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Manfred Schmid: "Wir haben es selber in der Hand"

Zu Gast im Sky Sport Austria Podcast DAB | Der Audiobeweis waren Manfred Schmid, Trainer Austria Wien und Sky Experte Alfred Tatar.

Manfred Schmid (FK Austria Wien):
…angesprochen auf seine bisherige Zeit als Cheftrainer bei der Austria: „Die Situation war zu Beginn sehr, sehr schwierig, aber jetzt ist alles ein bisschen besser geworden und die ganze Situation im Verein hat sich ein bisschen entspannt. Ich habe schon das Gefühl, dass sich da etwas entwickelt und der Klub ein bisschen erwacht.“

…weiter zu seinen Anfängen als Cheftrainer: „Die ersten Spiele sind ja nicht so verlaufen, wie es sich alle vorgestellt haben. Da hat es vielleicht den einen oder anderen gegeben, der gesagt hat: ,Ist das überhaupt der richtige Trainer, kann der das eigentlich? Der war ja jahrelang nur Co-Trainer.´ Aber die Erfahrung, die ich sammeln durfte, hat mir da schon geholfen. Ich habe als Trainer gelernt, dass man von seiner Idee überzeugt sein muss. Wenn die Spieler spüren, dass du nicht daran glaubst, dann hast du keine Chance.“

"Am Anfang hatten wir da große Probleme. Es war kein Teamgefüge, die Mannschaft war neu zusammengestellt. Es braucht einfach seine Zeit." - Manfred Schmid

…angesprochen auf seine beruhigende Art zu coachen, vor allem im Hinblick auf das emotionale Interview von Marco Djuricin zu Beginn der Saison: „Insbesondere beim Interview vom Marco hat mir die Erfahrung geholfen. Als junger Trainer hätte ich wahrscheinlich anders reagiert, ihn noch vor der Kamera zerstört und damit wahrscheinlich sofort das Teamgefüge zerstört, weil der Marco doch Einfluss auf die Mannschaft hat. Solche Situationen hatte ich aber doch schon einige in meiner Karriere und habe dabei gelernt. Jetzt ist es so, dass ich weiß, dass der Marco ein wichtiger Spieler ist, eine gewisse Persönlichkeit hat. Am Ende hat man gesehen, dass der Marco wichtige Tore geschossen hat und ein wichtiger Spieler für diese Mannschaft ist.“

…zu den guten Leistungen der Mannschaft im Frühjahr: „In erster Linie, weil wir jetzt schon länger zusammenarbeiten. Am Anfang hatten wir da große Probleme. Es war kein Teamgefüge, die Mannschaft war neu zusammengestellt. Es braucht einfach seine Zeit, bis jeder seinen Platz findet und man eine Gruppe wird. Und jetzt habe ich schon das Gefühl, dass da ein Team am Platz steht. Es läuft einer für den anderen, es kämpft einer für den anderen.“

…über die Entwicklung der Mannschaft: „Die Entwicklung ist wirklich gut. Ich habe zwar gehofft, dass der eine oder andere einschlägt, aber dass es so passiert und in dieser Menge, ist schwierig vorherzusagen.“

…über taktische Überlegungen: „Flexibilität ist für mich extrem wichtig. Ich bin kein Trainer, der nur stur sein System spielt und wenn ich mit unserer Kaderstärke sagen würde: Ich spiele gegen jeden Gegner gleich - dann würde es gegen die eine oder andere Mannschaft schwierig werden. Die Entwicklung ist zwar gut, aber wir haben noch nicht diese Qualität.“

"Wenn er also erfolgreich ist, dann wird der nächste Schritt kommen und sonst schaut es eben anders aus. So ist es in diesem Fußballgeschäft momentan eben. Das ist die knallharte Wahrheit." - Alfred Tatar

…weiter zum Thema Flexibilität: „Man sieht ja auch, dass wir auswärts gegen Hartberg anders gespielt haben, als jetzt zuhause. Ich versuche, mit dieser Flexibilität meiner Mannschaft zu helfen. Aber irgendwann ist es schon einmal das Ziel, wo ich sage: Ich möchte ein System für Austria Wien entwickeln, wo wir uns alle anfreunden können. Aber dazu brauchst du auch die Kaderstärke und die Kaderqualität, wo du auf keinen anderen mehr schauen musst. Das sehe ich in den nächsten Jahren noch nicht bei Austria Wien, weil wir einfach nicht die finanziellen Möglichkeiten haben.“

