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Von Grazer Zahlendrehern und einem Partyzug [Zuschauer:innencheck Bundesliga, 32. Runde]

Nach drei Runden mit einem Schnitt von 9.757 fällt die Liga am letzten Spieltag zurück auf 7.670. Ganz voll war nur ein Stadion.

+ + 90minuten.at PLUS - Ein Zuschauer:innencheck von Daniel Sauer + +

 

Für die meisten Vereine der Bundesliga ist die Saison vorbei. Zeit für eine erste Bilanz: Mit 7.498 Zuschauer:innen im Schnitt konnte man sich gegenüber der Vorsaison leicht steigern – da waren es 7.300. Eigentlich gut, oder? Eine Steigerung ist eine Steigerung, viele Menschen gehen immer noch gern ins Stadion. Jetzt muss man natürlich bedenken, dass der LASK mit dem neuen Stadion doppelt bis dreimal so hohe Zahlen schreiben kann, wie zuvor. Außerdem waren 2022/23 alle großen Vereine in der Meistergruppe vertreten, zwei Wiener Derbys zusätzlich korrigieren auch noch einmal nach oben. Immer noch gut? Das Gefälle zwischen Topklubs und "kleinen" Vereinen wird jedenfalls größer.

Inzwischen steht auch fest, wer nächste Saison neu in die Bundesliga einsteigt: Blau Weiß Linz schafft den Sprung nach oben letztendlich doch noch, und bringt ein neues Stadion mit. Der Zweitliga-Schnitt von knapp 1.000 Fans wird 2023/24 definitiv steigen, im Sommer sollten die Bauarbeiten fertiggestellt sein – 5.387 Zuschauer:innen finden in der neuen Heimat Platz. (>> Mehr zum Aufsteiger lest ihr im Momentum am Montag)

 

"Partyzug" nach Innsbruck - Abschied in Ried

Altach hatte den Klassenerhalt fixiert, die WSG den Einzug ins Europacup-Playoff verpasst – im Innsbrucker Tivoli ging es am Freitag eigentlich um nichts. 2.350 Fans waren dann unterm Strich aber doch um mehrere hundert mehr, als bei den letzten direkten Duellen in Tirol – die WSG hat in der laufenden Saison schon deutlich schlechtere Zahlen geschrieben. Ihren Anteil daran gehabt haben werden wohl die Vorarlberger: Für das letzte Saisonspiel hat der SCR einen Sonderzug organisiert, über 200 Fans tuckerten damit rund drei Stunden nach Innsbruck. Der Verein schrieb dabei selbst vom "Partyzug gen Tirol". Mit Trainer Klaus Schmidt und Urgestein Emanuel Schreiner verabschiedete der Verein sich auswärts endgültig von zwei wichtigen Figuren, letzterer traf sogar noch zum Ausgleich. Auch die Tiroler mussten sich von zwei Leistungsträgern verabschieden: Tim Prica und Žan Rogelj.

Was in Ried passiert ist, war eigentlich zu erwarten. Auch für die Sportvereinigung ging es am Freitag gegen den WAC um nichts mehr, außer vielleicht um die Würde, mit der man sich aus der Bundesliga verabschieden wollte. Der Kontrast zwischen den letzten beiden Heimspielen fällt hier besonders deutlich aus: Beim "Showdown" gegen den SCR Altach war das Stadion ausverkauft, für Ried längst keine Selbstverständlichkeit. Zwei Wochen später waren nur mehr 2.630 Fans dabei, also um 4.670 weniger – die Zuschauer:innenzahl hat sich um fast zwei Drittel verringert. Für die "Wikinger" ist es der niedrigste Wert der Saison, auch der Vergleich mit anderen Heimspielen gegen den WAC schaut nicht gut aus. In der Regel waren zuletzt 3.500 bis 4.000 Fans da. Ein schwacher Trost: Sollte man die Fans vom Freitag in die 2. Liga mitnehmen können, wäre man dort zumindest ganz vorne mit dabei.

