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Alfred Hörtnagl: "Das haben wir in Tirol ganz einfach verschlafen in den letzten 20 Jahren.“

Alfred Hörtnagl sprach bei "Talk und Tore" auf Sky über die finanzielle Situation beim Wacker Innsbruck und über die vergangene Saison.

Alfred Hörtnagl (Geschäftsführer Sport Wacker Innsbruck):
 
...über die finanziell angespannte Situation bei Wacker Innsbruck in den letzten Jahren: „Wir hatten nur eine Chance: Wir mussten irgendwo frisches Geld herbekommen. Und das ist dann über Transfererlöse gegangen. Und Gott sei Dank hat es dann begonnen, dass wir ab dem Zeitpunkt alle sechs Monate ein bis zwei Spieler, teilweise drei Spieler, transferiert haben, damit wir knallhart einfach überleben. Also meine Aufgabe als Sportverantwortlicher ist ja, eine Mannschaft aufzubauen, eine Mannschaft zu entwickeln, zu schauen, dass Spieler möglichst lange bleiben und eine Mannschaft stark wird. Meine Aufgabe war dann aber letztendlich als Geschäftsführer, dass wir sagen: Hey, wie können wir überleben? Es war ein Überlebenskampf! Und es war dann leider immer so: Wie können wir Einnahmen generieren, damit wir unsere Gehälter und Rechnungen bezahlen können, und erst danach war das Sportliche. Und so haben wir Monat für Monat bzw. alle sechs Monate weitergetan.“
 
...über die Situation in dieser Saison: „Das war ein richtiger Fight. Und wir haben gesagt, das kann aber auf Dauer nicht funktionieren, das kann nur ein Überlebensmodus für einen gewissen Zeitraum sein und wir dann sagen: Jetzt stellen wir das hin und müssen Klartext reden in Tirol. Man muss sich vorstellen, (...) wir haben drei Transfers gebraucht, um in dieser Saison ca. 1,2 bis 1,3 Millionen Euro in ein kleines Plus zu drehen. Das heißt: Wenn diese Transfererlöse zu dem Zeitpunkt nicht gekommen wären, dann wäre der Verein zahlungsunfähig gewesen. Es ist ein unglaublicher Druck da. Wir sind da, um zu überleben, müssen aber auch sportlich erfolgreich sein. Und da drinnen hat sich das bewegt. (...) Selbst wenn wir nicht abgestiegen wären, hätten für die kommende Saison eine Million Euro gefehlt.“
 
...über die Daxbacher-Entlassung: „Fakt ist, dass Karl Daxbacher in Tirol eine hervorragende Arbeit abgeliefert hat und auch als Mensch in die Herzen der Tiroler gekommen ist – das ist gar nicht so einfach. Aber er hat es geschafft und hat eine super Arbeit abgeliefert. Der Respekt und die Wertschätzung für Karl Daxbacher ist riesengroß, aber es ist ein Zeitpunkt gekommen, wo es einfach nicht mehr gut gelaufen ist. Wir haben viele Spiele hintereinander verloren, es war der Zug draußen und wir haben versucht noch einmal einen Reiz zu setzen.“
 
...auf die Frage, ob auch er Fehler gemacht habe: „Natürlich habe ich auch Fehler gemacht. Wahrscheinlich war es so, dass ich zu wenig nah dran war und ich vielleicht auch das Trainerteam  näher unterstützen hätte können.“
 
...über das Verhältnis zwischen WSG Wattens und Wacker Innsbruck: „Ich glaube, das ist nicht zerrüttet, sondern ich denke, dass Diana Langes ganz klare Vorstellungen hat, ein Visionsbild kreiert hat und das ihr großer Traum ist. Und sie sich jetzt die letzten Jahre richtig stark präsentiert im Fußballgeschäft. (...) Und da hat eben jetzt der FC Wacker Innsbruck keinen Platz und sie will das mit der WSG Wattens erreichen.“
 
...über die Zukunft von Wacker Innsbruck: „Es geht darum, dass man eine Positionierung und eine klare Ausrichtung findet. Und ich bleibe dabei, (...) eine Ausbildungsstätte auf hohem Niveau ist einfach Basis. Es gibt kaum mehr eine Mannschaft, die nicht ein Ausbildungszentrum hat und junge Spieler ausbilden kann. Und da muss man ganz einfach sagen: Das haben wir in Tirol ganz einfach verschlafen in den letzten 20 Jahren.“
 
...auf die Frage, ob das Tivoli Stadion auch in der kommenden Saison die Heimstätte von Wacker Innsbruck sein wird: „Ich denke, das ist alles davon abhängig, wie die Ausrichtung ausschaut. Irgendwo in ein kleineres Stadion ausweichen, das kostet auch Geld. Klar, das Stadion hat hohe Kosten, die entstehen: Jedes Training, jedes Büro, jeder Spieltag kostet sehr viel Geld. Aber wenn die Mannschaft in der 2. Liga jetzt bleibt – und so schaut es jetzt derzeit mal aus – dann wird die Mannschaft schon im Stadion spielen.“
 
..auf die Frage, ob er zurücktreten wird: „Ich denke, dass es jetzt nicht um mich geht, ob ich zurücktrete oder nicht, oder was bei mir in Zukunft ist. Das, was ich jetzt auf jeden Fall die nächsten ein, zwei Monate mache – und das war auch der Wunsch von Gerhard Stocker – ist das: Es sind jetzt viele Spieler da, die noch teilweise Vertrag haben, aber jetzt einfach in der 2. Liga nicht mehr spielen wollen. Das heißt, diese Themen müssen jetzt behandelt werden. Das sehe ich jetzt als meine Aufgabe, dass ich das abwickle, damit wir vielleicht auch noch Transfererlöse erzielen können. Und damit wir dann eine junge Mannschaft haben, die konkurrenzfähig ist. Das sehe ich auch als meine Aufgabe als saubere Übergabe. Was auch immer dann passiert, das ist jetzt meine Aufgabe für die nächsten ein bis zwei Monate.“

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