die Situation ist nicht einfach" >>>
Über die vergangenen fünf Jahre - seit April 2020 - überwachten sieben vollwertige Cheftrainer das Geschehen in Linz, ein Spitzenwert, den man sich nur mit Altach teilt. Kürzer als auf dem Froschberg amtieren Trainer nirgendwo - der Bundesligaschnitt wird von der WSG Tirol und Blau-Weiß Linz gehoben, läge aber auch ohne Ausreißer deutlich über dem LASK.
Der LASK im Liga-Vergleich seit April 2020:
Trainer | Amtszeit | |
---|---|---|
LASK | 7 | 302 Tage |
Bundesliga-Schnitt | 3,9 | 736 Tage |
Die Sprunghaftigkeit unterstreicht, dass immer wieder Trainer gehen müssen, die eigentlich noch langfristig unter Vertrag stehen würden. Markus Schopp reiht sich in eine inzwischen längere Liste ein - in dieser Quantität ist das auch als nennenswerte finanzielle Belastung für die Klubfinanzen zu sehen.
Restvertragsdauer zum Zeitpunkt der Trennung:
Trainer | Tage |
---|---|
Markus Schopp | 1031 |
Andreas Wieland | 790 |
Valérien Ismaël | 720 |
Thomas Darazs | 666 |
Didi Kühbauer | 391 |
Dominik Thalhammer | k.A. |
Thomas Sageder | k.A. |
90minuten stellt einige zentrale Personalien aus der sportlichen Leitung vor, die der LASK über die letzten Jahre vor die Tür gesetzt hat:
Valérien Ismaël (Trainer & Sportdirektor)

Von | Bis | Punkteschnitt | Spiele |
---|---|---|---|
01.07.2019 | 11.07.2020 | 1,98 | 50 |
Die Amtszeit von Valérien Ismaël endete im Juli 2020 in einem großen Chaos.
Unter dem Franzosen konnte der LASK den Bundesliga-Grunddurchgang mit sechs Punkten Vorsprung gewinnen und zog ins Achtelfinale der Europa League ein - die Fußstapfen seines Vorgängers Oliver Glasner waren groß, viel mehr hätte aber auch er nicht aus der Mannschaft holen können. Nach einer dreimonatigen pandemiebedingten Pause zwischen März und Juni ging dann aber plötzlich gar nichts mehr.
Da war der Eklat um unerlaubte Trainingseinheiten während eines Lockdowns samt Nachwirkungen, dann auch noch ein Konflikt hinter den Kulissen rund um Vizepräsident Jürgen Werner und den Präsidenten Siegmund Gruber. Ismaël wurde unglücklich Opfer einer turbulenten Phase des Vereins, die Statistik spricht heute noch für den 49-Jährigen: Ein Punkteschnitt von 1,98 und über 100 Tore in 50 Spielen - Zahlen, die für keinen seiner zahlreichen Nachfolger erreichbar waren.
Dominik Thalhammer (Trainer & Sportdirektor)

Von | Bis | Punkteschnitt | Spiele |
---|---|---|---|
11.07.2020 | 13.09.2021 | 1,69 | 58 |
Nach neuen Jahren als Teamchef des ÖFB-Frauen-Nationalteams wagte Dominik Thalhammer den Schritt zurück in den Vereinsfußball - nach einem Jahr und zwei Monaten war er beim LASK wieder Geschichte.
Begonnen hat alles eigentlich sehr ordentlich: Beim ersten Pflichtspiel gegen Manchester United im Old Trafford verkauften sich die Linzer teuer und mussten sich nur knapp geschlagen geben. Bis März konnte sich die Mannschaft in der Bundesliga von mehreren Konkurrenten absetzen und lag auf Platz drei, die Punkteteilung machte den Vorsprung zunichte.
Der dichte Terminkalender im Frühjahr 2021 wurde dem LASK zum Verhängnis, auch das Cupfinale gegen Salzburg ging verloren. Nach einem Sommer mit mehreren schmerzhaften Abgängen - zum Beispiel Gernot Trauner und Reinhold Ranftl - misslang der Saisonstart in die Spielzeit 2021/22, das langfristig geplante Projekt mit Thalhammer wurde vorzeitig beendet.
Im 90minuten-Interview analysierte der 54-Jährige, der wie sein Vorgänger eine Doppelrolle als Sportdirektor und Trainer innehatte, seinen Ex-Verein: "Den LASK hat lange eine gewisse Identität ausgezeichnet. Natürlich kann mangelnde Konstanz im Trainerbereich Probleme mit sich bringen, wenn ständig neue Ideen hineingebracht werden, ist das nicht einfach. Für Vereine ist es wichtig, Klarheit zu haben. Vielleicht auch eine Identität, damit Fans und Sponsoren spüren, wofür der Verein steht und welche Werte er verkörpern will. Da ist der LASK in einer Findungsphase und muss sich entscheiden, in welche Richtung es gehen soll."
Andreas Wieland (Trainer)

