Foto: © GEPA Interviews / 2018 / März

Goran Djuricin: "Ich kann nicht vorher sagen, dass wir unbedingt gewinnen müssen" (3)

Rapid rennt den eigenen Ansprüchen auch im Jahr 2018 hinterher. Ist es einfach nur die mangelnde Chancenverwertung oder steckt doch mehr dahinter? Wie geht Rapid-Trainer Goran Djuricin mit der wachsenden Unzufriedenheit der Rapid-Fans um? Und wann erwartet er sich eine Vertragsverlängerung? Fragen, die wir im 90minuten.at-Interview dem Coach gestellt haben.

90minuten.at: Bei Rapid ist ja immer Druck. Wie sinnvoll ist es, wenn Sportchef Fredy Bickel nun öffentlich die Spieler kritisiert, einige auch ganz explizit, wie Philipp Schobesberger?

Djuricin: Fredy Bickel ist schon sehr lange im Fußball und weiß, was er tut oder tun muss. Er weiß, was in der Mannschaft abläuft und weiß, was die Mannschaft braucht.

 

90minuten.at: Also auch einen öffentlichen Tritt in den Hintern?

Djuririn: Warum nicht? Das gehört auch dazu, ich bekomme ihn auch manchmal. Das braucht jeder einmal.

 

"Der erste Schritt war, einen Mentaltrainer zu Verfügung zu stellen, aber wir können nicht sagen, dass einer hingehen muss. Ich finde nicht, dass wir das Recht dazu haben." - Goran Djuricin

90minuten.at: Rapid tritt in manchen Spielen stärker auf als gegen vermeintlich kleinere Gegner. Warum? Kämpfen und Siegen gibt es ja als Auftrag.

Djuricin: Ich glaube, das ist menschlich. Aber man müsste dann so viel Mentalität aufbringen, um immer gleich viel Gas zu geben. Die Spieler machen das ja nicht absichtlich. Wir haben eine intelligente, brave Mannschaft. Wir spielen seit ein paar Jahren Positionsspiel, zeigen guten Fußball. Da gibt es vielleicht den einen oder anderen, der sich gegen kleinere Mannschaften nicht so quälen kann. Das ist eine Kopfsache. Wenn man das schafft, ist man sehr gut.

 

90minuten.at: Wir da im mentalen Bereich genug gearbeitet?

Djuricin: Es geht generell noch viel mehr. Wir haben ja einen Mentaltrainer, der steht den Spielern zur Verfügung. Der Anfang ist schwierig. Wir wissen nicht, ob das einer will. Der erste Schritt war, einen Mentaltrainer zu Verfügung zu stellen, aber wir können nicht sagen, dass einer hingehen muss. Ich finde nicht, dass wir das Recht dazu haben. Es gibt Menschen, die besprechen das mit Geschwistern, der Mutter oder der Frau. Das hilft genau so. Darum ist es schwierig, jemanden dazu zu verpflichten.

 

90minuten.at: Es gibt aber Bereiche, da ist das vorgeschrieben. Supervision in Sozial- und Gesundheitsberufen etwa.

Djuricin: Mir wäre es auch am liebsten, wenn jeder hingeht und sich das einmal ansieht.

 

90minuten.at: Das legendäre 7:0 in Salzburg jährt sich dieser Tage zum zehnten Mal. Könnte Ihre Mannschaft das heutzutage auch?

Djuricin: Nein. Der Unterschied ist heute größer als damals. In einem Spiel kann man Salzburg schlagen, das haben wir auch schon. In einer Saison ist es viel schwieriger geworden als vor zehn Jahren.

 

"Bin ich ein Hellseher? Wann wird die Austria wieder Meister? Wann wird Sturm wieder Meister?" - Goran Djuricin auf die Meister-Frage

90minuten.at: Rapid hat sich auch weiter entwickelt. Steigen die Möglichkeiten der Bullen stärker an als die von Rapid?

Djuricin: Wenn sie einen Upamecano um zwei Millionen kaufen, ist das ein Riesenunterschied. Wir geben so viel für Spieler in der Kampfmannschaft aus, haben das erst zwei Mal gemacht. Sie investieren beispielsweise im Scouting viel mehr. Diese wirtschaftlichen Möglichkeiten haben wir nicht. Einen 17-Jährigen um zwei Millionen? Das macht in Österreich niemand. Es ist sehr mutig, aber sie haben auch eine bessere Basis, entwickeln die Spieler gut. Wir können für einen 17-Jährigen auch keine hunderttausend Euro ausgeben.

 

90minuten.at: Wann wird Rapid wieder Meister?

Djuricin: Bin ich ein Hellseher? Wann wird die Austria wieder Meister? Wann wird Sturm wieder Meister? Das sind schwierige Fragen. So lange Salzburg da ist, wird es ganz schwierig. In den letzten zehn Jahren ist es einmal Sturm, einmal der Austria gelungen, Meister zu werden. Bei uns muss sehr viel zusammen passen, aber wir werden weiterhin alles geben, damit es uns wieder gelingt.

Danke für das Gespräch!

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