Martin Scherb: 'Altach ist wohl nur schwer zu stoppen'

Sky Österreich erweitert das Fußball-Expertenteam und sichert sich die Dienste von Martin Scherb (44). Der Niederösterreicher war bis vor wenigen Wochen Trainer des Erstligisten SKN St. Pölten, den er Anfang September nach rund sechseinhalb Jahren verließ

Sky: Herr Scherb, Sie wechseln von der Trainerbank ins Sky-Studio. War nach der Trennung von St. Pölten eine unmittelbare Fortsetzung der Trainerkarriere kein Thema?
Martin Scherb: "Die letzten Wochen waren sehr anstrengend. Für mich war klar, dass ich eine Pause brauche. Ich war jetzt rund zehn Jahre am Stück Trainer und genieße die Zeit, die nicht nur von Trainingsplänen und -einheiten bestimmt wird. Ich arbeite sehr konzeptionell, schaue mir das Umfeld eines Klubs genau an - insofern war für mich auch klar, dass ich nicht von heute auf morgen zu einem anderen Verein wechsle."


Ein neuerliches Engagement ist also frühestens im kommenden Jahr ein Thema?
Ja. Auch wenn die Ergebnisse in St. Pölten am Ende meiner Tätigkeit nicht mehr ganz so gut waren, haben wir den SKN in meiner Zeit von einem Regionalligaklub zu einem Spitzenverein der Ersten Liga geformt. Aber jetzt ist es so, dass ich sage, wenn ich wieder als Trainer arbeite, liegt mein Ziel ein Stückchen höher. Das kann in Österreich, aber auch im Ausland sein.


Können Sie nach solch langer Zeit in St. Pölten Ihren Ex-Verein überhaupt emotionslos beobachten?
Wenn ich das so ausdrücken kann, 'entemotionalisiere' ich mich und das gelingt schön langsam immer besser. Ich spreche also mittlerweile vom SKN und nicht mehr von 'uns', wenn ich über St. Pölten spreche. Ich möchte als Sky-Experte objektiver Beobachter sein.


Sie haben rund 2.000 Freunde auf facebook, bekommen unter anderem auch dort die emotionalen und detailverliebten Diskussionen über Fußball mit. Auch und gerade die jüngere Fan-Generation ist äußerst gut über das Fußballgeschehen informiert und auf dem vielfältigen Gebiet der Taktik versiert. Haben Sie sich schon überlegt, worauf Sie bei Ihren Analysen besonderen Wert legen?
Das ist genau der Spagat, den es zu bewältigen gilt. Diese Mischung aus Insiderinfo, Taktik und Unterhaltung. Ich möchte nicht nur graue Theorie predigen, aber genauso wenig will ich nur Show machen. Aus meiner Trainerzeit habe ich wertvolle Informationen über die Klubs der Ersten Liga, ihre Stärken und Schwächen, die werde ich sicher einfließen lassen.


Es ist zwar gerade erst Anfang Oktober, aber können Sie sich zum jetzigen Zeitpunkt schon zu einer Prognose über den Verlauf der Meisterschaft hinreißen lassen?
Sehr schwierig. Lustenau hatte einen holprigen Start, hat sich jetzt aber gefangen. Mattersburg ist zu Hause hui, auswärts pfui und Altach wird sicher auch nochmal verlieren. Aus heutiger Sicht muss man aber insgesamt sagen: Altach wird wohl nur schwer zu stoppen sein.


Bevor Sie am 18. Oktober erstmals für Sky im Einsatz sind, steht ein Länderspiel-Doppel an. Ihre Erwartungen?
Wir haben es selbst ins der Hand. 3.000 österreichische Fans fahren mit nach Schweden. Wenn wir dort kompakt auftreten und unsere Möglichkeiten nutzen, ist etwas drin. Ich würde sagen, die Chancen stehen 40:60. Schweden ist natürlich leichter Favorit. Danach kommen die Färöer, aber in dem Spiel hängt viel davon ab, wie wir uns zuvor gegen Schweden präsentiert haben.