Admiral Sportwetten Geschäftsführer Jürgen Irsigler: ‚Behalten uns vor, den Strafverfahren anzuschließen‘
Im Interview mit Sky Sport News HD spricht Jürgen Irsigler, Geschäftsführer Admiral Sportwetten, über die Folgen des Wettskandals. Das Gespräch führten die SSNHD Österreich-Redaktionsleiter Peter Weihs und Andreas Stockinger. .
Jürgin Irsigler im Interview bei Sky Sport News HD...
...über die Dimension des Wettskandals: "Die Erschütterung ist groß, die Dimension überrascht uns ganz sicher. Vor allem weil wir nicht wissen, ob es bei diesen 17 Spielen bleibt, die davon betroffen sind oder ist das erst der Beginn? Das können wir im Moment nicht beurteilen. Aber die Betroffenheit ist groß und auch die Überraschung, dass es sich in dieser Dimension offensichtlich hier in Österreich abgespielt hat. Auch das ist überraschend."
...auf die Frage, ob es Informationsaustausch mit dem BKA gebe: "Bis jetzt nicht. Wir wurden bislang von den ermittelnden Behörden nicht kontaktiert, gehen aber davon aus, dass das noch passieren wird. Im Moment können wir auch nur diese 17 Spiele, die veröffentlich worden sind, einer Analyse unterziehen. Wir sind dabei die genannten, veröffentlichten Spiele genau zu analysieren, zu sezieren. Einerseits die Wetten die vor dem Ereignis abgegeben worden sind, andererseits die Wetten die während des Spiels – also in Form einer Live-Wette – abgegeben worden sind. Wir sind hier mitten drinnen. Wir werden hier auf jeden Fall noch vor Weihnachten zu einem Abschluss kommen. Nicht nur wir, als Admiral Sportwetten, sondern die ganze Branche – also auch unsere Kollegen – führt diese Analysen im Moment durch und dann wird man auch nähere Informationen darüber geben können."
...über einen etwaigen Imageschaden: "Der Imageschaden ist sicherlich enorm, der auch unserer Branche widerfahren ist. Weil durch solche Spielmanipulationen natürlich das Vertrauen in den Sport verloren geht. Letztendlich sind diese Sportveranstaltungen unsere Geschäftsgrundlage. Wir sind hier mitten involviert in die Thematik. Und damit haben auch wir einen massiven Imageschaden erlitten."
...über Auswirkungen auf das Wettgeschäft: "Grundsätzlich ist es so, dass wir einen leichten Rückgang erlebt haben. Wobei man das meiner Meinung nach noch abwarten muss, die nächsten zwei, drei Wochen. Ob es sozusagen eine Schockwelle ist, die entstanden ist, oder ob es hier auch eine Nachhaltigkeit gibt. Aber es hat auf jeden Fall schon eine leichte Reaktion gegeben, weil natürlich auch das Vertrauen der Wettkunden jetzt in die Veranstaltungen erschüttert ist."
...über den Krisengipfel bei Sportminister Gerald Klug am vergangenen Montag: "Es ist sicherlich so, dass bei diesen Besprechungen die Entscheidungsträger aus dem Bereich Fußball, ÖFB, Bundesliga präsent sind. Ich würde mir wünschen, dass die Wettanbieter noch stärker in diese Diskussionen mit eingebunden werden würden. Es gibt hier regelmäßig Kontakt zu ÖFB, Bundesliga, aber auch zum Verein „Play Fair Code", den wir als eine sehr wichtige Institution erachten. Aber meiner Meinung nach sollten, müssten die Wettanbieter hier noch wesentlich mehr in die Gesamtdiskussion eingebunden werden, weil auch wir ein sehr hohes Interesse daran haben, dass dieses Thema entsprechend bearbeitet wird und Maßnahmen gesetzt werden, um diese Spielmanipulationen in Zukunft bestmöglich zu unterbinden."
