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Fränky Schiemer: "Die Macht der Medien geht in eine extrem bedenkliche Richtung“ (3)

Im Februar wurde Fränky Schiemer überraschend zum neuen Manager der SV Ried ernannt. Den Abstieg aus der Bundesliga konnte aber auch der ehemalige Teamspieler nicht verhindern. Im 90minuten.at-Interview spricht Schiemer über den Druck des Gejagten, die neue Rieder Offensivstärke und Probleme mit Medien.

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90minuten.at: Einige Leute im Verein haben den Abstieg aber anscheinend nicht ganz überwunden. Oder wie erklären Sie sich die Auseinandersetzung zwischen Vorstand Roland Daxl und Ex-Spieler Peter Zulj?
Schiemer: Diese Angelegenheit war unnötig, hat aber in ihrem Verlauf auch mit einem Medium zu tun, das unter anderem dadurch bewusst Unruhe in den Verein bringen wollte.

 

90minuten.at: Also sagen Sie, dass die Unruhe von außen an den Verein herangetragen wurde?
Schiemer: Dass von einem konkreten Journalisten eine Negativkampagne betrieben wurde und weiterhin wird, ist aus meiner Sicht unbestritten.

 

90minuten.at: Im Moment läuft es auf eine gerichtliche Auseinandersetzung zwischen Peter Zulj und Roland Daxl hinaus. Sie sind lange genug im Geschäft, kann aus dieser Geschichte noch jemand als „Gewinner“ hervorgehen?
Schiemer: Wohl kaum. Ich weiß wie das Ganze entstanden ist und darum finde ich es für beide Parteien schade, dass es jetzt so aufgebauscht wird.

 

90minuten.at: Haben Sie mit Herrn Daxl auch persönlich über diese Sache gesprochen?
Schiemer: Natürlich.

 

Fränky Schiemer schonte sich am Feld nie

90minuten.at: Wie sehr stört diese Geschichte bei der täglichen Arbeit?
Schiemer: Es war mühsam. Ich habe damals eine SMS von Flo Hart bekommen in der stand, dass er es als Frechheit empfinden würde, was in der Zeitung geschrieben stand. Ich hatte den Artikel gar nicht gelesen, ich lese bewusst nur wenige Zeitungsberichte.

 

90minuten.at: Grundsätzlich nicht oder nur keine Dinge über Sie selbst?
Schiemer: Ab und zu schaue ich es mir an. Aber ich muss nicht jeden Tag etwas über mich lesen. Als junger Spieler habe ich mich da schon oft geärgert aber mittlerweile mache ich das nicht mehr.

 

90minuten.at: Was stand in der von Flo Hart angesprochenen Geschichte?
Schiemer: Es wurde behauptet, dass Flo mir unzählige Fehler seit meinem Amtsantritt vorwerfen würde. Er selber beteuerte mir gegenüber daraufhin aber, dass er nie im Leben ein schlechtes Wort über mich verlieren würde. Ich finde es am Besten, wenn man sich auf die wichtigen Dinge konzentriert. Deshalb überlege ich auch nicht, ob ich da jetzt einen Journalisten klage. Es leidet halt darunter auch die freie Meinungsäußerung. Objektivität gehört dazu, ich bin für jede Kritik offen, aber bewusstes Schlechtmachen von Personen, dafür habe ich kein Verständnis. Aber es ist halt so, er soll seine Freude damit haben.

 

90minuten.at: Hat sich der Verein bei dem Medium erkundigt warum es so läuft?
Schiemer: Wir haben Versuche gestartet waren aber nicht erfolgreich. Vielleicht liegt es daran, dass wir gewisse Dinge verändert haben. Ein Journalist kann nicht mehr einfach einen Spieler anrufen. Das läuft jetzt alles über unseren Medienberater (Christian Huber, Anm.). Wenn ich für den konkreten Journalisten deshalb ein schlechter Manager bin, dann bin ich das halt.

 

90minuten.at: Ist es nicht normal, dass sich Journalisten erst an den Verein wenden und nicht gleich an Spieler?
Schiemer: Es ist bei nahezu allen mir bekannten Vereinen so und entspricht auch einer professionellen Vorgehensweise. Hier war es früher eben anders, auch als ich selbst Spieler in Ried war. Es hat auch jahrelang funktioniert. Aber als es letzte Saison schlecht lief, mussten wir uns etwas überlegen. Das wurde uns dann vorgeworfen. Was das heißen kann, hat man ja bei der Wahl gesehen.

 

90minuten.at: Was hat die Nationalratswahl damit zu tun?
Schiemer: Noch schlimmer als uns hat es ja Christian Kern getroffen. Er hat keine Inserate mehr geschaltet und die Auswirkungen sind bekannt. Die Macht der Medien geht in eine extrem bedenkliche Richtung. Da sollte sich jeder Mensch darüber im Klaren sein, wie eine Meinung über ein Thema oft gesteuert sein kann.

 

90minuten.at: Die Boulevardmedien-Macht ist aber kein rein österreichisches Phänomen.
Schiemer: Das ist ein globales Phänomen, jeder redet über Fake News. Im Internet ist sehr schnell ein Ruf ruiniert oder eine Nachricht verbreitet. Das bezieht sich ja nicht nur auf Boulevardmedien. Aber klar, die Medien brauchen heutzutage mehr denn je Schlagzeilen und Sager. Deshalb geht die ganze Branche in diese Richtung. Aber wie gesagt, die Entwicklung ist meiner Meinung nach sehr bedenklich wenn man sieht, wie beeinflussbar manche Dinge sind.

 

90minuten.at: Fußball ist für viele Menschen wichtiger als Politik.
Schiemer: Man kann ganz klar sagen, dass Zeitungen zum Teil auch vom Sport leben. Sportler sind die Helden von heute, sie sind Vorbilder. Sportler haben einen hohen Stellenwert und deswegen werden Klicks erzielt und Zeitungen verkauft. Politiker haben hingegen leider einen sehr schlechten Ruf, obwohl sie eine entscheidende Rolle im Land spielen.

 

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