Ein Fingerzeig für die nächste Saison [Zuschauer:innencheck Bundesliga 32. Runde]
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Ein Fingerzeig für die nächste Saison [Zuschauer:innencheck Bundesliga 32. Runde]

Mit Freikarten und einem letztlich packenden Meisterschaftsfinish klettert der Rundenschnitt zum zweiten Mal in Folge über 9.000. Die Finalphase kann sich sehen lassen, hoffentlich bleibt das so - schlecht schaut es nicht aus.

+ + 90minuten.at exklusiv - Ein Zuschauer:innencheck von Georg Sander + +

 

9.034 Fans im Schnitt ließen sich den Saisonkehraus nicht entgehen. In Salzburg war Party und Verabschiedung, in Favoriten feierte man den Anfang der Saison nicht erträumten dritten Rang. Der WAC lockte über 6.000 Besucher:innen an, der LASK erspielte sich die Teilnahme am EC-Playoff und den Vogel schoss Altach ab: Ausverkauft bei 8.000 Menschen. Wobei ausverkauft falsch ist, richtiger wäre es „ausverschenkt“. Macht aber nichts: Mit dieser gut besuchten letzten Runde klettert der Zuschauer:innenschnitt in der Finalphase der Bundesliga auf 7.300. Würden die Klubs das, was in den letzten zehn Runden an Besuch da war, im Schnitt auf die ganze Saison schaffen, wäre es die beste Saison seit 2010/11 (7.952), aber noch weit weg von der besten der letzten 20 Jahre, 2007/08 (9.284). Über die sechs nicht-Heimteams (Rapid, Sturm, WSG Tirol, Ried, Admira) ist an dieser Stelle schon oft geschrieben worden und vier davon performen auf den Tribünen gut, dass es mit der WSG und Fans kaum klappt, wissen auch schon alle und die Admira ist ab 2022/23 sowieso eine Angelegenheit des Zuschauer:innenchecks 2. Liga. Also auf zu den anderen:

 

Hartberg rettet sich, der LASK irgendwie auch

Der TSV Hartberg war mit großen Namen und mindestens genauso großen Hoffnungen in die Saison gestartet, vermochte es aber, diese zu enttäuschen. 3.730 kamen zu einem (möglichen) do-or-die-Spiel. Hätte-täte-Fahrradkette, aber ein Abstieg wäre drinnen gewesen, die Admira hätte nur gewinnen müssen. Während im Ländle die Hütte voll war, gab es in der Profertil-Arena noch viel Luft nach oben. Nach den ersten Spielen in der Bundesliga folgt also die Ernüchterung, am Feld und auf der Tribüne. Natürlich verzerrt Corona jeden Zuschauer:innenschnitt, aber mit dem Abstieg der Admira wird wohl nur noch die WSG Tirol hinter dem TSV bleiben.

Auf nach Europa, dazu brauchte es einen Sieg und es war die Raiffeisen-Arena in Pasching auch bestens besetzt. Was steht beim LASK an? Sportlicher Erfolg hin oder her, bald wird man in ein weitaus größeres Stadion umziehen, da muss man sich überlegen, wie man alle Leute auf die neue Gugl bringt, die man dort gerne hätte. Das Potenzial, sich hinter Rapid, Salzburg, Sturm und der Austria auf Rang fünf der Statistik einzureihen, gibt es. Ein Selbstläufer ist ein neues Stadion aber auch keinesfalls, weder punkto Zuschauer:innen (siehe SKN, Austria), noch hinsichtlich sportlichem Erfolg (siehe Rapid, Austria).

 

Wolfsberg lebt, Altach bebt

6.352 Besucher:innen, wohl nicht wenige mit grün-weißem Herzen, schauten sich Michael Liendls Abschiedsspiel an. Die mehr als 6.000 Fans sind sehr gut, gegen die Austria kamen zuletzt noch weniger als 3.000, auch im Derby gegen Klagenfurt waren es keine 5.000. Eigentlich eine komische Sache: Der Wolfsberger AC ist neben Salzburg und Sturm das einzige Team, das immer oben mitspielte, seit es die neue Liga gibt. Man wurde zwei Mal Dritter, dann Fünfter und nun Vierter, sorgte in Europa für Furore, hat Integrationsfiguren – und trotzdem will es nicht so klappen. Das sollte die Lavanttaler beschäftigen.

Gar nichts beschäftigen wird nun Altach. Die Vorarlberger stopften die Cashpoint-Arena voll, hielten die Liga und da wird der eine oder andere wohl nich immer drauf anstoßen. Neben der SV Ried (und bis Freitag der Admira) war man der einzige Klub der Liga, der es noch nicht nach oben geschafft hatte und fast plumpste man eine Liga weiter runter. Das wäre fatal gewesen: Denn mit Austria Lustenau steigt ein Nachbar auf, mit dem Rad ist man in knapp einer halben Stunde vom einen im anderen Stadion. Und die 8.000, die am Samstag den (eigentlich unfairen) Klassenerhalt sahen, zeigen: Im Rheintal gibt es Potenzial für mehr.

 

Feierbiester in rot-weiß und violett

Die Wiener Austria hat in dieser Saison überperformed, der dritte Platz ist als durchaus überraschend einzustufen, auch wenn ehrlicherweise zugegeben werden muss, dass eher mäßige Performances der direkten Konkurrenz, namentlich WAC und vor allem Rapid, zu diesem Erfolg beitragen. Was die Fans betrifft entwickelt sich die Austria aber gut, der neue Außenauftritt passt zur Mannschaft und die Besucher:innen pilgern wieder vermehrt nach Wien-Favoriten. In der Finalphase war der Kick gegen den WAC mit 9.005 der am schlechtesten besuchte, es gab generell schon ganz andere Zeiten im zehnten Wiener Gemeindebezirk. Da wird wohl noch mehr gehen in der kommenden Saison.

Red Bull Salzburg wiederum begrüßte zur Saisonabschluss mehr als 15.000 Fans, das ist verständlich, aber doch viel für einen Gegner, der nicht zu den Topklubs zählt. In den Topspielen, sei es national und natürlich auch international, kommen die Bullenfans in Scharen, gegen die kleineren Klubs schaut es da zumeist schlechter aus. Aber auch gegen Sturm kamen zum Auftakt der Meistergruppe lediglich 8.945 Zuschauer:innen – es besteht wohl die Gefahr, dass die ohnehin als Eventpublikum verschrienen Fans genau dazu werden.

 

Ausblick auf die Derby-Saison

Es wird in der kommenden Spielzeit wohl kaum eine Runde ohne Derby vergehen, zumindest wenn man Spiele von zwei Klubs aus demselben Bundesland so nennen will. Neben dem alterwürdigen Wiener Derby gibt es – mehr oder weniger - prickelnde Duelle in Oberösterreich, der Steiermark, Kärnten und neulich auch Vorarlberg. Nur Tirol und Salzburg kommen ohne aus. Mit Austria Lustenau statt der Admira besteht auf jeden Fall die Möglichkeit, dass sich der Schnitt, vorbehaltlich der Corona-Situation, überhalb jenes der Finalphase ansiedelt. Wünschenswert wäre das allemal.

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