Foto: © GEPA 2019 / Jänner

Zuschauercheck Bundesliga: Einige positive Entwicklungen

6.364 Fans besuchten im Schnitt die Spiele der Bundesliga. Das sind noch weniger als 2017/18, als mit 6.439 auch nicht wirklich viele kamen. Im Detail sieht es aber nicht so schlecht aus.

Ein Faktencheck von Georg Sander

 

Man könne die Zuschauerzahlen durch die Bundesliga-Reform nicht seriös vergleichen, hielt die Bundesliga in der Aussendung zur Herbstbilanz fest. Und natürlich sind die Zahlen nicht so schlecht, wie es die Fernsehbilder zum Teil vermuten lassen, wie Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer in der Aussendung meinte: „Erfreulich sind die Zuschauerzahlen auf Klubebene. Gleich acht Klubs konnten ein Zuschauerplus verbuchen, davon sieben im zweistelligen Prozentbereich. Zusätzlich wurde mit Rapid, der Wiener Austria und dem SK Sturm dreimal die Zehntausender-Marke geknackt.“

Doch eine Pressemitteilung ist selten so treffsicher, wie ein Interview. Im 90minuten.at-Jahresgespräch sagt Ebenbauer recht deutlich: „Derzeit noch nicht zufriedenstellend ist der Zuschauerschnitt auf die gesamt Liga gesehen.“ Klar ist, dass man sich vom (noch) spannenderen Frühjahr (noch) mehr Fans erwartet. Doch auch so gibt es einige interessante Kennzahlen, die verraten, dass man sich auf einem guten Weg befindet.

 

Im Plus

Tatsächlich verzeichnen einige Klubs (siehe Tabelle unten) ein zum Teil sehr deutliches Plus. Die Wiener Austria etwa konnte fast 30 Prozent mehr Fans in der neuen und öffentlich viel besser erreichbaren Generali Arena begrüßen. Auch Meister Red Bull Salzburg widerlegt die jahrelang angeführte These, man würde das Stadion leer gewinnen – mit einem Zuwachs von über 20 Prozent. Doch nicht jedes Plus ist gleich viel wert. So hat etwa auch die Admira knapp 20 Prozent mehr Fans, bewegt sich aber wie etwa auch der SKN St. Pölten auf einem letztlich bescheidenen Niveau. Bescheiden war das Niveau schon beim SV Mattersburg, sie verloren fast 50 Prozent der Fans, von knapp 3.000 auf 2.000. Das ist gesamt gesehen aber nicht so viel.

Fraglich sind dann letztlich zwei Punkte: Wie hoch ist das Potential wirklich und ob die Fans leicht zurück zu holen sind. Das ist bei Rapid zweifelsfrei gegeben, die sportliche Leistung spielt da und dort immer eine Rolle. Ob man aber bei sportlich erfolgreichen Teams wie Wolfsberg oder St. Pölten kurz- und mittelfristig deutlich höhere Besucherzahlen haben wird, wird sich erst weisen.

Schwierige Bewertung mit dem Durchschnitt

Ein Durchschnittswert ist auch immer schwierig heranzuziehen, vor allem, wenn die Maximalanzahl (Rapid, 17.367) und Minimalanzahl (Mattersburg, 2.039) so weit auseinander liegen. Die sechs schlechtestbesuchten Klubs kommen nur auf insgesamt 174.274 Fans, alleine Rapid begrüßte 156.300. Der Besucherschnitt der letzten Sechs beträgt rund 3.230, der der Top6 beträgt rund 9.500. Dennoch gibt es noch weitere gute Entwicklungen zu beobachten.

Denn die Heimspiele der letztjährigen Bundesligisten lockten im Schnitt 6.844 Fans an, also deutlich mehr als letztes Jahr. Erfreulich ist im Grunde genommen auch die Entwicklung beim TSV Hartberg. Mit 3.574 Zuschauern ist man an neunter Stelle. Zum Vergleich: Der SV Grödig startete mit unter 2.000 Fans in das ebenfalls unverhoffte Abenteuer Bundesliga.

Mehr erwartet (oder besser erhofft) hat man sich von Wacker Innsbruck. Mit 4.354 Fans liegen die Tiroler zwar an sechster Stelle im Zuschauerranking, als einziger Bundesligaklub weit und breit, noch dazu aus einer Landeshauptstadt, sollte da doch mehr drinnen sein.

 

Ausblick aufs Frühjahr

Durch das extrem knappe Rennen um Meister- und Qualifikationsrunde kann nicht seriös abgeschätzt werden, wie sich die Zuschauerzahlen entwickeln, weil noch vollkommen unklar ist, wer wo spielen wird. Topspiele bei möglicherweise eisigen Temperaturen ab dem 22. Februar gibt es doch einige, aber auch noch genug Paarungen, die bislang noch nicht viele Fans angezogen haben. Aber den neuntplatzierten SVM trennen sieben Punkte vom sechstplatzierten SK Sturm, dadurch, dass diese Teams gleich zum Rückrundenauftakt aufeinander treffen, kann das noch eng werden. St. Pölten wiederum hat als Dritter sechs Punkte Vorsprung auf den Siebten Hartberg. Dazwischen tummeln sich Rapid (20 Punkte), Sturm (26), die Austria (27) und der WAC (27). Rechnerisch könnten also sogar noch alle drei Großklubs aus Wien und Graz in der Qualifikationsgruppe landen. Oder in der Meistergruppe. Und wie sich das dann auf die Zuschauerzahlenzahlen auswirkt, weiß auch noch niemand.

 

>>> Weiterhören: Oliver Lederer über die Rapid-Krise bei 90minutenFM

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