DFB-Anwalt: 'Werden den Spiegel-Verlag haftbar machen'

In Sky90 - die KIA Fußballdebatte sprachen u.a. Prof. Dr. Christian Schertz, Fachanwalt für Medienrecht, und Jens Weinreich, Journalist und Co-Autor des Spiegel-Artikels, über die WM-Vergabe 2006.

 

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Prof. Dr. Christian Schertz (Fachanwalt für Medienrecht) ...

... zu seinem aktuellen Erkenntnisstand: "Der Spiegel hat in seiner Vorabmeldung und in seiner gesamten medialen Aufgeregtheit am Anfang das Thema so in die Medien geblasen, dass es heißt, die WM sei gekauft worden. Das ergibt sich aus Vorabmeldungen, wo es eben heißt, 'Fußball-WM 2006 mutmaßlich gekauft - eingesetzt wurde das Darlehen offenbar, um die vier Stimmen in Asien zu sichern'. Im Editorial des Spiegel, im Inhaltsverzeichnis, sagt die Chefredaktion: 'Die Gerüchte um die Fußball-Weltmeisterschaft gab es immer, jetzt wurde Gewissheit daraus.' Gewissermaßen, dass sie gekauft wurde. Wenn man dann aber den Spiegel-Artikel, diesen seitenlangen Text, durcharbeitet, und das ist meine Arbeit als Anwalt, den Sachverhalt zu prüfen, dann ist es ein für mich einmaliger Vorgang, da heißt es auf Seite 17 des Artikels wörtlich: 'Es gibt dafür keinen Beweis.' Das heißt, der Spiegel selber sagt: 'Wir haben nicht irgendeinen Beweis für diese Behauptung'. Und es ist für mich, der jetzt seit 25 Jahren Presserecht macht [...] Ich habe noch nie eine Geschichte erlebt, die so groß verkauft worden ist von einem Verlag, wo dann im Artikel selber steht, für diese Kernbehauptung, die hier die Besonderheit und die Gefährlichkeit ausmacht, haben wir keinen Beweis. Ich muss Ihnen sagen, wenn das sogar kleingedruckt hinten im Artikel steht, offenbar vielleicht auch von den Anwälten des Spiegel rein redigiert, um zu versuchen, der Haftung zu entgehen, kann man eine Geschichte nicht so aufmachen, wie das hier passiert ist. Dann noch zu behaupten, der aktuelle Präsident sei involviert gewesen, wie es Herr Weinreich in einem Spiegel-Online-Interview tut, das ist schon starker Tobak."

 

... zu möglichen rechtlichen Konsequenzen: "Ich werde bei dieser Sachlage, die für mich tatsächlich ungewöhnlich und eindeutig ist, dem Präsidenten und dem DFB empfehlen, selbstverständlich eine Gegendarstellung zu verlangen und insbesondere der Aussage mit aller Härte entgegen zu treten, die WM sei gekauft worden aus einer schwarzen Kasse des DFB. Wir werden Unterlassung fordern, wir werden Gegendarstellung fordern, und sollte dem Deutschen Fußball-Bund durch diese Berichterstattung ein wirtschaftlicher Schaden entstehen, werden wir den Spiegel-Verlag dafür auch haftbar machen."

 

... zur Zahlung von 6,7 Millionen Euro: "Man muss ganz sauber trennen, und das passiert im Moment in der ganzen Aufgeregtheit nicht. Man muss trennen zwischen der Behauptung, das Sommermärchen sei gekauft worden und der Summe, die hier vom Spiegel festgestellt wurde. Dieser Sachverhalt ist bekannt und wird geprüft, und er wurde in den letzten Wochen auch intern beim DFB geprüft. Wenn die Verantwortlichen im Spätsommer von einem Sachverhalt Kenntnis erhalten, können sie nicht einfach sofort zu den Medien rennen und ständig Wasserstandsmeldungen machen. Die Prüfung ist noch nicht abgeschlossen, man ist jetzt in die Medien gegangen, weil die Thematik öffentlich geworden ist. Der saubere Weg wäre es gewesen, den Sachverhalt noch abschließend zu prüfen, aber das ist im Augenblick der Zwischenstand."

 

Jens Weinreich (Freier Journalist und Co-Autor des Spiegel-Artikels) ...
... auf die Frage, ob die Handschrift von Wolfgang Niersbach auf dem Beleg geprüft worden sei: "Das haben wir noch nicht prüfen lassen, nein."

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