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"Singen bei der Weihnachtsfeier?": Darum ist Wolfi Mair 2005 nicht zu Rapid gewechselt

Im Podcast KaffeehausTALK gibt Ex-Kicker Wolfi Mair tiefe Einblicke in das Leben eines Fußballers und erklärt, warum er 2005 nicht zu Rapid gewechselt ist und danach in weiterer Folge bei Teamchef Josef Hickersberger auf dem Abstellgleis gelandet ist. Zudem spricht er über den finanziellen Crash in Tirol und die Kunst als Ausgleich zum Profi-Fußball.

Sehr interessante Einblicke gibt Ex-Kicker Wolfgang Mair in der aktuellen Ausgabe des Podcast „KaffeehausTALK“. Im Gespräch mit Lorenz Kirchschlager und Simon-Peter Charamza spricht Mair über seine Profi-Karriere (1998 bis 2014), die alle Höhen und Tiefen beinhaltete. Dazu zählen Titel, finanzielle Klub-Pleiten, die Anfangsjahre der Red Bull-Ära im Fußball, Einsätze im Nationalteam, die Streichung aus dem EURO-Kader, Verletzungen, gewonnene Relegationsspiele und Aufstiege. Er erzählt im Gespräch unter anderem über ein unglaubliches Teamgefüge beim FC Tirol, warum er ein Angebot des SK Rapid ablehnte, Josef Hickersberger ihn aus dem Nationalteam-Kader strich, mit Frenkie Schinkels im Training um Pizzas gespielt wurde und Alfred Tatar als Trainer leichter zu verstehen war als Giovanni Trapattoni.

 

Die komplette Folge des KaffeehausTALK mit Wolfi Mair könnt ihr hier hören:

Die besten Aussagen von Wolfi Mair über …

…die erfolgreiche Zeit beim FC Tirol von 1998 bis 2002:

„Tirol war eine super schöne Zeit. Als junger Spieler ist es immer schwierig, dass man gewisse Sachen in Relation setzt. Im Nachhinein weiß ich, dass das mit dieser Mannschaft etwas sehr Außergewöhnliches war. Ich bin Profi geworden und dann gleich drei Mal Meister – für mich super gut, das hätte so weitergehen können. Dann haben wir die Lizenz verloren, und es ist alles ein bisserl turbulenter geworden. Aber an und für sich war eine wahnsinnig schöne Zeit. Unsere Spiele waren zu 99% ausverkauft, wir hatten eine tolle Mannschaft, einen sehr guten Zusammenhalt – die Meisten von uns haben heute noch Kontakt.“

 

…den finanziellen Crash des FC Tirol im Jahr 2002:

„Wir haben uns trotz finanzieller Turbulenzen immer auf das Sportliche konzentriert, auch wenn wir drei, vier Monate kein Geld bekommen haben. Vom Bruckmüller (Anm.: damals Präsident des FC Tirol) ist sogar die Tochter einmal dagestanden, hat gesagt, sie ist Anwältin, und es passt alles. Im Endeffekt haben sie uns verarscht. Zumindest – aus meiner Sicht – der Bruckmüller am Meisten. Der hat halt geschaut, dass er gut rauskommt.“

 

…seine Absage des Rapid-Angebots 2005:

„Rapid hat die größte Fanbase und ist natürlich immer sehr reizvoll. Aber ich konzentriere mich gerne auf das Sportliche, und es gibt gewisse Sachen, die ich nicht mag. Bei der Rapid-Weihnachtsfeier zum Beispiel muss man – sollte man – singen. Das ist halt so gar nicht meins. Und ich verstehe auch nicht, wieso man da mehr oder weniger ein bisserl hineingedrängt wird. Ich halte auch nichts davon, eher zu spielen, wenn ich mit einem Trainer Backgammon oder Golf spiele. Da finde ich, sollte die Leistung am Feld oder im Training zählen. Im Nachhinein weiß ich, dass das nicht der Fall war. Deswegen bin ich so froh, dass ich damals nicht zu Rapid gegangen bin.“ 

"Peter Stöger hat da sehr viel im Hintergrund gemacht und geleitet. Frenkie Schinkels hat mit uns in kleinen Trainingsmatches meistens um Pizzas gespielt." - Wolfi Mair über seine Zeit bei der Austria:

…Trainer Josef Hickersberger:

„Josef Hickersberger wollte mich 2005 unbedingt zu Rapid holen. Nach meiner Absage hat er mich nicht mehr gegrüßt und hat mich, als er danach Teamchef wurde, aus dem Nationalteam-Kader gestrichen. Er hat öffentlich gemeint, er hat nicht die Besten bei der EURO, sondern die Richtigen. Leider waren es halt nicht die Richtigen.“

 

…die Rollenverteilung im Trainer-Duo Stöger und Schinkels bei der Austria 2006:

„Peter Stöger hat da sehr viel im Hintergrund gemacht und geleitet. Frenkie Schinkels hat mit uns in kleinen Trainingsmatches meistens um Pizzas gespielt.“

 

…die Kunst als Ausgleich zum Profi-Fußball:

„Mir gibt Kunst extrem viel Ruhe. Sie hat mir geholfen, zu regenerieren oder einfach abzuschalten. Auch wenn die mediale Landschaft in Österreich nicht wirklich riesig ist, ist teilweise ein gewisser Druck da. Aber auch nach einem Spiel zum Wegkommen, wenn der ganze Spielfilm die Nacht durch abläuft. Ich habe auch Phasen gehabt, wo ich nur Playstation gespielt habe. Im Endeffekt hat es mir aber besser getan, wenn ich Musik aufgelegt und irgendetwas gemalt habe, was mich anderweitig beschäftigt hat, durch den Kopf gegangen ist. Das hat mir persönlich total gutgetan. Der extrovertierte Typ, der nach einem Match in irgendwelchen Lokalen herumrennt, war ich eigentlich nie.“

 

…seine direkte Art und die Konsequenzen:

„Ich habe meine direkte Art in Vereinen zwei Mal überlebt. Einmal in Tirol ganz am Anfang und einmal zum Schluss in Liefering. Sonst nie. Mir war auch bewusst, wie die Konsequenzen aussehen. So deppert bin ich – auch wenn es das Fußballer-Klischee ist – dann nicht. Aber am Ende des Tages schaue ich mich am Öftesten im Spiegel an, kein anderer. Vor mir muss ich mich auch rechtfertigen. Und wenn ich mit etwas nicht kann, dann ziehe ich gerne die Konsequenzen.“

 

>> Link: KaffeehausTALK

 

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