Foto: © GEPA Reportage / 2017 / April

Was machen eigentlich die letzten zehn Absteiger?

Der Abstiegskampf spitzt sich zu und es ist ein besonderer. Denn zum letzten Mal für unbestimmte Zeit geht es für einen aus dem Quartett SV Mattersburg, SV Ried, SKN St. Pölten und (denkunmöglich, aber rechnerisch drinnen) SK Rapid Wien in eine zweite Profiliga. 90minuten.at zeigt, wie dieser Schritt von den letzten zehn Absteigern verkraftete wurde. Von Georg Sander

2010/11: LASK

Und wieder ein Traditionsverein, der geistig zwischenzeitlich im 20. Jahrhundert hängen geblieben war. Im Besitz von Peter-Michael Reichel, der den LASK weit vor dem Abstieg vor dem finanziellen Aus bewahrt hatte, konnte keine klare Linie gefunden werden. Nach sechs Jahren in Liga zwei konnten die Stahlstädter 2007 unter Karl Daxbacher in die Bundesliga zurückkehren. In den Jahren bis zum Abstieg exerzierte der LASK die gesamte Prozedur eines Vereins durch, der von einem, der nicht mehr kann, geführt wird. Einem Zerwürfnis mit Erfolgscoach Daxbacher folgte eine Chaossaison mit drei Trainern, wobei der letzte Hans Krankl war. In der dritten Saison folgte mit dem unerfahrenen Matthias Hamann ein Glücksgriff, der im Streit endete. Helmut Kraft konnte den LASK noch ein Jahr in der Bundesliga halten. Das gelang dann eben nicht mehr. Es brauchte erst die Regionalliga nach einem Lizenzentzug, dass Reichel geht. Die Freunde des LASK, lokale Wirtschaftstreibende, beweisen nun Geduld. Man baut den LASK auf und wird diese Saison wohl in die Bundesliga zurückkehren. Wenig überraschend braucht auch ein Traditionsverein mit klingendem Namen eine klare Struktur und Geduld, wenn man es ganz nach oben schaffen will.

2011/12: SV Kapfenberg

Die Falken...eine nicht enden wollende Geschichte des heimischen Fußballleids, das auch für große Freude steht. Zunächst Freude. 2008 kehrte Kapfenberg nach 41 Jahren in die höchste Liga zurück. Unerwartet, mit einer jungen Truppe, betreut von Werner Gregoritsch. Nun zum Leid. Die Falken hielten sich vier Jahre oben. So weit, so verständlich, auch wenn der KSV eigentlich mit dem Schulsportmodell mehr tun könnte. Es hätten ja noch mehr Spieler wie Deni Alar folgen können. Doch man entschied sich für Happel-Schüler Thomas von Heesen. Er konnte den Abstieg nicht verhindern. Statt sich neu zu strukturieren, strudelte der KSV aber dahin. Von Heesen soll bei Transfers mitgenascht haben, mit dem Sportverein ging es dezent bergab. Man konnte sich sportlich in Liga zwei konsolidieren, aber jüngst kamen Gerüchte auf, dass Präsident und Ligavize Erwin Fuchs im Verein nicht viel zu sagen hätte.

2012/13: SV Mattersburg

Irgendwann hat es nicht mehr reichen sollen. Dabei war es denkbar knapp. Neustadt und Innsbruck hatten nur einen Punkt mehr. Die Admira hatte gleich viele Zähler auf dem Konto, aber das bessere Torverhältnis. So knapp es am Ende auch war, so verwunderlich ist, dass man auf dieselbe Leier setzte. Das führte den SVM - auch dank individueller Klasse wie Onisiwo oder Perlak - zwar zurück in die höchste Liga, aber immer im Jahr 2004 weiterwurschteln geht halt auch nicht. Geändert hat sich an allem eigentlich wenig. Das kann noch ein bisschen gut gehen, aber andere Klubs wie Altach oder der LASK und einige andere auch konnten sich nun einmal besser aufstellen.

2013/14: Wacker Innsbruck

Ja, genau, Innsbruck ist ein zweites mal in dieser Liste. Nun, weil einfach zu viel falsch lief. Man stieg mit Walter Kogler auf, doch als es nach einer guten Debütsaison zu kriseln begann, zog man die falschen Schlüsse. Roland Kirchler war einfach mehr Schmähbruder als gewiefter Taktiker. Irgendwie rettete man sich noch ein Jahr drüber, unter Michael Streiter ging es aber wieder runter. Steter Begleiter: Die Finanznot. Überteuerte Oldies und wenig eigener Nachwuchs sind halt für einen Klub, der das Lokale in den Vordergrund stellt, Gift. Mehr als einmal schlitterte man auch in den letzten Jahren in der zweiten Leistungsstufe Richtung Abstieg. Ohne eine recht bedingungsloses Commitment der Politik wäre es zudem ohnehin schwierig. Aber im Fall des Falles gibt es immer Wattens...

2014/15: Wiener Neustadt

Der SCWN hat ja eine skurrile Wandlung genommen. Vom ungeliebten Stronach-Projekt hin zu einem Klub, den man sympathisch finden kann. Wie das gelang, weiß wohl kaum jemand genau. Waren es Spieler wie Burgstaller oder Grünwald? Oder Günter Kreissl? Fakt ist, dass man nach dem Stronach-Aus durchaus gefällig kickte, bis es eben irgendwann nicht mehr reichte. Nachdem aber beim SCWN ein paar kluge Köpfe Stimmung bei der Politik machten, bekommt man bald sogar ein eigenes, neues Stadion. Damit ist man schon ganz nah am Profifußball, wenn man sich ein paar Kilometer weiter das Pappelstadion anschaut. Die Neustädter konnten den letztlich auch aufgrund der Finanzen unvermeidlichen Abstieg mehr oder weniger gut verkraften. Dass sie nicht innerhalb von einem Jahr zurückkehren werden, ist logisch. Klappt es dann aber mit einer eigenen Arena, ist man dem Aufstieg in die dann 12er-Liga aber sicher näher als so manch anderer Klub, der eine andere Geschichte hat.

2015/16: SV Grödig

Es ist nicht so, dass die Fußballöffentlichkeit Spiele aus der Untersbergarena vermisst. Nach der sensationellen Aufstiegssaison war dann schnell die Luft draußen. Hinzu kam der Ausstieg des langjährigen Sponsors Scholz, der auch den VfR Aalen in Deutschland kalt erwischte. Die Muttergesellschafft wollte halt nicht mehr. Und dann kann man sich schwer als Dorfverein zwischen Red Bull (neureich) und Austria (Tradition, aber Fanproblem) positionieren, wenn man sich an erstere anschmiegt, Spieler en masse leiht und sich bei der Infrastruktur helfen lässt. Klug war aber, was dem Abstieg folgte. Oben wäre es ja noch irgendwie gegangen, aber in Liga zwei nicht. Grödig marschierte in die Regionalliga und wartet nun auf die Sechzehnerliga ohne Profizwang. Manager Christian Haas wollte ein weiteres finanzielles Fiasko vermeiden. Allein dieser Realitätssinn verdient Respekt. Und wer weiß: Mit ein bisschen Aufbauzeit kann man sich vielleicht doch zu der feinen Fußballadresse mausern, als die sich Haas gerne sieht.

 

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