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Österreich nimmt in der Fünfjahreswertung Kurs auf die Top10

Der elfte Platz in der Fünfjahreswertung ist diese Saison nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich. In den nächsten Jahren sind sogar die Top10 in Reichweite.

Ein Faktencheck von Georg Sander

 

Österreich liegt in der Fünfjahreswertung an zwölfter Stelle und nimmt Kurs auf Rang elf. Um diesen zu erreichen, müssen Red Bull Salzburg und Rapid Wien bis zum Ende der Saison nur ein Remis mehr erreichen als der verbliebene niederländische Vertreter Ajax Amsterdam. Die Holländer treffen im Champions League-Achtelfinale auf Real Madrid, Salzburg im Sechzehntelfinale auf Club Brügge, Rapid auf Inter Mailand. Es ist folglich sehr wahrscheinlich, dass Österreich auch 2020/21 auf Rang elf stehen wird.

Um Rang zehn in Angriff zu nehmen, müssten die verbliebenen türkischen Vertreter vermutlich gleich an Zenit St. Petersburg (Fenerbahce) und Benfica (Besiktas) scheitern, gleichzeitig müsste Salzburg ungefähr den Erfolgslauf von letztem Jahr wiederholen und Rapid drei Siege feiern. 

Für 2021/22, wenn der dritte Europacup-Bewerb startet, sieht es noch besser aus. Da zählt dann die folgende Saison, der Rückstand ist Stand heute halb so groß. Die Ukraine liegt, ebenfalls ohne Ergebnisse aus 19/20, nur knapp vor der Türkei. Gleichzeitig wird Österreich aller Wahrscheinlichkeit nach drei Klubs in den Gruppenphasen der kommenden Saison haben, also eine Vielzahl an Möglichkeiten zu punkten haben. Nachdem verschiedene, vor allem innenpolitische, Einflüsse die ukrainischen und türkischen Vertreter schwächen, könnte Österreich in die Top10 vorstoßen.

In weiterer Folge gibt es die Details zu den kommenden Jahren im Europacup:

 

Die Ausgangslage

Österreich startete die Europacupsaison 2018/19 vom 15. Platz aus. Die Punkte, die Red Bull Salzburg und Rapid Wien, ferner der LASK (sowie die ohne anzuschreiben ausgeschiedenen Sturm und Admira), erspielten, gelten für die übernächste Saison. Eine Eselsbrücke: Einfach von der laufenden Saison weiter zählen. Die Leistungen der vier letzten und der aktuellen Saison 2018/19 zählen für 2020/21.Das ist die letzte Spielzeit mit den gegenwärtig bestehenden zwei Europacup-Bewerben. Ab 2021 gibt es dann eine gleichbleibende Champions League, eine aufgewertete Europa League und die Europa League 2. Noch gibt es keine Hinweise dafür, dass sich an der Fünfjahreswertung etwas ändert. Arbeitet man sich in diese hinein, zeigt sich, dass die Top10 möglich sind.

Mit dem Erfolgslauf der Bullen im Frühjahr 2018 erspielte sich Österreich also Rang elf. Qualifiziert sich der Champions League-Sieger via Liga für die Königsklasse, darf der heimische Meister direkt in die Champions League-Gruppenphase. Wenn nicht, startet er in im Playoff und ist somit zumindest in der Gruppenphase der Europa League. Im selben Fall - Titelträger ist via Liga qualifiziert - startet der Vizemeister in Q3 des Ligawegs. Wer dort ausscheidet, ist fix in der EL-Gruppenphase. Und der Cupsieger ist auch fix in der EL-Gruppenphase. Aller Wahrscheinlichkeit nach kann Österreich 2019/20 also mit drei Startern in den Gruppenphasen rechnen. Wir sehen uns zunächst aber einmal die laufende Ausgangslage an: 

Österreich konnte erstmals zwei Vertreter in die KO-Phase der Europa League bringen. Red Bull Salzburg trifft im Europa League-Sechzehntelfinale auf Club Brügge, Rapid Wien auf Inter Mailand. Dadruch scheint der neuerliche elfte Platz in der Fünfjahreswertung nach der kommenden Saison auch übernächste Saison möglich. Der für Österreich relevante Ausschnitt sieht derzeit so aus:

  Land Punkte Klubs
10 Türkei 34,000 2/5
11 Niederlande 30,633 1/5
12 Österreich 30,450 2/5
13 Griechenland 27,400 1/5
14 Dänemark 27,025 0/4
15 Schweiz 26,900 1/5
16 Tschechien 26,875 2/5

Die Zählweise ist einfach, noch zur Erinnerung: Ein Sieg bringt 2 Punkte, ein Remis 1 Punkt - dann wird durch die Anzahl der Starter in der jeweiligen Saison dividiert. Ein Unentschieden bringt beispielsweise 0,2 Punkte. Insofern sind die Länder ab Griechenland vernachlässigbar. Die Griechen müssten drei Punkte aufholen. Das heißt, Olympiakos Piräus müsste acht Siege feiern, um Österreich einzuholen. Ab dem Viertelfinale gibt es noch jeweils einen Bonuspunkt. Dieser wird dann ebenfalls durch die Anzahl der Starter dividiert. Österreichs Vertreter dürften nicht mehr punkten und Piräus müsste es eigentlich ins Finale der Europa League schaffen. Darum konzentrieren wir uns zunächst auf das Duell um Platz elf.

