Derby-Einsatzleiter Lepuschitz: 'Fans können mit Pyrotechnik nicht umgehen'

Vor dem 312. Wiener Derby (Sonntag, 16 Uhr auf Sky Sport Austria, Sky Sport HD 1 & Sky Go) sprach Sky Sport News HD mit Dr. Michael Lepuschitz, am Sonntag Einsatzleiter rund um das brisante Duell zwischen Austria und Rapid. Er sieht die generelle Thematik

 

Michael Lepuschitz...

...über die Vorbereitung auf ein Spiel wie jenes am Sonntag: "Man muss den Aufwand vor und nach dem Spiel unterscheiden. Wir haben Tage davor Besprechungen, in denen wir abklären, wie hoch und wie umfassend der polizeiliche Aufwand sein muss. Am Spieltag selbst sind es ein paar Stunden, in denen sich die Polizei engagieren muss. Bedauerlicherweise kommt es zu diversen Nachspielen - speziell, wenn seitens einiger Fans Straftaten gesetzt werden. Das kann mehrere Monate oder in manchen Fällen sogar Jahre dauern, bis das von den entsprechenden Verwaltungsstrafbehörden oder den Gerichten abgehandelt wird."

 

...über die Zahl der am Sonntag im Einsatz stehenden Polizisten: "Ganz präzise kann ich die Zahl heute (Mittwoch, Anm.) noch nicht sagen, weil die von den Entwicklungen der nächsten Tage abhängig ist. Wir schauen immer, dass wir ausreichend Einsatzkräfte haben, dass wir auch ausreichend Reservekräfte haben. Soweit ich das heute sagen kann, werden es weniger Einsatzkräfte sein als in den Jahren davor."

 

...über die Erwartungen der Polizei an den Einsatz: "Wir rechnen mit einem Risikospiel und entsprechenden Provokationen. Da durch den Spruch der Bundesliga der Gäste-Fansektor gesperrt ist, kann es im Stadion selbst nicht zu einem Aufkommen wie in vergangenen Jahren kommen. Wir konzentrieren uns daher auf das Umfeld. [...] Wir gehen davon aus, dass die Fans, die nicht ins Stadion kommen, es woanders versuchen und sind dementsprechend vorbereitet. [...] Wir haben mit den Klubs Gespräche geführt, wir haben szenekundige Beamte und teilweise aus der Szene stammende Informationen. Wir überlegen: Welche Eventualitäten gibt es, welche Szenarien gibt es für Fans?"

 


Michael Lepuschitz...

...über die Arbeit der Polizei im Rahmen von Fußballspielen: "Es gibt Dinge, die sich bewährt haben, wie die 3-D-Strategie. Und es gibt Dinge, die man in Frage stellen kann, wie die Frage der Pyrotechnik. Hier haben wir viele Jahre versucht, mit einem österreichischen Weg der Ausnahmebewilligung legale Pyrotechnik ins Stadion zu bringen. Wir stellen fest, dass die Fans damit nicht gut umgehen können und dass wir den Weg hinterfragen müssen. Wenn der politische Wille dies so zeigt, wird es diese Ausnahmebestimmung nicht mehr geben und es wird ein absolutes Pyrotechnikverbot in den Stadien geben. Wenn wir feststellen, dass es Fans gibt, die unter dem Deckmantel des Sports Gewalt einsetzen - sei es gegenüber anderen Fans, sei es gegenüber Familien, die das Spiel sehen wollen, sei es gegenüber Polizisten - werden wir den gerichtlichen Weg weiter fortschreiten müssen. Dann werden wir auch an die Justiz appellieren müssen, dass eine Richterin oder ein Richter, die oder der einen Fan verurteilt, auch damit ein Stadionverbot verknüpfen muss."

 

...auf die Frage, ob die Pyro-Ausnahmebewilligung gescheitert sei: "Ja. Aus meiner Sicht ist diese Ausnahmebewilligung gescheitert. Wir haben es versucht. Es gibt Fans, die sich nicht an Vereinbarungen halten. Es gibt Fans, die sich nicht an bescheidmäßige Auflagen halten. Zum Bedauern für den Sport und die Faszination, die sich aus Pyrotechnik für manche ergibt, muss man sagen, dieser Weg kann derzeit nicht als erfolgreich bezeichnet werden."

 

...auf die Frage, ob die Gewalt seiner Meinung nach gestiegen oder zurück gegangen sei: "Das hängt von der Interpretation der Zahlen ab. Meine Kollegen sagen mir, dass die Gewaltbereitschaft tendenziell gestiegen ist. Die Zahlen selbst, an Verletzten oder Ausschreitungen, ist zurückgegangen. Da hängt es auch vom subjektiven Empfinden des jeweils Betroffenen ab. Generell würde ich mir ein Derby wünschen, in dem die Polizei nicht erforderlich ist, bei dem ich zu Hause bleiben und mir das Spiel im Fernsehen ansehen kann. Ich finde es bedauerlich, dass wir bei solchen Spielen so viele Polizisten benötigen, damit ein Spiel vernünftig und mit Freude angeschaut werden kann."