Mit dem deutschen Performance-Coach Yannick Oberauer feilt der Salzburg-Stürmer an seinen individuellen Schwächen.
Talent alleine reicht im modernen Fußball schon lange nicht mehr aus. Diese Erfahrung machte auch Mërgim Berisha. Bevor der 22-jährige Deutsche bei den Bullen durchstartete, machte er während seiner Leihe beim deutschen Drittligisten 1. FC Magdeburg eine schwere Zeit durch. In der Hinrunde der Saison 2018/19 kam er kaum zu Einsatzzeiten, weshalb sich RB Salzburg und Berisha im Winter für Alternativen umsahen. Schließlich heuerte Berisha leihweise beim SCR Altach an. Dort kam es auch zu einer Entscheidung, die seinen weiteren Karriereweg entscheidend beeinflussen sollte: Berater Robert Masnikosa legte seinem Schützling nahe, zusätzliche individuelle Einheiten einzulegen, wie 'transfermarkt.at' berichtet. Ehrgeiz und freiweillige Extraschichten seien für ihn Grundvoraussetzungen für eine langfristige Zusammenarbeit.
So kam Yannick Oberauer ins Spiel. Der deutsche Performance-Coach war von 2010 bis 2013 Teil des Trainerteams von Ralf Rangnick bei TSG Hoffenheim. Schon damals legte er viel Wert auf individuelles Training: "Der Arbeitgeber des Spielers ist in der Ausbildung der Sportler derzeit nicht in der Lage, individuell auf die jeweiligen Spieler einzugehen. Jedenfalls nicht in dem Maße, das notwendig wäre, um den Spieler optimal weiterzubringen." Genau daran möchte Oberauer mit seiner Arbeit ansetzen und Spieler individuell weiterentwickeln. Bekannte Spieler wie Julian Draxler und Thilo Kehrer von Paris St. Germain oder Tiemoué Bakayoko von SSC Neapel vertrauten ebenfalls bereits auf Oberauer´s Expertise.
Seit Jänner 2019, also zu Beginn seiner Leihe bei Altach, schwitzt auch Mërgim Berisha unter der Leitung von Yannick Oberauer zusätzlich. „Meine erste Reaktion war: ,Na okay, schau ich mir mal an.‘ Aber ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet. Nach der ersten Einheit konnte ich keine Stelle an meinem Körper nennen, wo ich keinen Muskelkater hatte. Ich wusste nicht, wie ich die zweite Einheit schaffen soll“, sagt Berisha heute. „Aber irgendwann merkst du plötzlich Veränderungen in deinem Körper, die sind brutal. Du merkst, wie du auf einmal schneller wirst, wie du immer stärker wirst." Und Berisha wurde stärker. In der Rückrunde der Saison 2018/19 traf er sieben Mal für die Altacher und legte vier weitere Treffer auf. Es folgte das Debüt in der deutschen U-21 Nationalmannschaft im Oktober 2019 und die Rückkehr zu Salzburg im Jänner 2020, wo er den zuvor gewechselten Erling Haarland ersetzte.
Das individuelle Training setzte Berisha auch in Salzburg fort, mit Erfolg: „Ich wurde explosiver, ich wurde kräftiger, ich konnte den Ball besser behaupten. Ich wurde gedanklich schneller, konnte situativ besser entscheiden, wann ich mich umdrehe, wie schnell ich mich umdrehe und konnte schneller auf Aktionen von Mitspielern oder Gegnern reagieren. Plötzlich kam alles wie von allein." Seine bisher gezeigten Leistungen bestätigen diese Aussage: Seit seiner Rückkehr schoss der Stürmer 20 Tore für die Salzburger und verzeichnete zwölf Assists. Hinzu kommen mittlerweile auch entscheidende Treffer, wie zuletzt im ÖFB-Cup Finale gegen den LASK. Mërgim Berisha hat aber noch nicht genug: "Mein Fokus war und ist voll auf der Arbeit und meiner Entwicklung. Jeder muss das für sich selbst wissen. Manche wollen es, manche nicht. Ich bin ein Arbeitertyp und mache das gerne. Jedes Mal, wenn ich im Spiel performe, gibt mir das die Bestätigung, dass es für mich das Richtige ist. Dann will ich noch härter trainieren." Am Ehrgeiz wird es beim Salzburger Stürmer auf jeden Fall nicht scheitern.