 

Austria Lustenau unter sich - Bestwert in Klagenfurt

Mehr zu feiern gab es ein weiteres Mal in Lustenau, vor 4.296 Fans wurde der Einzug ins Europacup-Playoff fixiert. Während normalerweise nicht ganz klar ist, welchen Anteil die Gästefans an der Gesamtzahl haben, stand für Freitag fest: Das Reichshofstadion war ganz in Vorarlberger Hand – der TSV Hartberg hat auf den Gästesektor verzichtet. Damit wurde erstmals seit dem Derby gegen Altach (Ausverkauft, 4.590) wieder die 4.000er-Marke geknackt, zum neunten Mal in 16 Heimspielen. Gegenüber dem Hartberg-Heimspiel Mitte August konnte man sich um 500 Fans steigern, gegenüber den Zweitligaduellen der beiden Vereine sogar verdoppeln.

Über ein Jahr war es her, dass Austria Klagenfurt mehr als 6.000 Fans im Wörthersee Stadion begrüßen durfte. Gegen Rapid Wien gelang das am Samstag erstmals wieder, 6.650 waren es genau. Das Potenzial dazu wäre angesichts der Gegner eigentlich schon in den letzten Wochen da gewesen: Nacheinander waren RB Salzburg, Sturm Graz, LASK und Austria Wien zu Gast, die Zahlen lagen dabei zwischen 3.326 und 5.391. Die bisherigen Bundesligaspiele gegen Rapid waren aber eigentlich immer gut besucht: Ein Höchstwert von 7.493 (2021) steht dabei einem Tiefstwert von 5.709 (2022) gegenüber. Von der Partie abgesehen wurden auch in Klagenfurt mehrere Spieler und Sportdirektor Matthias Imhof verabschiedet. Die Fanvereinigung "Wir.Austrianer" rief außerdem die Aktion "Waidmannsdorf in Violett" aus, Anhänger:innen waren aufgefordert in Vereinsfarben ins Stadion zu kommen.

 

Historisches Austria-Spiel und Grazer Zahlenchaos

Ein paar Plätze blieben beim letzten Meistergruppen-Heimspiel der Wiener Austria leer, 13.593 waren gegen den Meister RB Salzburg dabei. Hinter den Wiener Derbys und einem Mitgliederspiel gegen Sturm Graz war es das letztendlich der viertbeste Wert der Saison 2022/23. Die Austria konnte ihre Zuschauer:innenzahlen im Frühjahr auf hohem Niveau stabilisieren, alle Spiele blieben im fünfstelligen Bereich. Einen historischen Wert hat die Zahl vom Samstag auch: Nur einmal waren in einem Spiel gegen Salzburg mehr Fans da: 40.000 im Jahr 1992, damals im Ernst-Happel-Stadion. Seit dem Einstieg von Red Bull wurde nur einmal die 12.000er-Marke geknackt, das war 2011.

Ein ausverkauftes Stadion ist natürlich das, was sich Sturm Graz zum Abschluss einer starken Saison gegen den LASK verdient hat. Beim einmelden der offiziellen Zuschauer:innenzahl hat es dann aber jemand zu gut mit dem Vizemeister gemeint: 16.500 Fans stehen in der Statistik, das geht sich bei einer offiziellen Kapazität von 16.364 nicht ganz aus. Zumal der Verein vor einigen Wochen gegenüber 90minuten.at erklärt hat, dass aufgrund von Sicherheitszonen oder gesperrten Plätzen keine Zahl über 16.000 erreicht werden kann. Im vereinseigenen Spielbericht sind auch genau diese 16.000 vermerkt. Zum zweiten Mal in der jetzt beendeten Saison hat sich hier jemand verschätzt, hier gibt es Luft nach oben. In jedem Fall war die Hütte voll, in der Liga war das gegen LASK schon lange nicht mehr der Fall. Die Leistungen der Saison 2022/23 haben das Interesse an Sturm deutlich vergrößert – zum Vergleich: Das LASK-Heimspiel im August 2022 zog 12.704 Fans an.

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