Zeit für Magic Moments [Fünfjahreswertung]
Foto © GEPA

Zeit für Magic Moments [Fünfjahreswertung]

Salzburg verliert daheim gegen Chelsea, Sturm zaubert eine tolle zweite Halbzeit aufs Liebenauer Geläuf, die Austria scheidet aus. Nun braucht es noch mindestens zwei so magische Abende wie am Donnerstag in Graz-Liebenau.

+ + 90minuten.at PLUS - Von Georg Sander + +

 

Red Bull Salzburg musste gegen den Champions League-Sieger von 2021, Chelsea, die erste Niederlage in der Königsklasse hinnehmen. Die Blues zeigten sich weite Strecken stark, Keeper Philipp Köhn noch stärker, Kovacevic und Havertz am stärksten. Damit ist es am letzten Spieltag in AC Mailand ein Kick um alles. Von Rang 2 (bei einem Sieg) über Platz 3 (bei einem Remis, Chelsea vs Dinamo Zagreb egal) bis hin zum Ausscheiden (Zagreb gewinnt in London, Salzburg verliert in Italien) ist alles drinnen.

Sturm Graz sorgte mit einer bärenstarken 2. Halbzeit gegen Feyenoord Rotterdam für eine sehr gute Ausgangsposition, erstmals nach mehr als 20 Jahren europäisch zu überwintern. Otar Kiteishvilis last-minute-Treffer stößt die Tür zwar weit auf, durch ist man aber noch nicht. Das wäre man fix, wenn am letzten Spieltag in Dänemark ein Sieg gelingt, bei einem Remis ist man fix Zweiter. Sollte man gegen Midtjylland hoch verlieren und Feyenoord daheim Lazio schlagen, könnte man sogar ganz aus dem Europacup ausscheiden.

Das ist Austria Wien passiert. Nach dem Heimremis gegen Lech Posen ginge sich im letzten Spiel in Israel nur noch Rang drei aus, dafür braucht es aber einen Sieg gegen Hapoel Be'er Sheva. Nachdem die Veilchen ihre Heimspiele gegen die Israelis und die Polen nicht gewinnen konnten, aber auch nicht verloren haben, muss man gar nicht so sehr von gezahltem Lehrgeld sprechen. Es war mehr drinnen, auch im Heimspiel gegen Villarreal - aber das wissen sie in Favoriten wohl auch.

 

Starke Belgier

Während Österreich mit einem Sieg und einem Remis 0.600 Punkte für die Fünfjahreswertung sowie zwei Alles-oder-nichts-Entscheidungen vor der Brust hat, sieht es beim EM-Quali-Gegner Belgien ganz anders aus. Ganze 2.800 Punkte konnten die Vertreter des Landes holen. Und das, obwohl Brügge nach drei Siegen und einem Remis nun daheim gegen Porto verlor. Das Achtelfinale ist den Belgiern aber sicher. Royale Union Saint-Gilloise hat Malmö auswärts mit 2:0 besiegt, kann sich gegen Union Berlin am letzten Tag auch eine Niederlage leisten – die Europa League-Gruppe D hat man sicher gewonnen.

Anders sieht es eine Stufe weiter unten aus. RSC Anderlecht remisierte gegen FCS Bukarest und liegt mit fünf Zählern einen hinter Silkeborg, das in London bei West Ham knapp, aber doch verloren hat. Am letzten Spieltag geht es für Anderlecht in Dänemark um alles: Nur bei einem Sieg bleibt man europäisch. Ein direktes Duell hat auch KAA Gent. Die Shamrock Rovers sind in Gruppe F abgeschlagen Letzter, Djurgårdens IF ist mit einer Bilanz von 4-1-0 unangefochten an der Spitze. Gent liegt zwei Punkte hinter Molde – es braucht einen Sieg.

 

Taumelnde Schotten

Schottland verabschiedet sich mit Spieltag sechs aus dem Europacup. Zwar konnten im Vergleich zur Vorwoche gleich viele Punkte wie von Österreich gesammelt werden, aber wenn nichts komplett verrücktes passiert, war es das für die Nordländer. Die Rangers in der Todesgruppe A mit Napoli, Liverpool und Ajax Amsterdam haben es immerhin geschafft, im fünften Spiel ein Tor zu schießen. Liverpool erzielte aber derer sieben (!). Mit einem Torverhältnis von 1:19 haben die Glasgower am letzten Spieltag aber noch eine Minichance auf die Europa League, allerdings ist das das angsprochene Verrückte – man muss „nur“ das direkte Duell gegen Amsterdam aus dem Hinspiel egalisieren. Das ging 4:0 für die Niederländer aus.

Celtic hat eine nicht minder schwere Gruppe erwischt, konnte gegen Real Madrid, RB Leipzig und Schachtar Donezk immerhin zwei Tore bei zehn Gegentoren erzielen, schaffte zwei Remis. Die Ukrainer liegen allerdings mit sechs Punkten uneinholbar vorne, der nächste Gegner ist Real. Selbiges betrifft auch Heart of Midlothian. Die Edinburgher haben keine Chance mehr auf die Zwischenrunde in der Europa Conference Leauge, haben zumindest Riga besiegt.

 

Serbien im Nacken

Das Balkanland liegt aktuell 2.225 Punkte hinter Österreich. Das wären vier Siege und ein Remis, um an Österreich vorbeizuziehen. Roter Stern Belgrad liegt nach dem 2:1 gegen Trabzonspor mit sechs Punkten mit den Türken gleich auf Rang 4. Am letzten Spieltag geht es ins Fürstentum zur AS Monaco. Unter Umständen könnte ein Remis reichen, wenn Ferencváros Budapest beispielsweise in der Türkei gewinnt. Dann ginge es in der Conference League weiter.

Geschafft hat dies schon Partizan Belgrad. In der schwierigen Gruppe D mit Nizza und Köln hat man gegen die Franzosen zwar verloren. Nizza und Partizan haben acht Punkte, die anderen beiden nur vier, das Spiel zwischen Slovácko und Köln wurde abgebrochen. Abhängig von dem Ausgang sieht man dann, wie es mit Belgrad weitergeht, schlecht schaut es nicht aus, spielt man doch selber am letzten Spieltag gegen die Tschechen und Nizza in Köln.

 

Alles offen

Wie viele Teams Österreich weiter bekommt, ist noch offen. Angesichts von 2.800 Punkten Rückstand auf Schottland ist das auch fast unerheblich. Es bräuchte ohne Bonuspunkte noch sieben Siege, vorausgesetzt die drei Schotten schreiben am letzten Spieltag nicht an. Allerdings gibt es ja noch die Bonuspunkte: derer fünf für das Erreichen des Achtelfinales der Champions League oder vier für den Europa League-Gruppensieg (bzw. zwei für Rang zwei). Weitere Bonuspunkte gibt es dann ab dem Viertelfinale. Dennoch lohnt der Blick zurück. Die Serben sind nicht sehr weit weg, haben einen Klub in der KO-Phase. Nächste Woche um diese Zeit wissen wir mehr - nach (hoffentlich) zwei weiteren Magic Moments.

Jetzt lesen - exklusiv & investigativ:

90minuten.at-exklusiv