Foto: © GEPA Interviews / 2018 / November

David Wimleitner: "Die neue 2. Liga ist für den Zuschauer definitiv interessanter" (2)

Blau Weiß Linz ließ jüngst aufhorchen: Trotz sehr guter Leistungen und wenig Rückstand auf 2. Liga-Leader WSG Wattens möchte man definitiv nicht aufsteigen. Im 90minuten.at-Interview erklärt Blau Weiß Linz-Vorstand Sport David Wimleitner ganz genau, warum es nicht geht.

90minuten.at: Der Zentralraum in Oberösterreich ist recht groß. Sie haben vorher eine One-Man-Show erwähnt, muss man sich da Vertrauen auch erst wieder aufbauen?

Wimleitner: Da brauchen wir nicht reden. Es ist eine schwierige Aufbauarbeit, ählich wie beim LASK. Die haben das gut hingebracht. Aber in der Regionalliga, als sie übernommen haben, gab es auch sehr viele Baustellen. Sie hatten auch sehr schwierige Momente. Aber der LASK hat auch mehr Zuspruch von der Wirtschaft.

 

90minuten.at: Als Grund für das Nichtansuchen um die Lizenz wurde vom Präsidenten die Ausgliederung in eine GmbH angeführt. Ob man das jetzt, 2019 oder 2020 macht, ist ja egal.

Wimleitner: Das ist völlig irrelevant. Wir wollen die Ausgliederung schaffen, da darf man kein negatives Eigenkapital im Verein haben. Vor eineinhalb Jahren hatten wir einiges übernommen. Das gehört ausgeglichen. Die Ausgliederung ist nicht tragisch, das ist nicht der Hauptgrund.

 

Blau Weiß Linz will aus der Gugl das Beste machen.

90minuten.at: Es gibt stimmungsvollere Stadien, aber ein drittes Stadion werden Stadt und Land nicht bauen, oder?

Wimleitner: Es gibt keine positiven Signale in diese Richtung. Die Gugl ist da und man sieht ja an der Diskussion rund um das LASK-Stadion, dass das noch längst nicht sicher ist. Die tun sich mit dem Thema auch sehr schwer. Für uns ist es auch kein Thema, das wir stemmen können. Die Gugl hat Vor- und Nachteile. Es gibt infrastrukturelle Vorteile, wie etwa die Trainingsbedingungen oder die VIP-Räumlichkeiten. Wir könenn Stadionführungen machen, letztes Jahr mit 2.500 Kindern. Es ist auch jeder Fan dazu angehalten, mitzumachen. Wir haben auch schon Wünsche der Fans umgesetzt. Wir wollen aus dem großen Oval das beste machen und nicht alles krank jammern.

 

90minuten.at: Den nicht-Aufstieg hat man mit Sponsoren abgesprochen?

Wimleitner: Ja.

 

90minuten.at: Wie geht es den Spielern mittlerweile?

Wimleitner: Sie haben das gut und professionell aufgenommen. Das schlägt sich ja in der Tabelle nieder. Kurzfristig war es ein Schock, auch für mich. Ich musste das auch einmal setzen lassen. Der Großteil hat gemeint, dass wir das gut erklärt haben und sie die Situation gut verstehen. Jeder Spieler für sich selber weiß, dass wir diese Rahmenbedingungen haben. Sie können sich bei uns präsentieren und das honorieren sie. Ältere Spieler, die schon bei anderen Vereinen waren, sagen, dass sie diese Rahmenbedingungen noch nirgends so erlebt haben. Das wirkt sich endlich aus und das freut uns. Sie sind jetzt eher dran, dass sie verlängern möchten. Im Sommer haben wir kommuniziert, dass wir einen längerfristigen Plan haben und keinen Aufstiegsdruck haben. Das war von Anfang an klar. Da haben wir die Lizenzierung zwar nicht angesprochen gehabt, aber wir haben nicht damit gerechnet, dass wir so weit vorne sein werden, eher bei Platz 4, 5, 6. Es sollte für den Verein und die Spieler ein Entwicklungsjahr sein.

 

90minuten.at: Im Kader sind nicht so viele Profis, oder?

Wimleitner: Die Anzahl der Profis verschiebt sich natürlich ein bisschen. Wir haben einige Studenten, die nicht offiziell Profis sind. Mir ist es ohnehin wichtig, dass die Spieler was neben dem Trainieren machen. Wir wollen genau eine Drehscheibe sein. Es soll in alle Richtungen gehen können, entweder der Sprung zum Profitum gelingt oder nicht. Es soll niemand, der den Sprung nicht schafft, nachher nirgends unterkommen. Wir versuchen diesen Spagat.

 

90minuten.at: Amateurspielern geht meistens gegen Ende der Saison der Saft aus als Vollprofis.

Wimleitner: Das ist für uns kein Thema. Niemand geht Vollzeit arbeiten. Wir trainieren wie ein Bundesligist, Vormittags und Nachmittags. Wer eine Ausbildung oder ein Studium macht, ist geistig gefordert. Es gibt genug Studien im anglo-amerikanischen Raum, dass diese geistige Forderung auch die sportliche Leistung beflügelt.

