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Datenanalyse: Wäre der LASK verdienter Meister?

Nach wie vor ist völlig unklar, wie und in welcher Form die heimische Fußballmeisterschaft zu Ende gespielt wird. Die Stimmen mehren sich, dass die Tabelle nach 22 Runden die aktuellen Kräfteverhältnisse richtig darstellt.

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Ein (Groß?)Teil der heimischen Fans (>> Umfrage-Ergebnisse siehe hier) wäre mit folgendem Szenario wohl zufrieden: Würde man die österreichische Fußballmeisterschaft aufgrund der Corona-Krise abbrechen, könnte der LASK Meister sein, Red Bull Salzburg Vizemeister, Rapid Dritter und so weiter. Oder zumindest könnte die aktuelle Tabelle nach 22 Spieltagen zur Beschickung des Europacups herangezogen werden. Das würde wohl bis auf Austria Lustenau (Cup-Finalgegner von Salzburg) und den SKN St. Pölten (Tabellenletzter) bei den meisten Fußballinteressierten und auch Klubs gut ankommen.

Natürlich ergeben sich Fragen, gerade beim Abstieg, aber auch wegen des Titels "Meister 2019/20", dem Fight zwischen SCR und WAC um das Direktticket in die Europa League, auf das ja auch noch Zweitligist Austria Lustenau eine eher kleinere als größere Chance hat. Dann könnte die Wiener Austria noch ein Entscheidungsspiel gegen Sturm um das EC-Ticket bemängeln und letztlich will der SKN sicher nicht einfach so runter.

Schiebt man diese Folgeprobleme zur Seite, ist es dennoch hochinteressant, ob die aktuelle Tabelle eine gewisse Aussagekraft hat, um auch als Endtabelle der Spielzeit 19/20 herangezogen zu weden. Dazu hat 90minuten.at drei Modelle simuliert, um zu klären, ob es eben fair wäre, den LASK als ersten zu werten, St. Pölten absteigen zu lassen und alles dazwischen so bleiben würde wie es ist. Zur Erinnerung: Die aktuelle Tabllelle, mit den erspielten und dann halbierten Punkten:

 

1 LASK 54 27
2 Salzburg 48 24
3 Rapid 40 20
4 WAC 38 19
5 Sturm 32 16
6 Hartberg 29 14
7 Austria 25 12
8 Altach 24 12
9 Admira 19 9
10 WSG Tirol 19 9
11 Mattersburg 18 9
12 St. Pölten 17 8

Simulation 1: Die Formtabelle

Im Winter wurden die Kader noch einmal nachgebessert. Nachstehende Tabelle zeigt Meister- und Qualifikationsgruppe auf Basis der Performance der vier Frühjahresspiele mit den im Winter veränderten Kader, hochgerechnet auf die verbleibenden zehn Spiele. Dabei fallen zwei Dinge ins Auge: Der LASK bleibt Erster und gewinnt alle Spiele, der SKN St. Pölten bleibt Letzter. Und Salzburg würde sowohl von Rapid, als auch vom WAC abgefangen werden. Auch auffällig: Die starke Performance der WSG Tirol.

 

  Meistergruppe  
1 LASK 57
2 Rapid 40
3 WAC 37
4 Salzburg 34
5 Sturm 26
6 Hartberg 16

 

  Qualifikations-gruppe  
7 WSG Tirol 27
8 Altach 25
9 Austria 22
10 Admira 21
11 Mattersburg 19
12 St. Pölten 13

 

Allerdings hat diese Simulation Schwächen, denn die Formtabelle vermischt Meister- und Qualigruppengegner. Der SVM hat beispielsweise gegen drei Teams von "oben" gespielt. Sturm gegen drei von "unten". Des Weiteren ist das Sample eben sehr klein. Denn ob der LASK wirklich alle Spiele gewinnt und Salzburg einen ähnlich schlechten Punkteschnitt prolongiert, kann oder darf bezweifelt werden. 

Simulation 2: Die Performance gegeneinander

Für diese Tabelle wurden alle zehn Spiele, die die jeweiligen Klubs gegen die aktuellen Teilnehmer der zwei Gruppen gespielt haben zusammengezählt und zu den tatsächlichen Zählern nach der Punktehalbierung addiert. Sprich: Alle Spiele gehen so aus wie die bisherigen Partien gegen die Gruppengegner. Rapid etwa holte bei zwei Siegen und fünf Remis nur elf Punkte und rutscht hinter den WAC. Die Admira wiederum wäre punktgleich mit Altach und der Austria, weil sie 17 der 19 Zähler im Grunddurchgang gegen die Teams aus der jetzigen Qualifikationsgruppe erzielt hat. Hinweis: Die Reihung bei Punktgleichheit ergibt sich aus der höheren Anzahl der Siege bei den Spielen im Grunddurchgang.

