ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner appelliert an Jugendspieler: 'Geht nicht ins Ausland'

Zu Gast bei „Talk und Tore – Die Tipico Fußballdebatte" am gestrigen Sonntag waren ÖFB-Sportdirektor Willibald Ruttensteiner, Kurier-Journalist Wolfgang Winheim, 90minuten.at-Journalist Gerald Gossmann und Sky-Experte Heribert Weber. Hier einige Aussagen


Willibald Ruttensteiner:
...über den aktuellen Entwicklungsstand der Nationalmannschaft: „Wir haben tolle Spieler entwickelt. Spieler, die bei internationalen Klubs tolle Leistungen bringen. Es ist ein guter Start gelungen. Euphorie ist von den Fans nichts schlechtes, wir haben tolle Fans, die das Team pushen. Ich denke, wir haben eine Nationalmannschaft, mit der man sich identifiziert. Man sieht bei uns den ein oder anderen internationalen Trend innerhalb der Mannschaft. Gegen Montenegro war ein hohes Pressing und schnelles Umschaltspiel zu sehen. Gefehlt hat die Effektivität im Abschluss."


...über die Kritik an den Vorgängern von Teamchef Marcel Koller: „Es missfällt mir, dass über die Ära vor Koller schlecht gesprochen wird. Eigentlich ist es unfair, auf Krankl, Hickersberger, Constantini hinzuhauen. Manche Nationaltrainer haben überhaupt nicht das Spielerpotenzial gehabt, um eine Leistung wie jetzt gegen Montenegro zu bringen. Neben technisch-taktischem Niveau ist auch die Erfahrung bei Spielern wichtig. Wenn ich an die Euro denke, war da nicht mehr möglich."


...schützt Teamspieler Marko Arnautovic: „Die Erwartungshaltung eines ganzen Landes ist für Spieler oft nicht leicht zu bewältigen. Ich finde, man soll Marko Arnautovic als Mensch akzeptieren, mit all seinen Schwächen und Stärken. Arnautovic ist ein Typ, der genial Fußball spielen kann. Er hat Fähigkeiten, die du nicht trainieren kannst. Wenn er das auf den Platz bringt, kann er noch ganz wichtig für uns werden."


...möchte Red Bull Salzburg-Stürmer Alan im Teamdress sehen: „Es hat mit Alan super Gespräche gegeben. Er hat vor mir und dem Teamchef beteuert, für Österreich spielen zu wollen. Wenn er in Österreich bleibt, spricht nichts dagegen."


...lobt die Nachwuchsarbeit in Österreich und richtet einen Appell an alle Jugendspieler: „Wenn man an die 29 Landesausbildungszentren und die zwölf Akademien denkt – von der Aufstellung gegen Montenegro wurden zehn in Österreich ausgebildet und vier im Ausland. Da sollte man die Scheu ablegen und zu jungen Spielern sagen: ‚Bleib in Österreich. Setz dich in der Bundesliga durch.' Heißt also – österreichische Ausbildung und Trainer können sich sehen lassen. Wir haben international in der Nachwuchsausbildung einen guten Standard. Derzeit sind 75 Jugendspieler im Ausland. Es ist besser für einen Jugendlichen, wenn er mit siebzehn Jahren in Österreich Bundesliga spielt, als wenn er in Italien Primavera spielt. Wir brauchen uns da nicht verstecken. Unsere Akademieleiter wissen sehr viel, sind fünfzehn Jahre lang dabei und beschäftigen sich tagtäglich mit Spielerentwicklung. Da kann ich nur sagen: „Geht nicht ins Ausland." Sich als Jugendspieler in Österreich durchzusetzen ist besser, als ins Ausland zu gehen. Der frühe Weg ins Ausland ist nur gut, wenn es eine Win-Win-Situation ist."

 


Wolfgang Winheim:

...über die Ausbildung in Österreich: „Mir wird gesagt, dass wir zu viele gleichgeartete Spieler ausbilden. Uns fehlen Typen, die ein Spiel alleine entscheiden können. Krankl hatte 2003 gegen Moldawien zwei Legionäre – Stranzl und Schopp. Diesmal hatten wir elf Legionäre am Platz."


Gerald Gossmann:

...spürt eine Aufbruchsstimmung im Fußballbund und in der Bevölkerung: „Es ist jetzt mehr Plan da als früher. Das erzeugt Euphorie. Die spüren wir gerade. Ich bin mir auch sicher, dass man beim ÖFB darauf achtet, nicht zu viel Euphorie aufkommen zu lassen."


Sky-Experte Heribert Weber:

...über die Qualifikationschancen der Nationalmannschaft: „Euphorie entsteht, wenn eine Mannschaft das bringt, was die Zuschauer erwarten. Wenn ich mir die letzten Spiele anschaue, muss ich sagen, dass diese Erwartungen erfüllt wurden. Die Mannschaft hat sich weiterentwickelt. Ich habe eine gewisse Sicherheit, dass es diesmal klappen könnte."

 

...über Marko Arnautovic: „Ich bin der Meinung, dass Arnautovic gar nicht zu vernünftig werden muss. Aber ich wünsche mir, dass wenn es nicht läuft, dass er die negative Körpersprache ablegt. Wenn er das schafft und seine Leistung wie gegen Montenegro bringt, wird ihn niemand kritisieren."