Foto: © GEPA Interviews / 2018 / April

Siegmund Gruber: "Wir müssen beim LASK nichts. Wir wollen nur!" (2)

Der LASK kann heute gegen die Wiener Austria einen Riesenschritt Richtung Europacup machen. Die Teilnahme an der Europa League-Qualifikation ist jetzt schon sehr wahrscheinlich - so lange es aber nicht fix ist, will man sich über Europacup, Ausweichstadion und Co. keine Gedanken machen. Im Interview mit 90minuten.at verrät LASK-Präsident Siegmund Gruber zudem, dass sich wirtschaftlich bis zum neuen Stadion wenig ändern wird.

Interview Siegmund Gruber Seite 1 - Seite 2

 

90minuten.at: Inwiefern wird sich das Budget erhöhen? Wenn man Europacup dauerhaft will, muss man wohl auch beim Profietat was machen müssen.

Gruber: Ich habe es schon eingangs gesagt: Wir werden das Budget nicht ausdehnen. Wir entwickeln uns step by step. Wenn wir mehr Sponsoreinnahmen generieren - was bei dem einen oder anderen möglich ist, werden wir damit sehr sorgsam umgehen. Ein Teil ginge dann in die Infrastruktur, ein Teil in den Nachwuchs und einer in die Kampfmannschaft. Aber wir planen nicht mit beispielsweise fünf Prozent mehr Kaderkosten bei den Profis. Das wird es mit mir nicht geben. Wir treiben eine stetige Entwicklung voran, wollen nicht sagen: Ok, nächstes Jahr müssen wir mehr Gehalt auszahlen. Im Unterschied zu anderen Vereinen läuft kein einziger Vertrag aus, außer jenen, die offen kommuniziert worden sind: Rene Gartler und Emanuel Pogatetz. Mit Pogatetz wird in den nächsten Wochen noch gesprochen. Unsere Verträge sind langfristig. Das ist unsere Philosophie. Wir haben auch dem Trainer einen Vierjahresvertrag gegeben, so sind auch die Spieler langfristig gebunden. Uns laufen keine sieben oder acht Verträge aus.

 

90minuten.at: Aber Budget-mäßig wird man sich nach oben orientieren müssen. Rapid hatte 16/17 einen Umsatz von knapp 44 Millionen Euro, die Austria 32, Sturm 17,4. Wo wird sich der LASK bewegen?

Gruber: Um die neun Millionen Euro.

 

90minuten.at: Auf lange Sicht wird man sich dennoch in die Nähe von Sturm bewegen müssen.

Gruber: Wenn das Stadion da ist, ist das möglich.

 

"Alle haben Budgetgrößen von mindestens 15 bis 20 Millionen. Wenn ich langfristig mit dem Abstieg oder dem unteren Playoff nichts zu tun haben will, dann werde ich mich in diese Sphären bewegen müssen. Da komme ich nur hin, wenn ich ein Stadion habe." - Der LASK bleibt nun ein paar Jahre auf dem jetzigen Niveau

90minuten.at: Also erst in ein paar Jahren.

Gruber: Die Restriktion, die ich habe, sind 6.000 Plätze im Stadion und bei den 600 VIP-Karten. In der neuen Arena sollen das um die 1.500 sein. Ich habe jetzt keine VIP-Logen, die ich verkaufen kann. Das begrenzt das Wachstum beim Umsatz. Also geht Wachstum nur im Sponsoring. Mit 70 Sponsoren haben wir eine große Anzahl.

 

90minuten.at: Es ist immer wieder so, dass kleinere Vereine in den Europacup kommen. Dass ein Aufsteiger einmal Dritter oder Vierter wird, ist nicht ungewöhnlich. Nach allem, was Sie gesagt haben, stelle ich es mir bis zur Stadioneröffnung als einen ziemlichen Spagat vor, wenn man nicht unbedingt mehr finanzielle Möglichkeiten hat als etwa der SV Mattersburg oder wirklich viel mehr als Altach oder die Admira. Wie soll man da "best of the rest" hinter Salzburg, Wien und Graz werden?

