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Viktoria Schnaderbeck: „Es muss egal sein, ob ein Mädchen oder Junge Fußball spielt“

Viktoria Schnaderbeck, Legionärin beim FC Bayern München, wird das österreichische Frauenteam als Kapitänin in die anstehende EM führen. Im Interview mit 90minuten.at. spricht die 26-jährige Grazerin über die Erwartungen für das Turnier aber auch die Unterschiede zwischen dem deutschen und österreichischen Frauenfußball. Das Gespräch führte Stefan Berndl.

Interview Viktoria Schnaderbeck Seite 1 - Seite 2 - Seite 3

 

90minuten.at: Womit wir auch schon beim letzten Punkt wären, bei dem ich noch einmal auf den Frauenfußball in Österreich eingehen möchte. Wie beurteilen Sie die Entwicklung, die der österreichische Frauenfußball in den letzten Jahren genommen hat? Auch in Verbindung mit der Entwicklung des ÖFB-Teams.

Schnaderbeck: Ich glaube schon, dass beim österreichischen Fußball - auch durch das Nationalteam - einiges weitergegangen ist. Und dass mit dem Nachwuchsleistungszentrum in St. Pölten auch für junge Spielerinnen tolle Möglichkeiten bestehen. Da hat sich einiges getan. Aber ich glaube einfach, dass sich in der Liga und bei deren Struktur nur sehr wenig getan hat. Dass es für jene Mädels, die aus dem Zentrum rauskommen, schon sehr schwierig ist, ein gewisses Niveau vorzufinden. Weil das Potential ist teilweise natürlich da und die Mädels werden auch geschult. Die Bedingungen haben sich also auf jeden Fall ins Positive verändert. Die Liga selbst aber leider nicht.

"Es darf eigentlich im Verein keinen Unterschied machen, ob ein Mädchen oder ein Bursch Fußball spielt." - Viktoria Schnaderbeck

90minuten.at: Wie beurteilen Sie die Wirkung des Frauenfußballs nach Außen, also was die Akzeptanz in der Bevölkerung und unter den Fans angeht? Vielleicht auch im Vergleich zu Deutschland: Wie wird da der Frauenfußball wahrgenommen und wie sieht das Ihrer Meinung nach in Österreich aus?

Schnaderbeck: Ich kenne zwar keine genauen Zuschauerzahlen, kann aber sicher behaupten, dass in Deutschland der Frauenfußball etablierter ist. Auch in der Gesellschaft. Da gibt es deutlich höhere Zuschauerzahlen. Gerade Vereine wie Potsdam oder Frankfurt, die immer viele Zuschauer haben. Wenn man in Österreich sagt, dass man Frauenfußball spielt, kennen die meisten nur wenige Mannschaften. In Deutschland haben die meisten einen Bezug zum Frauenfußball. Das ist schon ein großer Unterschied.

 

90minuten.at: Welche Rolle spielt der finanzielle Aspekt? Es ist ja doch so, dass bei den Männern extrem hohe Beträge im Spiel sind. Bei den Frauen ist das sehr marginal. Beschäftigt man sich als Spielerin mit so etwas?

Schnaderbeck: Ich beschäftige mich damit nicht wirklich. Es ist, wie es ist. Es hat sich sicher schon einiges getan, trotzdem gibt es noch einen riesen Unterschied zu den Männern. Das ist Fakt. Ich glaube dennoch, dass sich das in den letzten Jahren verbessert hat und vielleicht auch in den nächsten Jahren - wenn der Frauenfußball stetig voranschreitet und wächst - immer besser wird. Mittlerweile gibt es auch schon sehr viele Möglichkeiten in der Vermarktung. Und ich glaube es ist auch ein Bereich, den man als Frau auch wahrnehmen und nutzen kann und der vielleicht in den nächsten Jahren noch verstärkt kommen kann.

 

90minuten.at: Die Schere zwischen Männern und Frauen beginnt ja oft schon im Nachwuchsbereich aufzugehen. Wie haben Sie das damals bei Ihrer Zeit in Graz wahrgenommen?

Schnaderbeck: Ich war schon im LAZ als einziges Mädchen. Und auch im Verein gab es nie ein Problem, die waren da immer sehr offen. Aber ich glaube gerade das ist der springende Punkt. Ich habe zwar eine gute Erfahrung gemacht, aber es darf eigentlich im Verein keinen Unterschied machen, ob ein Mädchen oder ein Bursch Fußball spielt. Man muss im Prinzip die gleichen Bedingungen und Möglichkeiten vorfinden. Es muss egal sein, ob man als Bursch oder Mädchen beginnt Fußball zu spielen.

Schnaderbeck führt Österreich als Kapitänin in die EM.

90minuten.at: Was würden Sie dann jungen Mädchen raten, die überlegen, mit dem Fußball spielen zu beginnen? Worauf gilt es zu achten?

Schnaderbeck: Letztendlich muss man Spaß an der Sache haben und ich finde es immer wichtig, dass man sich Ziele steckt. Natürlich soll der Spaß an erster Stelle stehen, wenn man beginnt Fußball zu spielen. Aber es ist motivierend, wenn man sich ständig verbessern kann und mit der Mannschaft Erfolge feiern kann. Das ist etwas sehr Spezielles, das man im Teamsport erlebt. Dafür gilt es zu kämpfen. Und dafür lohnt es sich auch zu trainieren.

 

90minuten.at: Stichwort "Ziele stecken". Was haben Sie sich kurz- oder langfristig noch für Ziele gesteckt?

Schnaderbeck: Ich will jetzt erst einmal eine gute EM spielen. Und ich will auch mit Bayern nächstes Jahr in der Champions League wieder voll angreifen und noch weiter kommen als dieses Jahr. Da sind wir im Viertelfinale ausgeschieden. Jeder der schon Champions League gespielt hat, der weiß auch, wie es sich anfühlt und dass man da wieder hin will. Ab Herbst steht dann auch schon wieder die nächste WM-Qualifikation an, in der die Gruppe sehr anspruchsvoll ist. Aber ich freue mich auf diese nächste Herausforderung.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

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