 

90minuten.at: Also keine Postler, die um sechs in der Früh Briefe austragen und dann trainieren?

Wimleitner: Nein. Wir hatten nur zwei Spieler letzte Saison, Makovic und Kerschbaumer, die 40 Stunden gearbeitet haben. Das haben wir nicht mehr, sie machen nur Ausbildungen.

 

90minuten.at: Betrifft das mit den Amateuren andere Vereine?

Wimleitner: Ich würde sagen, dass das ein bisschen ein Nachteil ist, ich weiß auch nicht, wie viele beispielsweise bei der Vorwärts Vollzeit arbeiten. Es ist nicht optimal, wenn einer am Bau steht oder als Postler herum läuft. Wir haben aber eben nur Studenten. Es kommt ja auch auf den Job drauf an. Wenn einer 20 Stunden im Büro sitzt, wird das nicht so tragisch sein.

"Für Oberösterreich ist das optimal. In der Regionalliga gebe es wohl auch nicht mehr Derbys. Wir hoffen auch, dass kein Oberösterreicher ab- und aufsteigt" - Wimleitner hat klare Vorstellungen, wie die Liga ausgehen soll.

90minuten.at: Es gibt auch Zweit- und Kooperationsvereine. Bei den Young Violets spielen Bundesligakicker wie Sax oder Monschein auch mal mit. Bei Liefering sitzen immer wieder welche oben auf der Bank oder spielen. Ist das nicht ärgerlich, wenn man mal gegen Bundesligakicker spielt, wer anderer lauter 18 Jahre alte Gegner hat?

Wimleitner: Wir haben gegen die Juniors gespielt und sie haben uns geschlagen. Für mich ist das kein Problem, die Entscheidung gibt es und damit muss man leben können. Ich halte die zweiten Mannschaften für sehr positiv, weil sie für die Entwicklung gut sind. Dass es dadurch ein paar Verzerrungen gibt, andere Vereine sich beschweren – das ist so, damit muss man in dieser Liga leben. Ich habe damit offen gesagt kein Problem. Ich habe nur ein Problem, wenn es durch den Umweg über „sogenannte eigenständige Vereine“ mehr defacto Amateurmannschaften werden, wenn vielleicht auch Rapid und Sturm ein Liefering haben. Wir haben jetzt schon vier Vereine. Und meines Erachtens verträgt die Liga, sollte die Attraktivität gewahrt bzw. verbessert werden,  nicht mehr.

 

90minuten.at: Die Regionalität der Liga wird betont. Sie als oberösterreichischer Verein haben da ja Glück, dass so viele Lokalrivalen da sind. Welche Rolle spielt das?

Wimleitner: Es wäre anders schwieriger. Für Oberösterreich ist das optimal. In der Regionalliga gebe es wohl auch nicht mehr Derbys. Wir hoffen auch, dass kein Oberösterreicher ab- und aufsteigt (lacht). Es wäre aber auf jeden Fall super, wenn die Vorwärts oben bleiben würde.

 

90minuten.at: Blau Weiß hatte noch nie tausende Fans, im Zentralraum leben aber sehr viele Menschen, deutlich mehr als die 1.200-1.300, die zu den Matches kommen. Wo will man bezüglich Zuschauerzahlen hin?

Wimleitner: Es muss kurzfristig das Ziel sein, auf einen 2.000er-Schnitt zu kommen und dann Richtung 3.000 zu gehen. Ich bin da zwar der falsche Ansprechpartner, aber wir machen viele Kooperationen mit anderen Vereinen und Schulen. Ich habe aber schon 2008 immer kritisiert, dass immer gesagt wird, dass man die alten Blauweißen zurück holen muss. Die hole ich aber nur über Spitzenspiele. Es wurde immer davon gesprochen, die zu reaktivieren. Es ist schön, wenn die wieder retour kommen. Aber es ist leider 20 Jahre lang nichts passiert, um die Jungen zu aktiviert. Seit eineinhalb Jahren machen wir das und wir hoffen, da bald die Früchte zu ernten.

 

90minuten.at: Sie sind schon sehr lange beim Verein. In den letzten Jahren gab es auch immer wieder Vorfälle mit Fans bzw. solchen, die als Blau Weiß-Fans bezeichnet medial bezeichnet werden. Gegen Ried, neulich in Wien, auch in Ennsdorf hieß es zunächst BW-Fans.

Wimleitner: Für uns ist das eine unangenehme Situation, auch wenn es wie in Ennsdorf fälschlicherweise unseren Fans zugeschrieben wird. Wenn wir jemanden identifizieren, bekommt der lebenslanges Stadionverbot. Wir wollen Zeichen setzen, wollen Stimmung und dass die Fans Gas geben. Aber sowas ist ein totales Nogo.

 

Wir danken für das Gespräch!

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