Helmut Kronjäger: 'Es ist leicht, in Österreich Erfolg zu haben. Aber es nicht leicht, hier zu arbeiten.'
Helmut Kronjäger hat den Kollegen von sturm12.at ein berührendes Interview gegeben. Kronjäger erzählt dabei über seine aktuelle Krebskrankheit, warum Fußball krank macht und warum es leicht ist, in Österreich als Trainer Erfolg zu haben es aber nicht leic
Ein paar Auszüge aus dem Interview. Helmut Kronjäger ...
... über seinen körperlichen Zustand: "Ich bin körperlich in Wahrheit ein Wrack. Mir geht's da nicht um die ausgefallenen Haare, es geht um körperliche Befindlichkeiten. Meine Freunde sagen ja, dass ich nie ein Gefühl im linken Fuß gehabt hab, aber jetzt ist es halt amtlich. Die Nervenleitgeschwindigkeit zeigt, dass der linke Fuß tot ist – und es wird auch keine Chance geben, dass sich die Nerven wieder regenerieren."
... darüber, ob es Überlegungen gab, bei Sturm zu arbeiten: "Ich hab mit Christopher Houben ein sehr gutes, sehr langes Gespräch geführt. Mein Ruf, kritisch zu sein und vieles zu hinterfragen, verhinderte Engagements in der Vergangenheit häufig. Ich weiß das, ändern werde ich mich trotzdem nicht. Bevor es mit Sturm konkret wurde, kam aber die Krankheit dazwischen."
... über die Trainerarbeit in Österreich: "Es ist leicht, in Österreich Erfolg zu haben. Aber es nicht leicht, hier zu arbeiten. Es sind kaum Innovationen möglich. Als Trainer reicht es, wenn man mitschwimmt. Wenn du es ernst nimmst und Dinge verändern willst rennst du irgendwann einmal mit dem Schädl gegen die Gummiwand. Bei uns in Österreich wollen wir alles verändern aber es muss alles gleich bleiben. Das ist unser Problem. Vor zehn, zwölf Jahren hab ich gesagt, unsere Trainerausbildung ist schlecht. Ich war plötzlich der Böse, der Nestbeschmutzer, wurde von allen Seiten attackiert."
... über die These, dass Fußball krank macht: "Das System Fußball macht krank. Sobald man sich mit dem Sport Fußball intensiv beschäftigt, schlägt das auf die Seele. Außer ich sage, mir ist das alles egal, ich bekomm ein schönes Geld und über alles andere mach ich mir keine Gedanken. Die Nachhaltigkeit bleibt eigentlich auf der Strecke – beziehungsweise ist sie in diesem System nicht vorhanden. Nehmen wir doch den Jugendfußball als Beispiel. Wenn die finanzielle Not da ist, wird der Stellenwert der Jugend plötzlich wieder höher. Das war auch bei Sturm immer so. Deswegen hab ich zum Verein wohl ein gespaltenes Verhältnis. Ich hab den Johnny Ertl von Feldkirchen zu Sturm gebracht. Sturm hat ihn niveaulos entfernt und später wieder teuer zurückgekauft."