Von | Bis | Punkteschnitt | Spiele |
---|---|---|---|
14.09.2021 | 03.05.2022 | 1,63 | 32 |
Nach einem horrenden Saisonstart im Sommer 2021 musste Dominik Thalhammer seinen Hut nehmen, Wieland war der logische Kandidat für eine Zwischenlösung aus den eigenen Reihen. Übernommen hat der damals 38-Jährige den Verein auf Platz 11, über die nächsten Runden konnte der LASK zwei Plätze gutmachen - für den neuen Sportdirektor Radovan Vujanović Grund genug, um Wieland mit einem langfristigen Vertrag auszustatten.
Gezeichnet war seine Amtszeit von beständiger Inkonstanz, eine nachhaltig positive Entwicklung blieb aus. Die sieben Bundesliga-Siege unter Wieland wurden gegen Altach, WSG Tirol, Admira, Ried und die Wiener Austria gefeiert - nicht genug für einen Verein, der im Vorjahr Tabellenvierter war. Nach einem 0:4 gegen die WSG Tirol als Schlusspunkt musste auch Wieland wieder gehen - sein größter Erfolg war das Erreichen des Conference-League-Achtelfinales.
Eine überraschende Wendung gab es im vergangenen Jahr: Wieland ist zurück im Verein und derzeit als Technischer Direktor und Trainer der Amateure im Amt. Nachgesagt wird ihm ein guter Draht zu CEO Siegmund Gruber, mit Sicherheit kein Nachteil für die spätere Karriere in Schwarz-Weiß.
Radovan Vujanović (Sportdirektor)

Von | Bis |
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17.09.2021 | 03.09.2024 |
Durch die Trennung von Dominik Thalhammer klaffte im September 2021 eine Lücke in der sportlichen Hierarchie der Linzer, sie wurde mit einem Ex-Spieler, Radovan Vujanović, gefüllt.
Der Serbe kam aus der vierten Liga von ASKÖ Oedt und war bis März 2023 zuerst als Sportdirektor und dann bis zur Trennung eineinhalb Jahre später als Geschäftsführer Sport ein zentraler Faktor für Erfolge und Fehlschläge auf dem Transfermarkt.
Vujanović hat mehrere Spieler zum LASK gelotst, die sich positiv entwickelt haben, allen voran Marin Ljubičić. Auch die Verpflichtungen von Branko Jovičić, Philipp Ziereis und Robert Žulj gehen auf seine Kappe. Unumstritten war die Kaderplanung des Serben aber keinesfalls: Für jeden Goldgriff findet sich eine Enttäuschung - mehrere Neuzugänge konnten in Linz nie wirklich Fuß fassen.
Mit der Zeit wurde die eingespielte Truppe um verlässliche Stammkräfte wie Peter Michorl, Philipp Wiesinger, Felix Luckeneder und Rene Renner umgebaut, um Platz für junge, entwicklungsfähige Legionäre zu schaffen - eine Strategie, die sich bis dato nicht konstant positiv auf die sportliche Leistung ausgewirkt hat.
Didi Kühbauer (Trainer)

Von | Bis | Punkteschnitt | Spiele |
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03.05.2022 | 30.06.2023 | 1,73 | 41 |
Ein "Riesenpotential" sah Didi Kühbauer bei seiner Vorstellung als LASK-Coach im Mai 2022. Den verbalen Schlagabtausch, den man sich damals noch zwischen Pasching und Hütteldorf lieferte, hatten alle Beteiligten rasch vergessen.
Wer Didi holt, bekommt natürlich Kühball: Das ist in der Regel nicht der modernste Kick, aber ein sehr effizienter und meistens auch recht ansehnlicher. Zunächst klappte das kaum, die Athletiker verpassten das Europacup-Playoff-Finale. In der Folgesaison 2022/23 führte Kühbauer den Klub bis ins Cuphalbfinale, wo man am späteren Sieger Sturm Graz scheiterte. In der Liga erreichte der Verein Rang drei. Für gut zwölf Monate eine passable Aufbauarbeit.
Insofern überrascht es wenig, dass die Gazetten dann "Knalleffekt" titelten. Schuld waren "Auffassungsunterschiede bei der Kaderplanung für die nächste Saison", was in der Rückschau überraschend bis witzig ist, sieht man sich die zahlreichen Kaderbewegungen bei den Athletikern an.
Ralph Muhr (Technischer Direktor & Akademieleiter)

