"Die Frage der Finanzierung von LAZ und Akademien über erhöhte Entschädigungssätze war kein Teil der Überlegungen in diesem Prozess"
90minuten.at: Reden wir über das System an sich: Was sind die grundlegenden Änderungen, über die jetzt so viel diskutiert werden?
Hollerer: Die grundlegende Änderung ist, dass man die Entschädigung weit weniger pauschaliert berechnet, sondern die individuelle Situation des Spielers berücksichtigt, ob und wann dieser ausgebildet worden ist. Es macht jetzt einen Unterschied, wann ein Spieler zu spielen beginnt, wie lange er spielt, ob er Zusatzausbildungen bekommen hat, ob er im LAZ und /oder in der Akademie ausgebildet wurde. Unserer Meinung nach werden viele Entschädigungssummen günstiger werden. Einen Anstieg wird es bei Spielern geben, die eine sehr intensive und auch kostenträchtige Ausbildung im LAZ oder Akademie erhalten haben.
90minuten.at: Einer der Hauptkritikpunkte der VdF ist, dass viele Spieler jetzt einen Rucksack umgehängt bekommen, den sie dann mit sich herumtragen müssen und Vereine aus unteren Ligen nicht bezahlen können …
Hollerer: Das Rucksacksystem ist auch bei der Bundesliga sehr bewährt. Vereinfacht ausgedrückt zahlt man den Betrag X bis zu einem Übertritt, der Verein kann sich das ja aber wieder bei einem weiteren Wechsel, wenn er den Spieler weiter ausgebildet hat, wieder zurückholen plus einen Aufschlag für seine eigene Ausbildung.
90minuten.at: Aber dass der Rucksack für viele Vereine bereits am Anfang zu groß ist, um den Spieler überhaupt zu verpflichten?
Hollerer: Der Rucksack wird möglicherweise dort größer, wo es eine sehr kostenintensive Ausbildung gibt. Das sind bei 12 Akademien und drei Mannschaften rund 800 Spieler – von insgesamt 300.000. In diesen Bereichen wird die Ausbildung, wie es auch sein soll, künftig honoriert. Es gibt aber keine Verpflichtung der Akademie, diesen Betrag auch einzufordern. Bei jenen Spielern, die den Durchbruch nicht schaffen, müssen sie ja nicht den vollen Betrag verlangen. Kein Akademieträger hat ein Interesse daran, dass ein Spieler dann möglicherweise gar nicht spielt und dieser laut Regelung nach einem Jahr kostenfrei wäre. Man muss aber dazu stehen, dass Ausbildung teuer ist und etwas kostet. Wir reden aber wie gesagt von einem sehr kleinen Segment, wo es gerechtfertigt ist, etwas zu verlangen. Das war auch das Ziel dieser Systemumstellung.
90minuten.at: Die VdF hat durchaus auch durchklingen lassen, dass man sich mit der Umstellung die Akademien finanziert…
Hollerer: Die Finanzierung allein mit diesem System ist nicht möglich. Da gibt es viele Partner wie Sponsoren, Eigenmittel, öffentliche Hand. Wenn man sich anschaut, wie viele Spieler wirklich von der Akademie in der der höchsten Leistungsklasse landen und von denen noch jene abzieht, die in den eigenen Verein gehen, und dann berechnet, wie viel Geld hier dann schlussendlich fließt, sind wir weit entfernt von einer entscheidenden Finanzierung der Akademien.
90minuten.at: Hat man sich dennoch diesen Budgetposten dadurch erhöht?
Hollerer: Die Frage der Finanzierung von LAZ und Akademien über erhöhte Entschädigungssätze war kein Teil der Überlegungen in diesem Prozess. Die Überlegung war: Dort, wo Ausbildung geleistet wird, soll auch Honorierung erfolgen. Die umgekehrte Idee, sich Geld zu schaffen, um die Finanzierung von LAZ und Akademien sicherzustellen, war nie ein Thema der Überlegungen.
90minuten.at: Wie kann es jetzt weitergehen? Die VdF hat laut gebrüllt, der ÖFB war bisher sehr zurückhaltend…
Hollerer: Laut ist nicht unbedingt richtig. Wir möchten gerne das Gespräch suchen. Wir möchten darauf hinweisen, dass nicht alles stimmt bzw. von der VdF missverständlich formuliert wurde und gemeinsam an einer Lösung arbeiten. Dazu warten wir jetzt aber einmal auf die Antwort bzw. einen Terminvorschlag der Gewerkschaft.
Danke für das Interview!