ÖFB-Präsident Windtner: 'Wichtig ist, dass das neue Rapid-Stadion auch für den ÖFB nutzbar ist'

Zu Gast bei „Talk und Tore" am Sonntagabend waren ÖFB-Präsident Leopold Windtner, Blick-Sportchef Felix Bingesser, Kurier-Journalist Wolfgang Winheim und Presse-Sportchef Wolfgang Wiederstein. .

 

Leo Windtner:

...haben Gerüchte um Marcel Koller nie gekümmert: „Wir haben diese Dinge nie kommentiert. Marcel Koller war im Mai, Juni schon bei Young Boys Bern. In weiterer Folge war er bei Nürnberg. Von Nürnberg hat sich nie jemand beim ÖFB gemeldet. Die Sache mit dem Schweizer Fußballverband war seriös. Es war eine ordentliche Sache für Marcel Koller. Wenn einer die Qualitäten hat, dass er mehrere Angebote vorfindet, dann hat er auch die Berechtigung sich das zu überlegen und dann zu entscheiden. Das war es und sonst nichts."

 

...über Kollers Arbeit: „Wir haben im Ernst-Happel-Stadion eine Rekord-Zuschauersumme mit weit über 200.000 gehabt. Hier ist zumindest eine Begeisterung wieder entstanden, die wir lange nicht mehr im österreichischen Fußball gekannt haben. Dass strukturiert gearbeitet worden ist, dass ordentlich präsentiert worden ist, das ist abgenommen worden."

 

...über eine Alternative zu Marcel Koller: „Wir hatten sicher nicht den berühmten Plan B. Aber wir sind nicht planlos. Wir haben gesagt, wir warten das ab, die Zeit haben wir und dann sehen wir ob es weiter geht. Und es geht weiter."

 

...über die Eigenschaften, die ein österreichischer Teamchef haben sollte: „Es muss ein Typ sein, der strukturiert und nachhaltig arbeitet und der zu Österreich und zu der Mannschaft passt, der sie abholen kann. Das ist das entscheidende."

 

...hofft auf eine würdige Rapid-Heimstätte, die auch für den ÖFB zu nutzen wäre: „Wir wissen, dass hier akuter Handlungsbedarf besteht. Mir geht es darum, dass hier in Wien ein anderer Weg eingeschlagen wird, als man das in Linz gemacht hat, wo man eine Riesensumme in eine Renovierung gesteckt hat und schlussendlich nicht das heraus gekommen ist, was man bei so einer Summe unterstellen dürfte. Das wichtigste ist, dass für Rapid eine Heimstätte entsteht, die auch für uns als ÖFB in Zukunft nutzbar ist."

 


Felix Bingesser:

...war von Kollers Absage als neuer Schweizer Teamchef überrascht: „Zum zweiten Mal sind wir nun auf dem falschen Fuß erwischt worden. Wir haben schon damit gerechnet, dass Ottmar Hitzfeld seinen Vertrag verlängert. Und dann hat sich der Verband sehr exponiert und hat sich für Marcel Koller stark gemacht. Auch das hat nicht geklappt. Da hat sich der Verband naiv verhalten und sich sehr weit aus dem Fenster gelehnt."

 

...kann die Euphorie um Marcel Koller nicht nachvollziehen: „Man hat die Qualifikation klar verpasst. In Österreich gibt es Euphorie um den Teamchef. Er hat das sicher auch taktisch klug gemacht. Aber dieser Hype, der jetzt um Marcel Koller entstanden ist, kann ich persönlich nicht nachvollziehen."

 

...schätzt die Chancen in der kommenden Qualifikation für Österreich gut ein: „Ich glaube, dass auch Marcel Koller spürt, dass die Erwartungshaltung nach den letzten Jahren in Österreich relativ gering ist. Es braucht jetzt wenig um Fußballösterreich zufrieden zu stellen, stell ich hier fest. Er weiß, dass bei der EM 2016 auf 24 Mannschaften aufgestockt wird. Das gibt eine Perspektive und ich glaube schon, dass die Qualifikation für Österreich sehr realistisch ist."

 

...fordert nun von Koller nachweisbare Erfolge: „Marcel Koller hat gesagt, er braucht Zeit um die Entwicklung voran zu treiben. Er hat diese zwei Jahre gehabt und jetzt muss er sich natürlich wirklich an den Resultaten messen lassen. Seine Arbeit muss jetzt Früchte tragen."

 

Wolfgang Winheim:

...über die Beweggründe Kollers: „Er hat wohl zu schätzen gelernt, dass die Medien, mit wenigen Ausnahmen, sehr tolerant zu ihm sind. Das ist auch der Unterschied zur deutschen Bundesliga. Denn von der dürfte er auch ein bisschen geschädigt sein. Er steht sicher gern jeden Tag am Platz. Andererseits müsste er auch in Deutschland jeden Tag den Medien Auskunft erteilen."

 

...glaubt, dass es Österreicher als Teamchef schwerer als Marcel Koller hätten: „Die Zustimmung für Marcel Koller, die hätte kein einziger österreichischer Teamchef bekommen. Selbst gegen verdienstvolle Spieler wie Herzog waren sofort negative Stimmen. Ich glaube, dass man gegen die Österreicher ist, weil man bei ihnen schon die Schwächen kennt. Beim Ausländer hat man sie nicht gekannt und ich muss auch sagen, dass Marcel Koller in der Öffentlichkeit sehr wenig Schwächen gezeigt hat und die Unaufgeregtheit und sachliche Art ist gut angekommen, auch bei solchen Konsumenten, die nicht täglich Fußball schauen."

 

...über Willi Ruttensteiner: „Er hat als Radfahrer gegolten, der nach oben buckelt und nach unten tritt. Ich muss mittlerweile meine Meinung revidieren. Ich glaube, dass er den ÖFB bei der UEFA gut vertritt. Vielleicht ist er mehr der Mann der Theorie, was er nicht gern hört."

 

...über die triste Stadionsituation in Wien: „Es ist natürlich traurig, wenn sich für die EM 2020 32 Städte bewerben und Wien mit dem Happel-Stadion chancenlos ist."

 

Wolfgang Wiederstein:

...ist von der Vertragsverlängerung des ÖFB mit Marcel Koller überrascht: „Ich würde es von beiden Seiten nicht als entschlossen sehen. Ich habe nicht den Eindruck, dass der ÖFB von seiner Arbeit in den vergangenen Monaten restlos überzeugt war. Man hat zugewartet, wie sich die Entscheidungsspiele entwickeln, wie sich alles zuspitzt. Und der Teamchef hat es ähnlich gesehen. Ich war verblüfft, dass sie sich noch gefunden haben. Die Anzeichen haben eher dagegen gesprochen."

 

...sieht die Wogen zwischen Willi Ruttensteiner und den Medien durch Marcel Koller geglättet: „Es musste offenbar ein Teamchef aus dem Ausland kommen um hier eine einheitliche Sprache beim ÖFB zu finden. Es gab immer wieder Eifersüchteleien, die Bundesländer gegen Wien, Wien gegenüber Oberösterreich. Dadurch, dass ein Schweizer gekommen ist, der unantastbar war, hat sich das Ganze insofern normalisiert, dass der Herr Ruttensteiner auch in den Medien etwas weniger präsent ist, weniger Angriffsfläche bietet."