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So unfair ist die Punktehalbierung für die Qualifikationsgruppe [Faktencheck]

Die SV Ried hat den Trainer Robert Ibertsberger raus geschmissen, der Klassenerhalt ist in Gefahr. Gebe es die Punktehalbierung nicht, wäre das kaum der Fall.

+ + 90minuten.at exklusiv - Ein Faktencheck von Georg Sander + +

 

Aus Rieder Sicht war das natürlich Pech. Statt Klassenerhalt nach 22 Runden zu feiern, liegt man auf einmal mit nur vier Pünktchen vor den letzten fünf Runden in Abstiegsnähe. Trainer Robert Ibertsberger wurde gechasst. Aber auch andere Klubs hätten es gemütlich. Die Hartberger und die WSG Tirol wären mit einem komfortablen Vorsprung von neun bzw. zehn Zählern in die Finalphase der Bundesliga gegangen; gebe es die Punktehalbierung nicht. Nun mag man bei Ried aufgrund des unglaublichen 2. Liga-Finishs gegen Austria Klagenfurt 2019/20 noch ein bisschen Karma anführen - fair ist die Punktehalbierung keinesfalls. Sie schiebt zusammen und bringt Klubs in große Nöte, die fast "oben" dabei gewesen wären oder aufgrund der Punkte aus den ersten 22 Runden eigentlich mit dem Klassenerhalt rechnen könnten. So sah die Tabelle der Qualifikationsgruppe nach 22 Runden aus: 

 

Und dann passiert das, was seit 2018/19 immer der Fall ist: Die Punkte werden geteilt. Aus 16 Zählern Vorsprung der SV Ried auf Tabellenschlusslicht Altach wurden acht - noch immer einiges. Nachdem man dem LASK einen Abstieg nicht zutraut, war die Halbierung letztlich auch für die Wattener, die Hartberger und die Admiraner schmerzhaft.

 

Nun sind also fünf Runden gespielt und die Wikinger haben mit vier Punkten wirklich nicht viel geholt. Der Tabellenletzte nach dem Grunddurchgang, der SCR Altach, ist auf einmal nicht mehr Letzter, das ist jetzt Hartberg. Neuer Tabellenführer ist die Admira - die ordentlich aufholen konnte. Im Endeffekt sind aber alle Teams in Abstiegsgefahr. Der TSV Hartberg hat auf die Südstädter aktuell auch nur fünf Punkte Rückstand.

 

Der Blick auf die nächste Tabelle zeigt nun aber, dass sich die Rieder den Negativlauf eigentlich hätten leisten können. Wären die Punkte nicht geteilt worden, würde man noch immer die Tabelle anführen und mit fünf noch zu spielenden Runden mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Die WSG hätte einen guten Vorsprung auf Altach, ebenso die Admira. Hartberg, aktuell Letzter, wäre in Abstiegsnot, hätte aber noch immer drei Punkte mehr als die Vorarlberger, statt einen weniger.

 

Ist das wirklich fair?

Das wirkt auf jeden Fall sehr unfair, bedenkt man, dass der Fall in die Zweitklassigkeit just seit Einführung des neuen Ligaformats ein tiefer ist. Allerdings: 2018/19, erstes Jahr des neuen Modus, war Wacker Innsbruck Letzter nach dem Grunddurchgang und stieg ab. 19/20 beendete die WSG Tirol als Drittletzter mit zwei Zählern Vorsprung auf den Letzten, den SKN St. Pölten, den Grunddurchgang. Die Wattener stiegen nur dank des Mattersburger Crashs nicht ab. Summa summarum wären die Wattener auch so sportlich abgestiegen. Schwieriger war es für den SKN St. Pölten letztes Jahr. Mit sechs Zählern Vorsprung auf die Admira ging es in die Finalphase. Am Ende war man sechs hinter den Südstädtern.

Ein Sprung in die Saison 2012/13 zeigt aber, dass es auch nach 36 Runden eng werden kann: Neustadt und Innsbruck hatten 36 Punkte, die Admira und Mattersburg 35, der SVM stieg ab. 

Die Punkteteilung haben sich die Bundesliga-Teams selbst ausgesucht und damals im Rahmen der Ligenreform beschlossen. Es ist auch unbestritten, dass die Rieder derzeit eine massive Formkrise vorweisen. Offen bleibt natürlich die Frage: Ist es fair, wenn Punkte aus 22 Runden halbiert gewertet werden. Und gescheiter kann man immer werden und Fehler korrigieren.

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