Irndorfer: 'Die langfristige Entwicklung hat gezeigt, dass wir uns bestenfalls auf demselben Niveau befinden wie vor 14 Jahren'
Zu Gast bei einer spannenden Diskussion um den aktuellen Stellenwert des österreichischen Fußballs bei „Talk und Tore" am Sonntag, 31. März 2013, waren Dr. Karl Irndorfer, Unternehmensberater und Autor der Dissertation "Strukturreform des österreichischen
Dr. Karl Irndorfer:
...kritisiert den vielgepriesenen österreichischen Weg: „Das Problem ist, dass sich der Mensch, mich eingeschlossen, oft nicht länger als ein halbes Jahr zurück erinnert. Aber was ist denn der österreichische Weg gewesen? 1999 ist Österreich zwischen Platz 19 und Platz 30 platziert gewesen, jetzt sind wir auf Platz 79. Die langfristige Entwicklung hat gezeigt, dass wir uns bestenfalls auf demselben Niveau befinden wie vor 14 Jahren."
...wünscht sich mehr Effizienz: „Wir haben in Österreich ein Effizienz- und Strukturproblem. Im Fußball und im übrigen Sport wird viel zu viel investiert, für das, was dann heraus kommt. Alles was kapitalintensiv ist, was infrastrukturintensiv ist, das sind die Mannschaftssportarten, sind wir international nicht konkurrenzfähig."
Johann Skocek:
...sieht keine wesentliche Weiterentwicklung im Fußball: „Es wird immer von einem guten Weg geredet. Keiner weiß, wann der einmal in einer Qualifikation enden wird, wo der enden wird."
...erkennt in der Diskussion um den österreichischen Fußball ein ständig wiederkehrendes Muster: „Es ist bis heute nicht gelungen, auf die Wurzeln zu schauen, auf die Basis. Was heißt Profifußball in Österreich, was heißt Amateurfußball? Wir haben hier zwei gleichwertige Mogelpackungen. In der Regionalliga haben wir keinen Amateurfußball. Jeder weiß das, es gibt verdeckte Zahlungen, es gibt Scheinprofessionalität. Niemand sieht sich an, wo und wie man in Österreich Profifußball finanzieren kann."
...sieht die Wiener Austria als einzigen Verein auf einem guten, gesunden Weg: „Andere Klubs sind halt leider in dieser Wischiwaschi-Geschäftskultur, die den österreichischen Fußball in den letzten 50, 60 Jahren bestimmt hat, hängen geblieben. Nicht zuletzt leider Gottes Rapid, unser Renommierverein."
...über persönliche Zukunftswünsche: „Ich wünsche mir einen offeneren, ehrlicheren aber durchaus auch aggressiveren Diskurs, damit so Flausen, wie dass der Herr Windtner und der Herr Rinner sich nicht dieser Diskussion stellen, der Vergangenheit angehören und es selbstverständlich wird, dass man harte und ehrliche Worte austauscht und damit auch die Probleme transparenter und sichtbarer werden und damit auch der Reformdruck steigt."
Michael Fiala:
...hätte sich eine Formatänderung der Bundesliga gewünscht: „Man hat bei diesem Beschluss die Chance vertan, die Vision zu entwickeln, dass es in ein paar Jahren nur mehr eine Profiliga gibt in Österreich, die dann am Ende des Tages mit 16 Vereinen dasteht. Denn viel mehr Vereine werden in Österreich wirtschaftlich nicht tragbar sein."
Gernot Zirngast:
...über den aktuellen Beschluss zur Bundesliga: „Es war keine Reform, es war ein Funktionärskompromiss, der auch nicht wirklich ordentlich diskutiert worden ist."
...erkennt eine größer werdende Schere zwischen Bundesliga und Regionalligen: „Ich glaube, es ist gar nicht der Bedarf da, einen Direktaufstieg zu fordern, weil ich glaube, dass die Bundesliga im Hinterkopf sehr wohl gehabt hat, dass sich aus wirtschaftlichen und infrastrukturellen Gründen wenige um den Aufstieg bewerben werden. Nochmals die Erinnerung, 2008, 2009 und 2010 sind die Aufsteiger wieder direkt abgestiegen und wirtschaftlich zusammengebrochen."
...befindet die „Heute für Morgen" Erste Liga für nicht lebensfähig: „Eine wirtschaftliche Grundlage für den Profifußball in der zweiten Liga ist nicht da. Wir haben nur die Möglichkeiten für eine einzige Liga, die momentan vielleicht mit zehn Teams beginnen soll, vielleicht irgendwann einmal mit 16 endet. Dann werden auch Termine für die Nationalmannschaft frei."
Markus Kraetschmer (live aus der Generali-Arena):
...hätte die zweite Mannschaft der Austria gerne in der zweithöchsten Spielklasse gesehen: „Das war meiner Meinung nach einer der größten Fehler der Bundesliga intern, aufgrund der Interessen der anderen Klubs die Amateurteams auszuschließen. Das ist einer der Kompromisse, der für die Entwicklung des österreichischen Fußballs nicht optimal ist."