Martin Hinteregger: "Profifußball ist kein Spaß mehr, sondern Druck"

Martin Hinteregger spricht im Interview mit spox.com ausführlich über die Schattenseiten des Profifußballs. Natürlich auch über Red Bull Salzburg; zu Düdelingen hat er einen interessanten Zugang.

Augsburg-Legionär Martin Hinteregger im ausführlichen spox.com-Inteview über ...

 

... Druck im Profifußball:

"Profifußball ist kein Spaß mehr, sondern Druck. Ich kann seine (Anm.: Per Mertesackers Aussagen zu Druck im Fußball) Aussagen hundertprozentig nachvollziehen und glaube, dass sie vielen die Augen öffneten. Keiner will Schwächen zeigen und deshalb wird das Thema totgeschwiegen. Wer aber im Profifußball keinen Druck verspürt, ist ein sehr einmaliger Spieler. Ich persönlich hatte Mitspieler, die vor Spielen kotzten, weil sie es nicht mehr aushielten. Wenn das Woche für Woche passiert, ist das schon brutal. Abschalten zu können ist das A und O. Jeder muss einen Weg finden, wie ihm das gelingt. Bei mir geht das am besten, wenn ich Skifahren gehe und zwei Tage lang nicht an Fußball denke. Außerdem spiele ich regelmäßig Tennis."

 

Die Anzahl der Fans wird noch extrem wachsen und die Unterstützung irgendwann so emotional sein wie in Gladbach oder Augsburg.

Martin Hinteregger über Red Bull Salzburg

... seine Zeit bei Red Bull Salzburg:

"Red Bull half dem toten Verein Austria Salzburg, lediglich die Farben wurden geändert. Wegen der guten Arbeit kann der Klub mittlerweile wieder alleine und ganz ohne Sponsoren überleben. Die Anzahl der Fans wird noch extrem wachsen und die Unterstützung irgendwann so emotional sein wie in Gladbach oder Augsburg. Im Herbst 2015 zerstritt ich mich mit dem damaligen Salzburg-Trainer Peter Zeidler, dann kam der unglückliche Wechsel zu Gladbach. Im Sommer spielte ich nochmal für zwei Monate in Salzburg, in denen uns fast die Champions-League-Qualifikation gelangen. Der Wechsel nach Augsburg kurz vor Transferschluss hätte auch reibungslos geklappt - wenn da nicht Leipzig gewesen wäre, das mitgeredet hat.  Es ist schade, dass die Salzburger Fans bei mir jetzt als erstes an den turbulenten Abschied denken. Ich kam ein Jahr nach der Übernahme von Red Bull in den Klub, schmiss als Balljunge dem Marc Janko Kugeln zu, absolvierte über 200 Spiele für den Verein. Über eine offizielle Verabschiedung hätte ich mich sehr gefreut. Das Ende hinterließ ein schlechtes Bild meiner Zeit im Klub."

 

... Düdelingen:

"Ein Schwimmlehrer schoss gegen uns zwei Tore. Das Schlimme an der ganzen Geschichte ist eigentlich, dass die damals eine richtig gute Mannschaft hatten - was keiner wahrhaben wollte. In Österreich hätte Düdelingen um den Titel mitgespielt. Wir haben in diesen beiden Spielen auch so schlecht gespielt, dass es schlechter nicht geht."

 

... Huub Stevens und Roger Schmidt:

"Vor dem ersten Spiel kam Huub zu mir und sagte: "Martin, du kannst heute keinen einzigen Fehler machen. Warum? Wenn du einen Fehler machst, dann ist das meiner. Dir kann nichts passieren." Ich war damals der einzige junge Spieler in der Mannschaft und deswegen schützte er mich. Roger ist der genialste Trainer, den ich je hatte. Heutzutage stellt sich fast jeder Trainer auf den jeweiligen Gegner ein, aber das macht er nie. Roger zieht seine Spielart einfach durch. Unter ihm trainierten wir nie Taktik, weil jeder wusste, was zu tun ist. Einen guten Trainer zeichnet nicht sein taktisches Wissen aus."

 

>>> Nächste Seite: Cup-Finale: Papierform oder Lucky Punch?