 

  Meistergruppe  
1 LASK 47
2 Salzburg 45
3 WAC 33
4 Rapid 31
5 Sturm 25
6 Hartberg 20

 

  Qualifikations-gruppe  
7 Altach 26
8 Admira 26
9 Austria 26
10 WSG Tirol 20
11 Mattersburg 20
12 St. Pölten 20

 

Die Athletiker bleiben knapp aber doch Erster, der WAC hat gegen die Meistergruppengegner besser performed als Rapid und wäre dann Dritter, die beiden Steirer sind eher abgeschlagen. Eine Frage des Torverhältnisses und Wasser auf die Mühlen der St. Pöltner Bedenken gibt es in der Qualifikationsgruppe. Drei Teams hätten 26 Punkte, drei nur 20. Wie schon in der ersten Simulation ist der LASK Erster und St. Pölten Letzter. 

Simulation 3: xG werden in Punkte umgewandelt

Datenverarbeiter OPTA hat die expected Goals errechnet. Da zeigt sich: Salzburg hätte nach dem Grunddurchgang nicht sechs Zähler Rückstand auf den LASK, sondern einen satten Vorsprung von neun Punkten. Die Veilchen hätten es knapp vor Altach in die Meistergruppe geschafft und St. Pölten wäre immer noch abgeschlagen Letzter. Die Arbeitstheorie für die nachstehende Tabelle lautet: Die Teams punkten in den letzten zehn Runden so, wie sie es gemäß der erwarteten Tore in den 22 Runden hätten machen müssen.

 

  Meistergruppe  
1 Salzburg 51
2 LASK 50
3 Rapid 41
4 WAC 40
5 Sturm 31
6 Hartberg 21

 

  Qualifikations-gruppe  
7 Austria 23
8 Altach 23
9 WSG Tirol 18
10 Mattersburg 18
11 Admira 16
12 St. Pölten 13

Auch dieser Fall wirkt nicht gänzlich aus der Welt gegriffen, die einzige Änderung gegenüber der Tabelle nach 22 Spieltagen ist eigentlich, dass die Bullen den LASK doch noch überholen. Was aber, wenn man alle drei Modelle gleichzeitig einberechnet?

Simulation 4: Form, Performance und xG

In der folgenden Tabelle sind alle drei erwähnten, mehr oder weniger möglichen Saisonausgänge miteinander vermischt - die jeweiligen Gesamtpunktezahlen wurden addiert und durch drei dividiert. Es kommt nach wie vor nur zu geringfügigen Änderungen. Als Anmerkung sei angefügt: Es ist Fakt, dass der LASK alle vier Frühjahrspartien gewonnen hat und Salzburg zwei verloren hat; dadurch ergibt sich der relativ große Abstand. Der "Bonussieg" der Altacher wiederum lässt zu, dass sich die Vorarlberger den Sieg der Qualifikationgruppe sichern.

 

  Meistergruppe  
1 LASK 51
2 Salzburg 43
3 Rapid 37
4 WAC 36
5 Sturm 27
6 Hartberg 19

 

  Qualifikations-gruppe  
7 Altach 25
8 Austria 24
9 WSG Tirol 21
10 Admira 21
11 Mattersburg 19
12 St. Pölten 15

Rapid kann sich knapp gegen den WAC durchsetzen, Sturm und Hartberg haben mit dem Kampf um das mögliche Direktticket in die Europa League nichts zu tun. Auch zeigt sich: Logischerweise ist der SKN St. Pölten wieder Letzter.

Fazit: Erster und Letzter Platz verdient

Die Voraussage von Ereignissen ist natürlich schwierig, gerade in einem Low-Score-Spiel wie Fußball. Zwei Fragen sind aber annähernd leicht zu klären: Ja, der LASK wäre auf Basis aller drei bzw. vier Modelle wohl ein verdienter Meister, dass Salzburg den Ball nicht so oft im Gehäuse unterbringt und die Oberösterreicher sehr effizient sind; dafür können die Athletiker ja nichts. Auch dass der SKN St. Pölten nicht zufällig Letzter ist, scheint unter mehreren Gesichtspunkten evident, aufgrund der Enge der Tabelle und des Standes können aber alle drei hier erwähnten sagen: Ok, aber es wären noch zehn Runden zu spielen gewesen. Dieses Argument ist geschenkt, jeder Fußballfan würde sich wohl wünschen, dass das alles noch ausgespielt wird.

Kommt es aber zum Abbruch und es stellt sich die Frage, ob die 22 Runden, in denen jeder gegen jeden einmal gespielt hat, ausreichend Aussagekraft hat, dann würde die Antwort auf Basis der Modelle "Ja" lauten - auch wenn das für den einen oder anderen Klub logischerweise bitter wäre.

 

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