Von | Bis |
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01.07.2022 | 06.01.2024 |
Was Technische Direktoren genau machen, ist weniger offensichtlich als bei Sportdirektoren und Trainern. Ralf Muhr weiß aber jedenfalls, wie die Entwicklung eines Vereins vonstattengehen kann: Der erfahrene Funktionär leitete lange die Austria-Akademie und stieg später zum Sportchef auf. Beim LASK sollte er in der 2022 neu geschaffenen Position als "Bindeglied zwischen Profis, Akademie und Nachwuchs" fungieren.
Wenn die Aufgabe des Technischen Direktors nun ist, den Verein weiterzubringen, dann ist das Experiment nicht wirklich aufgegangen. Die Kampfmannschaft landete 2022/23 auf dem soliden dritten Platz, die Juniors waren zu Saisonbeginn in den LASK Amateuren aufgegangen, schafften den zweiten Platz in der Regionalliga Mitte. Muhr zu verdanken hat der LASK die Kooperation mit dem SKU Amstetten, dank der einige Talente weiterhin in der 2. Liga unterkommen können.
Gehen musste er im Jänner 2024, um Rückkehrer Andreas Wieland Platz zu machen. Muhr hätte eine andere Position im Verein übernehmen können, entschied sich aber dagegen und arbeitet inzwischen für die Admira.
Thomas Sageder (Trainer)

Von | Bis | Punkteschnitt | Spiele |
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01.07.2023 | 10.04.2024 | 1,49 | 37 |
"Jäger" der Klubs, die in den letzten Jahren näher an Salzburg herangekommen sind - So bezeichnete Thomas Sageder gegenüber 90minuten im Winter 2024 seine Aufgabe. Zwei Monate später wurde er durch Thomas Darasz ersetzt.
Bei seiner Vorstellung nach der Saison 2022/23 unter Didi Kühbauer verwies man auf seine Tätigkeit als Co-Trainer bei Oliver Glasner sowie des FC Liefering. Sageder durfte übrigens mit zahlreichen Neuzugängen starten, nachdem der Transfer von Keito Nakamura Millionen in die Kasse gespült hatte.
Dass man ihn im April 2024 von seinem Posten entfernte, ist isoliert betrachtet folgerichtig. In der Europa-League-Gruppenphase verließ man (trotz ansprechender Leistungen) den Platz fünfmal als Verlierer, im Cup setzte es ein Viertelfinal-Aus (wenn auch gegen Salzburg), in der Liga holte er in den letzten zehn Spielen nur zwei Siege. So verständlich das bei dieser Performance ist, so auffällig ist es, dass man sich nicht die notwendige Zeit gibt, um unerfahrene Cheftrainer Fuß fassen zu lassen.
Thomas Darazs (Trainer)

Von | Bis | Punkteschnitt | Spiele |
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10.04.2024 | 03.09.2024 | 1,33 | 15 |
Der 47-jährige Wiener beerbte im April 2024 Thomas Sageder, relevante Vorerfahrungen standen damals nicht im Lebenslauf. Er war Sportchef der Akademie des LASK und verfügbar, ausgestattet mit der Pro Lizenz und vorher eineinhalb Jahre Co-Trainer von Andreas Wieland; ansonsten trainierte er, lange als Co-Trainer, unterklassige Vereine im Osten Österreichs.
Nicht unbedingt die Vita eines Coaches, der einen Klub wie den LASK führen könnte. Den Fußball erachtete man vor einem Jahr als ansehnlich, im Saisonfinish gab es ein 3:1 gegen Salzburg, ein 5:0 gegen den SK Rapid. Dem gegenüber standen nur eine Niederlage gegen TSV und eine Zerlegung durch die "Bullen" in der letzten Runde (1:7), die aber letztlich bedeutungslos war. Rang drei konnte sich sehen lassen. Die Europa-League-Quali verpasste man gegen die biederen Rumänen von FCB, in acht Spielen in allen Bewerben konnten nur Union Gurten und Hartberg besiegt werden.
Am Ende war es verständlich, mit ihm in die neue Saison zu gehen, die Ergebnisse zu Beginn der aktuellen Spielzeit sind aber überall gute Argumente für einen Rauswurf. Wie sich jetzt zeigt: Der Kader gibt vielleicht nicht mehr her.
Markus Schopp (Trainer & Sportdirektor)

