Admira-Manager Friedl: 'Das ist der Entzug der Existenzgrundlage'

Zu Gast bei „Talk und Tore" am gestrigen Sonntag waren Admira General-Manager Alexander Friedl, Bundesliga-Vorstand Georg Pangl, Sportanwalt Christian Flick sowie Sportzeitung-Journalist Gerhard Weber. Hier einige Aussagen des von Thomas Trukesitz moderie


Alexander Friedl (Bild):
...möchte der Öffentlichkeit nichts vorenthalten: „Wir gehen nun einen Schritt weiter und werden unseren Protest veröffentlichen. Das sind wir unseren Partnern, Sponsoren und Fans schuldig. Es herrscht riesige Verunsicherung. Wir wollen zeigen, dass wir keine Bilanzen gefälscht oder betrogen haben. Wir wollen, dass sich jeder ein Bild machen kann."

 

...über das konkrete Fehlverhalten der Admira: „Es wurde schon lange vor meiner Zeit eine Vereinbarung getroffen, dass die Kommunalsteuer nicht in Maria Enzersdorf abgeführt wird sondern in Mödling. Im Jahr 2008, als die beiden Vereine Schwadorf und Admira fusioniert haben, wollte Richard Trenkwalder genauso wie in Schwadorf einen Kommunalsteuererlass, weil er mit vielen Millionen in die Admira investiert hat und deswegen ein Entgegenkommen gewünscht hat. Es gab auch einen Deal und das hat bis Oktober 2012 super funktioniert. Plötzlich ist ein Schreiben von Maria Enzersdorf ins Haus geflattert. Sie wollten die Kommunalsteuer, auch für die Jahre davor. Wir haben unsere Anwälte eingeschaltet und mit der alten Frau Bürgermeister eine Vereinbarung. Dann kam es zum Bürgermeisterwechsel und, als wir schon eine Ratenvereinbarung getroffen hatten, zur plötzlichen Exekution. Konkret vorgeworfen wird uns von der Liga, dass wir mit Jahresabschluss diese Rückstellung nicht in eine effektive Verbindlichkeit umgebucht haben und dass Richard Trenkwalder eine Vollständigkeitserklärung abgegeben hat."

 

...unterstellt der Gemeinde Maria Enzersdorf keine bösen Absichten: „Ich glaube nicht, dass die Gemeinde uns etwas Böses tun wollte. Ich glaube, dass die Gemeinde diese Exekution über die Anwälte unkoordiniert an die Bundesliga geschickt hat, einfach um auf Nummer Sicher zu gehen."

 

...sieht den Acht-Punkte-Abzug als existenzbedrohend an: „Das war für uns keine Bestrafung, das war eigentlich eine Ausradierung des Klubs. Wenn man einem Klub, der acht Punkte hat, diese acht Punkte wegnimmt, dann ist das der Entzug der Existenzgrundlage. Das wollen wir einfach nicht wahrhaben."

 

...zur Zukunft der Admira: „Es laufen seit Juli die Gespräche zwischen der Sponsorengruppe und der Familie Trenkwalder. Es muss nun sehr kurzfristig zu einer Entscheidung kommen, wie es weitergeht, unabhängig von diesem Urteil. Es muss Ruhe im Verein einkehren, es müssen neue Strukturen her. Das fordere ich auch ein, dass es so schnell wie möglich eine Lösung gibt."

 


Georg Pangl:

...kann die Entscheidung des Senates nachvollziehen: „Ich habe den Beschluss gelesen. Wenn man dann liest, was da vorgefallen ist und sich der Senat mit all seinen Mitgliedern viele Gedanken macht und das rauf und runter überlegt, mit allen Vor- und Nacheilen und zu diesem Ausmaß der Sanktion kommt, dann ist es vollkommen angemessen. Vor allem aufgrund des schwerwiegenden Verstoßes."

 

...über die Verschwiegenheit der Bundesliga zum Fall Admira: „Die Nichtkommunikation, die uns von den Klubs auferlegt wurde, das liegt nicht an uns, am Vorstand, am Senat, dass da nicht kommuniziert wird. Die Klubs haben mit uns eine Vereinbarung, dass man es dem Klub überlässt, hier eine Kommunikation vorzunehmen und die Wortwahl aus Klubsicht darzulegen. Die Bundesliga muss sich nun auch in diesem Fall hinsetzen und darf nichts sagen."

 

...sieht in einer größeren Transparenz zu dem Themen auch Chancen für Admira: „Es wäre ein Einfaches, den Beschluss des Senates öffentlich zu machen. Dann könnte man über die Medien und die Experten die ganze Wahrheit transportieren. Man könnte ein Round-Table-Gespräch machen, das die Medien dann weiter transportieren. Beziehungsweise kommt man dann über das Protestkomitee, und das wünsche ich mir als Fußballfan, auf einen geringeren Abzug als die acht Punkte."

 

...verteidigt die scharfen Lizenzkriterien der Bundesliga: „Wenn jemand ordentlich den Haushalt führt und sagt, das Budget habe ich und das kann ich mir leisten, dann passt das. Ich kann viele Klubs aufzählen, Mattersburg zum Beispiel, da hat es in den letzten fünfzehn Jahren nicht irgendeinen Beistrich oder eine Auflage gegeben. Die Lizenzvergabe ist eine Hilfe für die Klubs. Vor zehn Jahren sind die Klubs noch mit den Schuhschachteln gekommen und haben gesagt: Da sind die Belege drinnen und jetzt mach einmal."


Christian Flick:

...hätte sich zur Causa Admira mehr Aufklärung gewünscht: „In einem Zeitalter der Medienvielfalt ist es wichtig zu kommunizieren. Jetzt passiert ja folgendes: Man diskutiert auf Gerüchteebene, was die Gründe für eine derart drakonische Strafe waren. Die Vereine sollten in so einem Fall in Zukunft besser kommunizieren, damit der Konsument absolut Bescheid weiß. Das ist ein Manko und gehört schnellstens geändert."

 

...möchte den Instanzenweg im österreichischen Sport reformiert wissen: „Was wir in Österreich nicht haben, im Vergleich zu Deutschland oder der Schweiz, ist ein klassisches Sportschiedsgericht. Davon sind wir sehr weit entfernt."


Johann Zeiner (Bürgermeister Maria Enzersdorf):

...ist über die harten Sanktionen gegen die Admira überrascht: „Warum die Bundesliga jetzt plötzlich in der Form reagiert, aus unserer Sicht ist das unverständlich. Wir haben vergangenen Dienstag vom Gemeinderat eine Resolution verfasst, wo wir die Bundesliga aufgefordert haben zumindest diese sportliche Abwertung zurück zu nehmen. Das ist ja wirklich etwas nicht leicht Verständliches."


Gerhard Weber (Sportzeitung):
...über die Strafe für die Admira: "Einem Nackerten kann man das Hemd nicht ausziehen. In diesem Fall hätte also auch eine Geldstrafe nichts gebracht."