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1 Weststadion = 5 Mal am Land [Zuschauer:innencheck Bundesliga, 3. Runde]

Wie letzte Woche prophezeit fanden sich in Wien-Hütteldorf mehr Fans ein als in allen fünf anderen Stadien. Das heißt aber nicht, dass alles schlecht war.

+ + 90minuten.at Exklusiv – Ein Zuschauer:innencheck von Georg Sander + +

 

Es wurde noch schlimmer als erwartet. Letzte Woche hieß es am Ende des Zuschauer:innenchecks: „Gut möglich, dass bei Rapid gegen Lustenau fast so viele Fans in Wien-Hütteldorf sein werden wie in allen fünf anderen Stadien.“ Rapid hatte sogar gemäß offiziell gemeldeter Zahlen 254 Fans mehr im Weststadion als alle anderen fünf Heimklubs. Trotzdem stimmt die eine oder andere Entwicklung positiv.

 

Wattens und Hartberg als Schlusslichter

Die WSG Tirol kickte vor offiziell 2.380 Besucher:innen gegen Austria Klagenfurt. Die Zahlen im Datenservice sind umstritten, das zeigten vergangene Woche auch Diskussionen unter dem Beitrag; im Sinne der Vergleichbarkeit verwendet 90minuten.at aber diese Datenquelle, die Klubs müssen letztlich selber wissen, welche Zahlen sie einmelden und was es bringt, wenn diese vielleicht nicht ganz akkurat sind. Somit lässt sich aber weiterhin sagen: Die Wattener haben mehr Fans als letztes Jahr in der Qualigruppe, als der Schnitt 1.560 betrug. Die Anwesenden werden sich über die Schlussphase gegen Austria Klagenfurt wohl auch geärgert haben.

Weniger der Fall dürfte das bei TSV Hartberg gegen Red Bull Salzburg gewesen sein. Wie viele der 2.790 an einen Sieg gegen den Serienmeister geglaubt haben, ist nicht überliefert. Jedenfalls ist ein gewisser Schwund hier nicht von der Hand zu weisen. Die ersten drei Ligaduelle, jene vor der Pandemie, waren mit 3.700, 4.870 und 3.416 deutlich besser besucht. Das Spiel vor einem Jahr sahen mit 2.529 hingegen weniger.

 

Schwieriger WAC, passables Ried

Der Wolfsberger AC verlor gegen den LASK zwar krachend mit 1:5, aber Mike Novak traf und die Lavanttaler kämpfen derzeit im Kopf wohl ohnehin eher um die Conference League. Hier kommen wir auch schon zu einer großen Diskrepanz. Die Wölfe waren bislang immer in der Meistergruppe, die Fans honorieren das aber wenig. Die 3.015 liegen allerdings auch nur knapp unterhalb des Schnitts aller Bundesliga-Partien zwischen den beiden Klubs, seit die Athletiker wieder aufgestiegen sind (3.145). Wenn man so will schadet der schlechte Saisonstart den Lavanttalern punkto Zuseher:innen nicht wirklich, viel weniger wäre aber auch wirklich peinlich.

Zum Duell Salzburg-Herausforderer Sturm Graz gegen die SV Ried fanden sich 4.345 Besucher:innen in Oberösterreich ein. Sieht man sich die Zuschauer:innenzahlen der bisher drei genannten Klubs an, ist das nicht schlecht. Das Duell hat durchaus Historie, fand 1995 das erste Mal auf höchster nationaler Ebene statt, davor gab es ein Duell im Mittleren Playoff, aber das würde nun zu weit führen. Summa summarum gab es vor diesem Spieltag in Ried 41 Duelle auf höchster Ligaebene, der Schnitt dieser Partien liegt bei 4.845, vor allem die ersten 10, 15 Jahre der Innviertler stechen heraus. Schlecht sind 4.345 in der Haupturlaubszeit demnach nicht.

 

Gute Altacher, herausragendes Rapid

Die Wiener Austria ist, nicht nur wegen der letzten Jahre, unter den Klubs mit großer Anhänger:innenschaft nicht der, der Unmengen an Fans ins Auswärtsstadion bringt, so dieses nicht in der Südstadt, Mattersburg oder logischerweise Hütteldorf steht. Wie sind nun die 4.816 einzuordnen, die sich in das Schnabelholz-Stadion begaben? Eigentlich recht gut. 2014 stieg SCR Altach wieder auf, bis zur Pandemie fanden zehn Duelle zwischen den Klubs im Ländle statt. Schnitt: 4.748. Insofern eine gute Entwicklung für die Altacher und auch die Austria – man scheint wieder zu ziehen. Wenn man dann noch die Punkte da lässt, noch lieber...

Im zweiten Duell zwischen Hauptstadt und äußerstem Westen gastierte Austria Lustenau beim SK Rapid, 17.600 kamen, der Auswärtssektor gut gefüllt und überhaupt waren das, wie eingangs erwähnt, mehr Fans als in allen anderen Stadien zusammen. Was für einen Fan-Quantensprung die Rapidler in den letzten zwei Jahrzehnten dank (in dieser Reihenfolge) Erfolgen, Marketing und neuem Stadion, zeigt sich anhand des Zahlenvergleichs aus der Zeit, als Lustenau das letzte Mal ganz oben mit dabei war. Drei Spielzeiten waren die Grün-Weißen aus dem Ländle von 1997 bis 2000 in der Bundesliga, zu den sechs Spielen kamen im Westen Wiens 5.570.

 

Mehr zu erwarten

Auch wenn die Headline hart und genauso wahr ist, gibt es da und dort eben Verbesserungen. Und vermutlich wird der Schnitt in Runde 4 trotz Rapid-Auswärtsspiel wieder zumindest über 6.000 liegen. Die Austria kann gegen die WSG Tirol in einem Entscheidungsspiel wohl am 10.000er kratzen, Klagenfurt sollte gegen die SV Ried wohl mehr als 5.000 Fans zusammen bringen. Sturm (gegen Altach) ist bei Heimspielen eigentlich sehr oft fünfstellig. Austria Lustenau empfängt den TSV, das Maximum im Reichshofstadion liegt derzeit bei 4.592, mal sehen, ob man das erreicht. Salzburg wird gegen den WAC eher 10.000 und mehr als 5.000 haben, der LASK wird mit hoher Wahrscheinlichkeit vor 6.000 Fans gegen Rapid spielen. Es wird also wieder. Hoffentlich.

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