...über die Forderung nach der Abschaffung der sogenannten Ereigniswetten: "Ich glaube, man muss grundsätzlich über das Thema diskutieren. Es ist hier wichtig, dass wir als Branche auch versuchen entsprechend aufzuklären. Welche Wetten werden angeboten, von welchen Volumina – sprich Einsatzvolumina – sprechen wir hier. Ich kann ein Beispiel nennen bezüglich der – unter anderem in die Diskussion geratenen – Elfmeterwette. Wir betreiben in Österreich 205 Standorte und man kann auf diese Elfmeterwette insgesamt in ganz Österreich maximal 1.500 Euro an Einsatz tätigen. Werden diese 1.500 Euro an Einsatz überschritten, dann schlägt bei uns intern das Riskmanagment an. Das heißt, nur mehr nach Freigabe durch Riskmanager, durch Buchmacher könnten dann über diese 1.500 Euro weitere Einsätze getätigt werden. Ich glaube man muss hier eine Gesamtdiskussion führen und es ist zu kurz gegriffen, wenn man hier einzelne Dinge oder einzelne Wettarten herausgreift."
...über das Verhältnis zwischen Ereigniswetten und normalen Wetten: "Grundsätzlich auch hier zur Aufklärung: Eine Ereigniswette ist grundsätzlich eine Wette, die vor dem Spiel abgeschlossen wird. Das ist halt hier sehr oft missverständlich: Ereigniswette ist gleich Livewette. Das ist absolut unrichtig. Es ist so, dass das Verhältnis Ereigniswette zu den Grundtipps etwa Eins zu Fünfzig ist. Fünfzig ist der Grundtipp der Einsätze und eine Einheit ist der Einsatz auf eine Ereigniswette. In Wahrheit sind diese Ereigniswetten ein absolut untergeordnetes Gebiet im Bereich der Wetten."
...über das diskutierte Verbot von Live-Wetten: "Man muss schon sagen, dass allen Entscheidungsträgern bewusst ist, dass man das Thema hier nicht alleine in Österreich lösen kann, sondern dass es hier internationaler Gespräche bedarf und man auch Lösungen auf internationaler Ebene suchen muss. Das ist auch andiskutiert worden, dass hier übernational Gespräche geführt werden müssen und das man hier versuchen muss, auf internationaler Ebene Kooperationen zu schaffen, Lösungen zu finden und auch gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Würde man hier autark in Österreich sich nur dieses Themas annehmen, dann wäre das sicherlich viel zu kurz gegriffen."
...auf die Frage, ob man zivilrechtlich gegen Manipulateure bzw. Spieler vorgehen würde: "Das kann ganz sicher sein. Das wird bei uns intern in der Branche, im Buchmacherverband auch diskutiert. Wir werden uns auf jeden Fall vorbehalten, dass wir uns – sollte es zu Strafverfahren kommen – hier auch zivilrechtlich diesen Strafverfahren anschließen werden."
...auf die Frage, ob es Überlegungen gibt, Aktivitäten im Sportsponsoring einzustellen: "Nein, das ist bei uns überhaupt kein Zugang. Es ist so, dass wir uns als Partner des Sports sehen. Letztendlich ist es so: Würde es keine Sportveranstaltungen geben, wäre uns die Geschäftsgrundlage entzogen. Wir fühlen uns dem Sport verpflichtet. Wir sehen es als unsere Pflicht den Sport zu unterstützen. Nicht nur den Profisport sondern auch den Amateursport. Also es ist absolut nicht daran gedacht, sich hier zurückzuziehen oder die Aktivitäten zu reduzieren. Ich glaube auch nicht, dass das im Sinne des Sports wäre und würde letztendlich an dem Gesamtthema, der Gesamtproblematik nichts ändern."
...auf die Frage, ob Admiral derzeit auch andere Sportarten näher analysiert: "Wir konzentrieren uns jetzt auf das Thema Fußball. Und hier vor allem auf diese 17 Spiele, die (im Rahmen der „Operation Rinas" vom BKA, Anm.) genannt worden sind. Sollten noch weitere Veranstaltungen hier im Moment unter Beobachtungen stehen, würden wir auch darum bitten, das zu kommunizieren, damit wir hier Analysen durchführen können. Wir wollen damit auch klar kommunizieren ‚Wir wollen unseren Beitrag leisten zur Aufklärung'. Wir wollen hier dieses Thema ‚Kampf gegen Spielmanipulationen' bestmöglich unterstützen. Es ist in unserem ureigensten Interesse, weil am Ende des Tages auch wir Geschädigter sind und ein hohes Interesse daran haben, dass diese Manipulationen hintangestellt werden."