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Die Austria scheitert nicht am Kärntner Gijón [Momentum am Montag]

Die Wiener Austria muss in letzter Konsequenz deshalb in der Qualifikationsgruppe antreten, weil sich Austria Klagenfurt und der SK Rapid mit einem 1:1 begnügen. Die Gründe sind jedoch wo anders zu suchen.

+ + 90minuten.at PLUS - Von Georg Sohler + +

 

Die Schlussphase bei Austria Klagenfurt gegen den SK Rapid ist unser Momentum am Montag.

Gijón, das ist in Österreich ein geflügeltes Wort, vor allem, weil es mit Schande verbunden ist. Bei der Weltmeisterschaft 1982 führte Österreich die Tabelle der ersten Gruppenphase mit zwei Siegen aus zwei Spielen gegen Algerien und Chile an. Die Nordafrikaner hatten ihr drittes Spiel bereits absolviert. Die Bundesrepublik Deutschland und das rot-weiß-rote Team duellierten sich im abschließenden Spiel, in Minute 11 traf Horst Hrubesch zum 1:0. Ein Ergebnis, das beide Nationen weiter brachte. Es war vor allem in der zweiten Halbzeit ein „Nichtangriffspakt“. Algerien fühlte sich (zurecht) betrogen. Der deutsche Abwehrchef Karlheinz Förster erklärte dazu: „Das Spiel konnte man Mitte der zweiten Halbzeit nicht mehr ansehen. Das war ja ein Nichtangriffspakt.“ Österreichs Nürnberg-Legionär Reinhold Hintermaier sah die Sachlage dreieinhalb Jahrzehnte später so: „Du hast dich ein Stück weit gewundert und auch geschämt, dass du das gemacht hast – da mitgemacht hast. Es war jedem bewusst, dass diese Geschichte kein Ruhmesblatt für uns war.“ Die sogenannte Schande von Gijón war geboren.

 

Gijón 2.0?

Und genauso etwas war am Sonntag in Klagenfurt zu befürchten. Allen war klar: Wenn die Austria daheim gegen die WSG Tirol gewinnt, reichen sowohl der Kärntner Austria, als auch dem SK Rapid ein Unentschieden. Rapid bekam selbstverschuldet das Handicap, ohne Kapitän Guido Burgstaller und Offensivwirbelwind Marco Grüll anzutreten. Christoph Lang traf vor der Pause zum 0:1, Christopher Wernitznig egalisierte in der 73. Minute. Bis dahin war es ein Spiel mit offenem Ausgang und zwei Mannschaften, die nicht zurücksteckten. Dann kam es zu einem ebenfalls sehr unansehnlichen Ballgeschiebe. Weil die Veilchen in Wien tatsächlich gewannen, gab es in der Wörthersee Arena am Ende zwei Sieger. Besonders bitter: Die beiden remisierenden Teams haben die Qualifikation zur Meistergruppe mit einem Sieg weniger als die Favoritner gemacht. Ein Hauch von Gijón lag und liegt in der Luft.

 

Liegen gelassen

Der Spielstand im Parallelspiel war sicherlich bekannt. Dominik Fitz hatte kurz vor der Pause zum 1:0 getroffen. Ab dem 1:1 war dann allen Beteiligten klar - ob abgesprochen oder nicht - was das nun bedeutet. „Ein bissl haben wir es im August und September verpasst, nicht jetzt“, merkte FAK-Trainer Michael Wimmer nach dem Spiel an. Und er hat komplett recht damit. In den ersten neun Saisonspielen gelang lediglich ein Sieg, der Austria hätte ein Törchen mehr daheim gegen Austria Klagenfurt (6. Runde, Endstand 2:2) oder ein Pünktchen in Altach (8. Runde, 1:2) gereicht. Dann müsste nicht diskutiert werden, ob die Austria Qualifikations- oder Meistergruppe spielen kann. Es ist sehr schön zu hören, dass sich Wimmer dafür nicht hergibt. Und die Anmerkungen zu den 21 Runden zuvor gelten für alle Teams, die an dem letzten Spieltag noch Chancen auf oben oder unten hatten. Sich auf die letzte Runde auszureden, wäre zu billig.

 

21 Runden Zeit

Die Spannung rund um den 22. Spieltag ist auf jeden Fall gegeben. Ein Beispiel: Ob wirklich so viele Fans nach Klagenfurt oder Favoriten gekommen wären, wenn man einfach weiterspielen würde? Bei allen zu dem Ligamodus gehörenden Ungerechtigkeiten: Ohne Tabellen- und Punkteteilung wäre der Abstiegskampf nun ein Vierkampf, Salzburg und Sturm wären der Konkurrenz weit enteilt. Das Spannendste wäre nun, ob der LASK (34 Punkte) oder einer der Klubs runter bis zum WAC (30) in die Conference League kommen (vorbehaltlich, wie der Cup ausgeht). Und jetzt? Der Abstiegskampf bleibt auf den ersten Blick eine Angelegenheit für vier, es ist aber enger und weder der WAC, noch die Austria dürfen sich auf den Lorbeeren ausruhen. Die nächste RBS-Meisterschaft ist angesichts von zwei bzw. acht Punkten Vorsprung alles andere als fix, selbst Rapid kann mit seinen 16 Punkten den SK Sturm (23) noch unter Druck setzen. Das am Weg zu einem packenden Saisonfinale einige Dinge wie eben die Schlussphase in Klagenfurt passieren, muss in Kauf genommen werden.

Wie der Modus gestaltet ist, ist den Klubs der Liga von Anfang an klar. Genauso wie es klar ist, dass zwei Klubs einige Minuten das Ergebnis herunterspielen, das für beide in Ordnung ist. Für alles andere war 21 Runden lang Zeit.

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