Johan Cruyff – Mein Spiel: 'Wenn wir den Fußball einfach halten, funktioniert er noch am besten'

„Im Fußball gibt es niemanden, der mehr über Taktik, Technik und Jugendausbildung weiß als ich. Warum also sollte man mit mir diskutieren? Das ist doch sinnlos, ich bekomme nur die Fehler der anderen zu hören. Vielmehr sollte man mir zuhören, das bringt V

 

Der holländische Super-Driblanski Johann Cruyff war der Inbegriff für dynamischen und zugleich leidenschaftlichen Angriffsfußball. Aber auch für eine mehr als nur gesunde Portion Selbstvertrauen, die ihm während seiner Zeit bei Ajax Amsterdam und beim FC Barcelona viele Erfolge, immer wieder aber auch kräftige Probleme mit der Klubführung einbrachte. Der streitbare Holländer galt als Gerechtigkeitsfanatiker und ging da wie dort mit den Vereinsbossen auf Konfrontationskurs, wenn die Mannschaft von dem seiner Meinung nach richtigen Kurs abzukommen drohte. Wenn die falschen Spieler verkauft oder gekauft wurden. Wenn er Positionen im Klub falsch besetzt sah und Konzepte als inhaltslose Hüllen entlarvt glaubte. In der nun im Droemer-Verlag posthum erschienen Autobiografie „Mein Spiel“ gibt der am 24. März an Lungenkrebs verstorbene Elftal-Star Einblicke in seine Gedankengänge. In seine Welt. Und sein Selbstverständnis als einer der besten holländischen Spieler, Trainer und Fußball-Denker aller Zeiten.

 

Johan Cruyff Mein Spiel Droemer VerlagDreimal gewann der Chefdirigent des Voetbal Totaal von 1971 bis 1973 mit Ajax Amsterdam den Europapokal der Landesmeister, mit den Niederlanden wurde er 1974 Vizeweltmeister. Zu seinen neun Meisterschaften und sechs Cupsiegen mit Ajax Amsterdam als Spieler gesellten sich je eine Meisterschaft und ein Cup-Triumpf mit dem FC Barcelona. Und als Trainer sollte es in ähnlicher Tonart weitergehen: Mit den Katalanen gewann er Anfang der 1990er-Jahre die Primera División gleich vier Mal in Serie und implementierte dort in der Zeit ein System und eine Herangehensweise an den Fußball, die heute immer noch Bestand hat und die Basis für alle nachfolgenden Triumpfe der Rot-Blauen legen sollte. „Cruyff baute die Kathedrale – wir halten sie nur instand“, sagte denn auch der spätere Barça-Trainer Pep Guardiola, der dem Holländer wohl seiner Karriere zu verdanken hat. Immerhin war Cruyff es, der den heutigen Manchester City-Trainer als Jungspund in die Kampfmannschaft der Katalanen holte und ihn dort ungeachtet vieler Kritiker (auch aus den eigenen Reihen!) regelmäßig spielen ließ und zu einem Weltklassemann formte.

 

Besonders interessant in „Mein Spiel“ ist eines der Kapitel am Ende des Buches, in dem Cruyff über taktische Feinheiten und seine Auslegung von Fußball erzählt. Über sein Selbstverständnis einer angreifenden Mannschaft, „die für Spielfreude bei den Fußballern sorgt und beim Publikum Anklang findet“, wie Cruyff ausführt. „Es wird häufig so getan, als sei der Fußball unglaublich kompliziert, aber wenn wir ihn einfach halten, dann funktioniert das immer noch am besten.“ Klingt wie eine abgedroschene Fußball-Floskel, ist in Wahrheit aber eine Trainer-Weisheit, die leider allzu oft in Vergessenheit gerät.

 

Johan Cruyff „Mein Spiel“
Droemer, 226 Seiten, 20,60 € - >>> Buch bestellen