Gruber: Sie analysieren das ganz treffend. Es ist eine Zweiklassengesellschaft. Wenn man beobachtet, welche Mannschaften nichts mit dem Abstieg zu tun hatten, dann sind das neben Red Bull eben Rapid, Austria und Sturm. Alle haben Budgetgrößen von mindestens 15 bis 20 Millionen. Wenn ich langfristig mit dem Abstieg oder dem unteren Playoff nichts zu tun haben will, dann werde ich mich in diese Sphären bewegen müssen. Da komme ich nur hin, wenn ich ein Stadion habe. Das haben diese drei Vereine. Wenn man sich bei Rapid die Geschäftsberichte anschaut, sieht man das. In unserem Bereich mit den von Ihnen erwähnten Konkurrenten muss man eine ordentliche Kaderpolitik machen, da haben wir einen perfekten Trainer, der auch Sportdirektor ist, wir haben mit Jürgen Werner einen perfekten sportlichen Berater. Wir sind auf Langfristigkeit aus, das unterscheidet uns vielleicht vom Rest.

 

90minuten.at: Sie wollen aus einer gewissen Stärkeposition nicht jedes Jahr die wichtigsten Spieler abgeben?

Gruber: Wir müssen beim LASK nichts. Wir wollen nur! Ich muss das Budget nicht erhöhen, ich muss keinen Spieler verkaufen oder in den Europacup kommen. Wir mussten auch nicht von der zweiten in die erste Liga aufsteigen. Wir wollen unsere Ziele erreichen. Zu Ihrer Frage. Paulo Otavio hat ein Angebot bekommen, das konnten wir ihm nicht verwehren. Und natürlich war für uns eine Dimension erreicht, da konnten wir ihm die Chance nicht verbauen und wir mussten es wahrnehmen. Aber wir müssen nicht einen Spieler aktiv verkaufen, um unser Budget zu gestalten. Unser Budget ist durchgeplant, Spielerverkäufe, eine weitere Cuprunde, der Europacup - das kommt alles oben drauf. Der Ersatz für Otavio war Ullmann, der ist U21-Spieler, war dann verletzt, also hat Wiesinger dort super gespielt. Wenn eine Position vakant wird, können wir sie auch intern gut ersetzen bzw. haben wen in der Hinterhand.

 

90minuten.at: Bis das neue Stadion steht, wird man das, was man jetzt hat, also beibehalten. Eine Frage gebe es da aber noch: Was ist, wenn Oliver Glasner gehen sollte? Hängt nicht viel von ihm ab, er ist quasi ein englischer Manager, also Sportdirektor und Headcoach in Personalunion? Wäre es nicht gut, einen Sportdirektor zu haben, der die Entwicklung sicherstellt?

Gruber: Das glaube ich nicht. Wir haben diese Struktur wie in England, es ist aber nicht so, dass der Oliver Glasner den Kader selbständig zusammen stellt. Ich schaue budgetär drüber, Jürgen Werner berät uns. Natürlich ist das ein Gesamtkonstrukt, das den Verein repräsentiert. Wenn beispielsweise Arsene Wenger Arsenal verlässt, wird das dort auch kein Problem sein. Ich glaube nicht, dass man deswegen einen Sportdirektor haben muss. Außerdem hat Glasner einen langfristigen Vertrag. Begehrlichkeiten gab es schon. Aber wir wissen, was wir an ihm haben, er, was er an uns hat. Das Projekt, das hier entsteht, sucht seinesgleichen in Österreich. Darum bin ich gelassen. Wegen Eventualitäten ändern wir nichts an der Struktur.

 

90minuten.at: 2022 ist vier Jahre in der Zukunft. Es ist doch unwahrscheinlich, dass Oliver Glasner dann noch Trainer ist.

Gruber: Warum? Ich gehe davon aus, dass er uns im neuen Stadion auf den Rasen führt. Da müssen wir zwar den Vertrag noch verlängern, aber wir können hier etwas aufbauen, wo sich Oliver Glasner in die Geschichtsbücher schreiben kann.

 

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