Pelé: 'Fußball ist heutzutage nur noch ein Beruf' [Video:]
In London wird das Leben und Schaffen des Fußballers Pelé im Moment mit einer Ausstellung geehrt. In einem Interview mit CNN Korrespondentin Isa Soares spricht die Fußballlegende über die Unterschiede im Fußball damals und heute und darüber, was Loyalität
Pelé über die Ausstellung zu seinen Ehren:
Es macht mir große Freude. Ich bin einerseits sehr emotional, was das angeht, andererseits ist es aber auch eine große Verantwortung. Was wir hier zeigen ist die gute, die positive Seite eines Athleten und das kann für viele Nachwuchssportler als Inspiration dienen. Es geht inzwischen nicht mehr darum, einfach ein guter Sportler zu sein, oder einfach auf eine Bühne zu gehen und zu singen. Man muss ein guter Mensch sein. Man muss zu einem guten Vorbild werden.
Isa Soares:
Haben Sie jemals gedacht, dass ein kleiner Junge aus Minas Gerais einmal zu einem Weltstar werden könnte?
Pelé:
Nein, nein, sowas habe ich niemals erwartet. Für mich war die Karriere meines Vaters schon das höchste der Gefühle. Er war ein guter Fußballer und hat viele Tore geschossen. Sein Name war Dondinho. In Brasilien, in Minas Gerais, war er berühmt. Er war mein Vorbild, ich wollte immer wie er werden... und was dann passiert ist, weiß nur Gott selbst.
Soares:
Wie sehr hat sich der Fußball verändert?
Pelé:
Damals war Fußball eine Berufung voller Liebe. Heute ist es nur noch ein Beruf. Diese Liebe, diese Leidenschaft die ich hatte, als ich für meinen Verein und für mein Land gespielt habe, gibt es heute nicht mehr. Selbstverständlich muss ein Fußballer auch seinen Lebensunterhalt verdienen, aber es ist anders als damals. Ich hatte immer viele Angebote von Real Madrid, dem AC Mailand oder Manchester United. Aber meinem Verein Santos ging es gut und ich konnte dort gut spielen. Ich wollte nicht gehen. Heute wechseln die Spieler sehr oft. Es gibt diese Loyalität von damals nicht mehr.
Soares:
Glauben Sie, dass die Spieler ihre Leidenschaft verloren haben?
Pelé:
Die Spieler haben die Leidenschaft für ihr Land und ihren Verein verloren, aber nicht für den Fußball selbst. Sie spielen ja trotzdem Fußball, weil sie es lieben. Aber niemand ist mehr einem Verein gegenüber loyal. Heute spielt jeder für das Land, das am meisten bezahlt. Es geht nur um Geld.
Soares:
Wenn es keinen Fußball gäbe, wo würden Sie dann heute stehen?
Pelé:
Ich liebe es sehr, Musik zu komponieren. Ich spiele Gitarre und Violine. Also wäre ich vielleicht ein Musiker geworden, wenn es mit dem Fußball nicht geklappt hätte. Ich liebe die Musikrichtung MPB, Musica Popular Brasileira, und als Brasilianer liebe ich natürlich auch den Samba. Es ist die fröhlichste Musikrichtung.
Soares:
Auf welche Art sollen sich die Leute an Sie erinnern?
Pelé:
Wenn man sich diese Ausstellung hier ansieht, merkt man, dass die Ausdrucksformen zwar unterschiedlich sind, es aber immer um dasselbe Motiv geht: Eine Person, die ohne viel Geld aufgewachsen ist, es aber im Leben weit gebracht hat. Das ist die Botschaft der Künstler.