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Corona: Heimvorteil für Auswärtsteams

Was sich in anderen Ländern wie Deutschland bereit im Juni angekündigt hat, wird nun auch durch die offiziellen Daten von Opta belegt: Die coronabedingten Geisterspiele entwickelten sich zum Nachteil für die Heimteams.

Theoretisch sind alle Fußballplätze gleich, landläufig geht man davon aus, dass es egal ist, ob in Ort X oder Y gekickt wird. Im Fußball stimmt das aber nicht, Heimmannschaften hatten jahrelang einen Vorteil. Dementsprechend führte die UEFA in den Klubbewerben bereits 1965 die Auswärtstorregel ein. Doch Reisestrapazen und unterschiedliche Geläufe haben 2020 nicht mehr einen so großen Impact. Eine Untersuchung zeigte, dass der Anteil der Heimsiege in der Champions League bzw. dem Landesmeistercup zurück geht. Wurden rund um 1980 noch über 60 Prozent der Heimpartien gewonnen, kippte die Kurve kurz nach der Jahrtausendwende unter 50 Prozent und lag (Stand März 2019) deutlich unterhalb. 

Bereits im Juni attestierte der US-amerikanische Statistikanbieter Gracenote anhand einer Auswertung der coronabedingt als Geisterspielen ausgetragenen detuschen Bundesliga, dass der Anteil der Heimsiege von 43 auf 21 Prozent gefallen war. In Österreich gab es schon im Grunddurchgang mehr Auswärts- als Heimsiege (52 zu 47). Die Geisterspiele haben das nun offenbar noch verstärkt.

Die Bundesliga schreibt unter Berufung auf Daten von OPTA: "In der 32. Runde gab es 3 Heimsiege, nie mehr an einem Spieltag im Kalenderjahr 2020. Daher wird die Spielzeit 2019/20 als die Saison der Auswärtsteams in die Geschichte eingehen. Erstmals gab es in einer Spielzeit mehr Auswärtssiege als Heimsiege." 

Mitverantwortlich sind auch die Spiele nach der Coronapause: Die Auswärtssiege nahmen in der Gruppenphase zu. Im Grunddurchgang gab es pro Runde im Schnitt 2,4 Auswärtssiege (und 1,5 Remis), in der Finalphase in Meister- und Qualifikationsgruppe 2,9 Auswärtssiege pro Runde (bei 1,3 Remis).

 

Fazit

Der Heimvorteil schwindet, ist längst nicht mehr so relevant wie noch vor 20, 30 Jahren. Aber: Die Geisterspiele haben immerhin gezeigt, dass ohne Fans noch mehr Heimspiele verloren gehen. Das heißt im Umkehrschluss aber auch, dass die Fans noch eine Rolle spielen, wenn auch nicht eine so große wie damals.

 

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