Von | Bis | Punkteschnitt | Spiele |
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03.09.2024 | 21.04.2025 | 1,68 | 31 |
Erst Anfang September 2024 kürte der LASK Markus Schopp zum Trainer und Sportdirektor. Die Entwicklungen der letzten Wochen, so CEO Siegmund Gruber damals in einer Aussendung, veranlassten die Athletiker, Thomas Darasz nach einem halben Jahr vor die Tür zu setzen. Selbiges widerfuhr nun Schopp, man ist wieder mit der "sportlichen Entwicklung" unzufrieden.
In Bezug auf die Leistungen im Lande ist das ein seltsames Wording. Der LASK hat Salzburg aus dem Cup geworfen und flog gegen den WAC erst im Elferschießen raus. In der Bundesliga hat man die Meistergruppe um zwei Punkte verpasst, hatte bis zum 22. Spieltag bei Sturm noch Chancen, oben anzudocken. Der Fußball mag nicht immer schön anzusehen sein, aber man gewinnt die Spiele, in denen man aktuell haushoher Favorit ist – was das schön spielen bekanntlich nicht unbedingt einfach macht.
Die fehlenden Zähler sind wohl eher beim Saisonstart mit fünf Niederlagen in Folge zu suchen – nur eine davon verantwortete Schopp. Die Conference League war natürlich grausam in beinahe jeder Hinsicht und geht auf ihn. Aber diese war schon am 19. Dezember vorbei. Eine vergebene Chance auf Impulse. Die verpasste man auch nach der Tabellenteilung. Immerhin: Der neue Coach geht mit vier Siegen in Folge ins Saisonfinale.
Christian Gratzei (Head of Football Operations)

Von | Bis |
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15.01.2025 | 21.04.2025 |
Zwischen Christian Gratzeis Amtsantritt im Jänner 2025 und seiner Beurlaubung am Montag liegen gerade einmal 96 Tage. Der 43-Jährige hatte sich unter Markus Schopp und später Manfred Schmid in Hartberg vom Torwart- zum Co-Trainer hochgearbeitet, in Linz wurde er als "Head of Football Operations" präsentiert.
Gratzei kam auf Wunsch von Schopp, um ein Bindeglied zwischen Geschäftsführung und sportlicher Leitung zu bilden - die Trennung unterstreicht die Härte des neuerlichen Kurswechsels: Nicht nur der Trainer/Sportdirektor geht, parallel werden die von ihm ausgedachten Strukturen gleich mit eingerissen. Mit einem Technischen Koordinator, einem Sportkoordinator, einem Teammanager und einem Technischen Direktor ist der LASK aber mit oder ohne Gratzei ohnehin breit - vielleicht zu breit - aufgestellt.
Die Zweite des LASK (LASK Amateure OÖ)

Wer hoch hinaus will, muss seine Talente möglichst weit oben ausbilden. Summa summarum kopiert der LASK im Rahmen einer Spielgemeinschaft das Modell Liefering. Diese wurde gegründet, um das Verbot von Zweitvertretungen in der zweiten Leistungsstufe zu umgehen - in der 2. Liga sind nun bis zu drei zweite Mannschaften erlaubt, sicher ist sicher. Als "eigenständiger" Verein gibt es keinen Zwangsabstieg, dafür Fördergelder und Co.
Allerdings auch Einschränkungen, denn die Anzahl der Kooperationsspieler ist begrenzt; im Gegensatz zu den echten Zweitvertretungen. Die Juniors platzierten sich dann drei Jahre im Tabellenmittelfeld, 2021/22 ging es runter. Zweimal landete man im Spitzenfeld, aktuell muss man um den Klassenerhalt in der Regionalliga bangen.
Dabei verfolgt eine zweite Mannschaft nur bedingt sportliche Ziele, sondern versucht, Spieler für die "Erste" fit zu machen. Der Output ist eher enden wollend. Marko Raguž lief früher 50 Mal für den Klub auf, Andrés Andrade 36 Mal, Keito Nakamura 14 Mal, aber das war zwecks Akklimatisierung und dafür hätte die Regionalliga auch gereicht.
Im aktuellen Kader befindet sich mit Tobias Laval eigentlich nur ein "intern" ausgebildeter Spieler. Ansonsten fungiert der Verein gegenwärtig als Sammelbecken für junge Spieler aus aller Welt, um sie vielleicht an die erste Mannschaft heranzuführen. Mit eben eher ausbaufähigem Erfolg.