 

Im Gegensatz zur Meisterschaft hat Rapid in der Europa League ordentlich gepunktet!

Platz elf? Ist drinnen

Bereits 2019/20 ist Österreich auf dem elften Platz und das ist auch für 2020/21, der letzten Saison vor Einführung der Europa League 2, sehr wahrscheinlich. Ajax Amsterdam, letzter verbliebener Vertreter der in der elfptlatzierten Niederlande, bekommt es im Champions League-Achtelfinale mit Real Madrid zu tun. Die sind zwar mäßig in Form, haben die Königsklasse in den letzten fünf Jahren aber vier Mal gewonnen und schieden 2014/15 erst im Halbfinale aus, scheiterten 2009/10 zuletzt im Achtelfinale. Punktet Ajax gar nicht, reicht Österreich angesichts von nur 0,183 Punkten Rückstand ein Remis aus den vier Sechzehntelfinalpartien, um auf Rang elf vorzustoßen. Es ist also viel mehr wahrscheinlich, dass Österreich bereits nach dem Sechzehntelfinale vor den Niederlanden steht. 

 

Und Platz zehn?

Nachdem der türkische Klubfußball in den letzten Jahren ins Straucheln gerät, ist auch Rang 10 nicht mehr komplett außer Reichweite, zumindest auf den ersten Blick. Die zwei türkischen Vertreter in der Europa League, Fenerbahce (Zenit St. Petersburg) und Besiktas (Benfica), können genau so wie Österreich punkten. Allerdings müssen 3,55 Punkte erst einmal aufgeholt werden. Das entspricht von heute weg neun Siegen bzw. acht Siege inklusive Bonuspunkte für das Erreichen von Viertel- und Halbfinale. Das gilt allerdings nur, wenn Fener und Besiktas nicht einmal mehr Remis holen. 

Im Bereich des Möglichen ist Rang zehn dann, wenn beide türkischen Vertreter sang- und klanglos ausscheiden. Zum Vergleich: Die KO-Phase der Bullen 2017/18 hätte dieses Jahr "nur" 2,4 Punkte gebracht. Es bräuchte also einerseits ein ähnliches Europacup-Frühjahr der Salzburger sowie andererseits ein Rapid, das es ebenfalls bis ins Viertelfinale schafft. Mit einem außergewöhnlich guten österreichischen Frühjahr und einem schlechten für die Türkei, wäre auch schon 2020/21 Rang 10 drinnen.

 

Die Zukunft

Es lohnt aber ein Blick in die Zukunft. Wenn die EL 2 ab 2021/22 kommt, behält Österreich seine zwei Starter in der CL-Quali, verliert aber einen in der Europa League, da diese von 48 auf 32 Teams dezimiert wird. Zwischen Rang 10 und 15 - also dort, wo Österreich ist - erhält der Cupsieger dann nicht mehr einen Fixplatz in der Europa League (1), sondern muss sich qualifizieren. Bis Rang 12 im Playoff, ansonsten in Q3. Die anderen zwei Starter müssen in die Europa League 2.

Die kommende Saison ist dann für die erste, reformierte Europacupsaison ausschlaggebend. Hierbei fällt für Österreich 2014/15 raus - damals wurden 4,125 Punkte geholt. Gegenwärtig sind es bereits 5,4. Die Türkei wiederum verliert eine Saison mit 6 Punkten. Der Gap liegt Stand heute bei 3,55. für 2020/21. Ohne auch nur einem gespielten Spiel in der kommenden Saison 19/20 wird dieser um mehr als die Hälfte kleiner. Österreich geht nicht nur mit fast zwei Punkten Vorsprung auf die zwölftplatzierten Niederländer in die Fünfjahreswertung für 2021/22, sondern auch nur mit 1,675 Zählern Rückstand auf die Türkei. Zur Erinnerung: Mit aller Wahrscheinlichkeit nach drei Startern in den Gruppenphasen und einem Gegner auf Rang 10, der wegen des Liraverfalls nicht mehr die große Qualität auf den Platz bringt.

Hinzu kommt, dass die Ukraine Stand heute für 2021/22 nur knapp vor der Türkei liegt - aufgrund des innerstaatlichen Konfliktes haben die Klubs sportlich Probleme. 2014/15 erspielten die ukrainischen Vertreter noch 10 Punkte für die Fünfjahreswertung, 18/19 halten sie bei 4,8. Mit Gegnern wie Piräus (Kiew) und Frankfurt (Donezk) ist ein Weiterkommen zwar möglich, aber auch der ukrainische Fußball befindet sich auf dem absteigenden Ast. Ein kurzer Satz noch zu 2022/23: Da fällt Österreich die mit 3,8 Punkten schlechteste Saison seit 12/13 aus der Wertung!

 

Insofern kann es nun sogar dazu kommen, dass man sich 2019/20 eine noch bessere Ausgangsposition für den reformierten Europacup erspielen kann. Die Top10 sind also möglich. Auch wenn man nicht oft genug darauf hinweisen kann, dass das leider mit den innerstaatlichen Vorgängen in der Türkei und der Ukraine zu tun hat.

 

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