Thorsten Fink: 'Das Stadion wird am Ende beben'

Vor seinem ersten Wiener Derby nahm sich der neue Austria Coach Thorsten Fink für Sky Sport News HD Zeit und teilt seine Gedanken vor seinem bisher wichtigsten Spiel als Austria Trainer.

 

Thorsten Fink...

...über seine Derbyerfahrungen: „Es gibt im Derby immer besondere Dinge, man kann im Derby auch gewinnen, wenn man nicht die bessere Mannschaft ist, das haben wir bei Sechzig gegen Bayern gesehen. Da haben wir auch mal verloren, aber waren die bessere Mannschaft. Ein Derby hat besondere Gesetze, sie machen sehr viel Spaß, haben ein besonderes Medienaufkommen, das Stadion ist immer ausverkauft und wenn einer sagen kann, dass es ein Derby ist, dann ist es die Austria und Rapid Wien. Beide in einer Stadt, das ist ein wirkliches Derby. Eine große Stadt, wo zwei große österreichische Vereine gegeneinander spielen, ist was ganz besonderes."

 

...über das Wiener Derby: „Live habe ich noch nie ein Wiener Derby miterlebt, sicherlich habe ich im Fernsehen schon mal Derbys gesehen, auch aus Österreich. Im Ruhrpott, Dortmund und Schalke sind zwar eng beisammen, ein Ballungsgebiet, aber doch nicht eine Stadt, deswegen ist es schon noch ein Unterschied. Ich weiß, was es für die Fans bedeutet, wenn man ein Derby verliert. Vor allem, wenn man nicht alles gibt, die Fans müssen sehen, dass man alles gibt, das ist das allerwichtigste. Dann verzeihen sie auch mal eine Niederlage, aber letztendlich muss man das Derby gewinnen, egal wie. Das versuchen wir natürlich gegen eine starke Rapid-Mannschaft."

 

...denkt, dass ein Wiener Derby von der Emotion und Stimmung mit Derbys in Deutschland mithalten kann: „Ja, auf jeden Fall. Wir haben ein kleines schönes Stadion, wo alle eng beieinander sitzen und wenn das Stadion hier ausverkauft ist und beide Mannschaften ein gutes Spiel spielen, es hin und her geht, dann wird sicher eine gute Stimmung aufkommen. Eine richtige Stimmung auch, nicht unbedingt Krawalle, da sind glaube ich die Österreicher gegenüber anderen Ländern Vorbild, auch wenn man manchmal über die Stränge schlägt. Im Großen und Ganzen kann man in Österreich zufrieden sein. Ich denke auch, dass dieses Stadion am Ende beben wird."

 

...darüber, dass das Duell auch aus sportlicher Sicht besonders reizvoll ist, wenn der Erste auf den Zweiten trifft: „Die Konstellation hatte man schon lange nicht mehr, es ist ein besonderes Spiel, wenn wir gewinnen können, können wir uns oben festsetzen, dann sind wir von oben nicht so leicht zu verdrängen und haben große Chancen unseren Zielen näher zu kommen."

 

...darüber, ob der Aufschwung der Wiener Klubs mit den Engagements der Deutschen Müller und Fink zu tun hat: „Nein, die Deutschen haben überhaupt gar nichts mit dem Aufschwung der Wiener Großklubs zu tun. Klar, Andi Müller macht einen guten Job, ich bin noch nicht so lange dar. Ich denke, dass hier vorher gut gearbeitet wurde bei Rapid, sonst würde man jetzt nicht den Erfolg haben. Auch die österreichische Nationalmannschaft hat vorher schon gute Spieler gehabt, die alle ins Ausland gegangen sind. Im Nachwuchsbereich kommt immer was nach, das liegt sicher nicht an den Deutschen. Trotzdem versuchen wir im Fußball unseren Teil dazu beizutragen. Es ist Zufall, dass wir jetzt alle da sind (Müller, Jancker, Fink, Anm.), es ist gut zusammengekommen, hat gepasst. Trotzdem ist es nicht so, dass nur, weil wir jetzt da sind, der Erfolg da ist. Auch vorher wurde in Österreich sehr gut gearbeitet allgemein, ich bin sicher, dass da noch mehr geht."

 


...über sein Wohlbefinden in Wien: „Meine Familie ist jetzt schon zehn Tage hier und bleibt auch in den Ferien hier. Ich habe mich sehr gut eingelebt, bin sehr positiv empfangen worden, das tut natürlich gut. Das gibt Rückhalt und Selbstvertrauen, das ich an die Mannschaft weitergeben kann. Das ist für mich das Wichtigste, nicht wie die Stadt ist, obwohl es natürlich ein super Vorteil ist, das das hier so eine schöne Stadt ist und ein so schönes Land. Wir sind in Favoriten an einem guten Standort für ein Stadion, gute Verkehrsanbindung – ich denke das ist gut, ich habe noch nichts Negatives über den 10. Bezirk gehört. Meine Familie wird morgen dabei sein – ein Sohn brennt darauf, der andere ist nicht so fußballbegeistert, trotzdem will er seinen Papa natürlich auch sehen. Sie freuen sich das erste Spiel bei der Austria zuhause ansehen zu können, das Stadion, diese Emotionen fühlen zu können. Meine Jungs sind ja auch recht emotional."

 

...über die morgige Aufstellung: „Es gibt ein, zwei Gedanken. Für mich habe ich schon entschieden, haben Videoanalyse gemacht, wie können wir diese Mannschaft in Bedrängnis bringen. Wir haben trotz der Ausfälle in der Innenverteidigung genügend Spieler, die diese Position auch gut spielen können. Stronati hat in dieser Woche einen sehr guten Eindruck hinterlassen, ich freue mich, dass er das so positiv annimmt. Wir brauchen ihn jetzt, jetzt kann er zeigen, was er kann. Wir haben in der Hinterhand auch Spieler, wie zum Beispiel Tarkan Serbest, der auf der Position auch schon öfters gespielt hat und das sehr gut verkörpern kann in unserem System. Auch Vukojevic hat das schon öfters gespielt. Windbichler wird nicht so lange brauchen, bis er zurückkommt. Auch Rotpuller hat nur eine kleine Sperre."

 

...über die Plakatkampagne der Austria, deren Gesicht er ist: „Man hat mich gefragt, ob ich das für den Verein mache, sie wollen unbedingt, dass ich das Aushängeschild bin, die neue Aufbruchsstimmung verkörpern. Natürlich kann ich mich super damit identifizieren und deshalb habe ich es gemacht."

 

...darüber, was einen Austrianer ausmacht: „Ein Austrianer will immer oben dabei sein, nimmt den Kampf an, liefert ehrliche Arbeit ab, zeigt Teamwork, Leidenschaft und hat Vision und will wirklich gegen jeden Gegner gewinnen, egal woher er kommt."

 

...über die besondere Rivalität des Wiener Derbys: „Ich habe wie gesagt Erfahrungen als Trainer und Spieler mit Derbys, von daher braucht man mir nicht lange erzählen, was das bedeutet. Wenn auch das Derby wirklich in der eigenen Stadt ist, dann ist es was Besonderes und ich weiß damit umzugehen."