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Neue Fußballhochburg Linz? [Zuschauer:innencheck Bundesliga, 3. Runde]

Die Bundesliga hebt 2023/24 früh in Rekordhöhen ab, vor allem dank der frisch entfesselten Fußballeuphorie in Linz.

+ + 90minuten.at PLUS - Ein Zuschauer:innencheck von Daniel Sauer + +

 

Rein sportlich lief der Saisonstart weder für den LASK, noch für Blau-Weiß Linz nach Wunsch. Potenzial steckt aber in beiden Mannschaften noch, die Saison ist auch noch lang genug. Davon einmal abgesehen kommen die Rahmenbedingungen in der Landeshauptstadt inzwischen eindrucksvoll daher, beide neue Stadien waren zuletzt gut gefüllt - außerdem ist die Bundesliga um ein echtes Stadtderby reicher. Vor allem die Fans in Graz werden das mit Anflügen von Neid zur Kenntnis nehmen. Und auch Rapid könnte um seine Fan-Vormachtstellung umfallen, wenn es die sportliche Entwicklung zulässt. Für die Zuschauer:innenzahlen ist die Entwicklung natürlich ein Segen, mit insgesamt 67.947 Fans kommt das vergangene Wochenende schon auf rund 200 an den Topwert der Vorsaison heran. Die Rekorde werden auch in dieser Saison purzeln. 

Eine Partie aus der Vorwoche bleibt der Zuschauer:innencheck noch schuldig: Das nach starken Regenfällen verschobene Kärntner Derby in Klagenfurt fand vor 7.932 Zuschauer:innen statt. Im Publikum dabei waren auch einige Einsatzkräfte – Feuerwehrleute, Rettungskräfte, Soldat:innen… - aus dem Kärntner Hochwassergebiet, die von beiden Vereinen zum Spiel eingeladen wurden. Besser besucht war nur ein Spiel zwischen WAC und Klagenfurt seit dem Aufstieg der Austria.

 

Besondere WAC-Ticketaktion und starker Support im Ländle

Es war nicht so geplant und in dieser Form auch wirklich nicht erhofft, aber trotz verpasster Europacup-Qualifikation kam der WAC zuletzt zu einer englischen Woche. Nach dem verschobenen Kärntner Derby in Klagenfurt am Mittwoch stand am Samstag ein Heimspiel auf dem Programm. Immerhin gelang den Wolfsbergern zuhause gegen die Austria Lustenau der Sprung über die 3.000-Zuschauer:innen-Marke, das war 2022/23 keine Selbstverständlichkeit mehr. Aber: Zum selben Zeitpunkt der Vorsaison hatten die Kärntner nur zwei Zähler auf dem Konto, die letzten Wochen stimmen ein Stück weit optimistischer: Fünf Punkte aus drei Spielen lautet soweit die Ausbeute. Vergleiche für Heimspiele gegen Lustenau gibt es, seit dem Bundesligaaufstieg der Vorarlberger war eine Partie besser besucht als die am Samstag, zwei schlechter. Erwähnt werden sollte auch eine besondere Ticketaktion der Kärntner: Alle im Hochwassereinsatz tätigen Helfer:innen konnten sich beim Verein eine Freikarte bestellen.

Altach kann das hohe Niveau vom Auftaktspiel gegen Salzburg (5.874) nicht ganz halten, bleibt aber mit 5.082 Fans gegen die WSG Tirol über der 5.000er-Marke. Außerdem feiert der Verein zuhause den ersten Sieg der Saison, was ja auch viel wert ist. Wie stark der Altacher Support in die Saison gestartet ist, zeigt der Vergleich mit anderen Begegnungen im "Westduell" mit der WSG. Mehr Fans waren erst einmal da, beim entscheidenden letzten Spiel der Saison 2021/22 war das Stadion mit 8.000 ausverkauft. Wie die Vorsaison gezeigt hat, liegt die Norm eher im Bereich zwischen drei und viertausend Zuschauer:innen, davon konnte man sich am Sonntag klar abheben.