…auf die Frage, ob das Erreichen der Meistergruppe mit der jetzigen Ausgangslage ein MUSS sei: „Wenn mir jemand vor der Saison gesagt hätte, dass wir so eine Ausgangssituation wie jetzt haben, dann hätte ich sofort unterschrieben. Aber wir müssen immer noch nicht. Wir haben es selber in der Hand, werden überhaupt nicht auf die anderen und die Tabelle schauen. Und wir wissen, wenn wir zumindest ein Spiel gewinnen, dann sind wir zu vielen Prozenten in der Meistergruppe. Das ist unser großes Ziel.“

…zur Kaderplanung für die kommende Saison: „Für mich wäre es natürlich das Schönste, wenn ich die Jungs eine längere Zeit behalten könnte. Aber wir sind nicht so blauäugig und sehen schon, dass wir Toptalente im Verein haben. Ich glaube aber trotzdem, dass sie noch Zeit brauchen. Für mich wäre es zu früh, wenn der eine oder andere schon gehen würde.“

…über Jürgen Werner, die Investorengruppe und die diesbezüglichen Erwartungen: „Ich bin offen. Wir hatten gute Gespräche, er hat gute Ideen, hat Fußballfachverstand und hat schon beim LASK gezeigt, dass er einiges zum Umsetzen weiß. Ich denke, er ist einer, der Erfolg mit der Austria möchte, der auch sein eigenes Kapital einsetzt. Wir verstehen uns gut und beide möchten Erfolg für die Austria. Von daher erwarte ich mir Fachkompetenz und offene, ehrliche Gespräche mit ihm.“

…über Prozesse und Veränderungen im Verein: „Man muss noch einiges verändern und gewisse Prozesse anstoßen, Denkweisen verändern und eine gewisse Mentalität aus dem Klub bringen. Man muss positiver nach außen werden. Aber dieses Gefühl habe ich auch.“

…über die Zusammenarbeit mit Sportdirektor Manuel Ortlechner: „Als Trainer hat man immer seine Wünsche, aber ich kenne natürlich die Situation des Vereins. Ich setze dann ganz klare Prioritäten, auf welchen Positionen ich Spieler brauche. Dann diskutieren wir die Dinge durch. Mir geht es dabei aber nicht um Namen – mir ist nicht wichtig, dass meine Spieler geholt werden - sondern ich erwarte mir Qualität und dann bin ich auch zufrieden.“

…über Teamchef Franco Foda, das ÖFB-Team und Peter Stöger als möglichen Nachfolger von Foda: „Ich habe mit Franco Foda einen sehr guten Kontakt und hoffe, dass er noch sehr, sehr lange Trainer ist. Aber ich weiß natürlich auch über die Träume des Peter Stögers. Es ist ja nicht das erste Mal, dass er jetzt im Gespräch um den Teamchefposten ist und ich kann es mir auch sehr gut vorstellen.“

…weiter zum ÖFB-Team: „Die Qualität in Österreich ist vorhanden. Ich würde es schade finden, wenn wir nicht erfolgreich wären, weil es wirklich eine gute Generation an Spielern ist, die wir gerade haben.“

Alfred Tatar (Sky Experte):
…über die bisherige Saison der Wiener Austria: „Wenn man bedenkt, mit welchen Voraussetzungen das Team in die Saison gestartet ist, man nach sechs Spieltagen noch keinen Sieg hatte, dann ist wirklich Gravierendes passiert. Der Mastermind dahinter ist für mich ganz klar der Manfred Schmid.“

…über die Leistungssteigerung der Veilchen im Laufe der Saison: „Ich glaube nicht, dass ein singuläres Spiel den Ausschlag gegeben hat, sondern die Art und Weise, ein Team über einen längeren Zeitraum zu coachen.“

…auf die Frage, ob die Austria die Meistergruppe erreichen wird: „Ich glaube, ein Sieg im nächsten Heimspiel gegen den WAC würde reichen und wäre das Ticket für das Meisterplayoff.“

…über Manfred Schmid und seine bisherige Arbeit bei der Austria: „Fußball ist mittlerweile ein Tagesgeschäft geworden. Wenn du gewinnst, dann bist du der Held und wenn du verlierst, dann bist du weg. Wenn er also erfolgreich ist, dann wird der nächste Schritt kommen und sonst schaut es eben anders aus. So ist es in diesem Fußballgeschäft momentan eben. Das ist die knallharte Wahrheit.“

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