Rückschritt bei Sturm, aber nicht bei Salzburg

Zwischen Champions-League-Lehrstunde und frisch aufgekochter Stadiondebatte (>> Jetzt nachlesen im aktuellen 12Meter) blieb kaum Zeit für das Bundesliga-Heimspiel von Sturm Graz gegen Austria Klagenfurt. 11.090 Zuschauer:innen haben trotz aller Nebengeräusche den Weg nach Liebenau gefunden, Tore bekamen sie keine zu sehen. Es ist der niedrigste Wert seit Oktober 2022, damals war die WSG zu Gast. Gegenüber dem letzten Heimspiel gegen Klagenfurt ist es ein Rückschritt von rund 1.500 Zuschauer:innen. Zu große Sorgen um das Fußballinteresse in Graz muss man sich aber nicht machen, nach dem Rückspiel gegen PSV geht es in der Liga zuhause gegen Aufsteiger Blau-Weiß Linz und RB Salzburg weiter. Die übergeordnete Frage mit Blick auf das Grazer Stadion wird in den nächsten Wochen eher nicht sein, wie voll es ist.

Auch das zweite Heimspiel unter Gerhard Struber lief für RB Salzburg weitgehend nach Wunsch, auf und neben dem Platz. Nur der Abschied von Christoph Freund hat die Stimmung ein wenig gedämpft (>> Mehr dazu im Momentum am Montag). Ein Sieg gegen die Wiener Austria vor 13.837 Fans – mehr als beim Saisonauftakt gegen die "Veilchen" zur Primetime im Juli 2022, sowie dem Aufeinandertreffen in der Meistergruppe vor wenigen Monaten. Tatsächlich starten auch die "Bullen" mit zahlenmäßig starkem Support in die Liga, wie in der Vorsaison dürften die ersten Heimauftritte die Fünfstelligkeit komfortabel erreichen, als nächste Gegner warten Rapid Wien, Blau-Weiß Linz und der LASK. Spannend wird es erst danach, wenn sich zeigt, wie viele Fans sich neben der Champions League Gruppenphase noch Zeit für Altach, Hartberg und den WAC nehmen.

 

Dämpfer für Rapid Wien und das Derby in Linz

Ein Sieg in der Conference-League-Qualifikation am Donnerstag würde wohl wieder vieles vergessen machen – dass man sich darauf nicht verlassen kann, hat sich im letzten Jahr gezeigt. Mit der Heimniederlage gegen den TSV Hartberg hat sich Rapid Wien einmal mehr ein Pulverfass ins eigene Wohnzimmer gestellt, von den 15.600 Zuschauer:innen ging wohl kaum jemand zufrieden nach Hause. An der Zahl an sich gibt es wenig auszusetzen, gegen die Steirer war das Stadion in der Bundesliga erst einmal besser gefüllt, das war 2019. Auch der Vergleich mit der Vorsaison passt, abgesehen von den Heimspielen gegen Sturm, LASK, Austria und einer Partie gegen Salzburg waren bei den meisten weniger dabei als am Sonntag. Die einzigen Ausnahmen sind Lustenau im August (17.600) und die WSG im März (19.400).

Es ist sich also doch noch ausgegangen: Das Linzer Derby zwischen LASK und Blau-Weiß fand vor ausverkauftem Haus statt, mit 19.080 offiziell gemeldeten Zuschauer:innen war auch wirklich jeder Platz besetzt. Einige Tage vor Anpfiff war das noch nicht zwingend absehbar, aber für die Bundesliga natürlich trotzdem höchst erfreulich. Die Kapazität des neuen Stadions auf der Gugl wurde damit erstmals voll ausgeschöpft, der bisherige Rekord wurde beim Spiel zwischen LASK und Salzburg vor 18.000 Fans im März aufgestellt. Jetzt aber noch ein Blick zurück – das letzte Stadtderby Ende Mai 1997 zog 15.533 Zuschauer:innen auf die alte Gugl.

 

Jetzt geht's bergab 

Bevor es in der fünften Runde wieder mit erfreulicheren Zahlen weitergehen sollte, wartet in der vierten ein Dämpfer: Das einzige 10.000er-Spiel sollte das der Wiener Austria gegen den WAC sein. Blau-Weiß empfängt Rapid Wien, das Donauparkstadion könnte ein weiteres Mal voll werden. Dahinter machen sich wohl Austria Lustenau (gegen Sturm Graz) und Austria Klagenfurt (gegen Altach) den dritten Platz aus. Die weiteren Begegnungen des Spieltages sind Hartberg vs Salzburg und das Gastspiel des LASK bei der WSG - die Zahlen sind bei beiden Partien kaum vorherzusehen.

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