Auch nach Testspiel-Niederlage gegen Österreich – Buchmacher sehen WM-Chancen der Deutschen weiterhin unverändert
Von einem „historischen Sieg“ der Österreicher im Testspiel gegen die deutsche Fußball-Nationalmannschaft sprachen nicht nur die heimischen Medien. Auch La Repubblica stimmte in die Lobgesänge ein: „Deutschland fällt in Österreich. Das ÖFB-Team holt einen historischen Erfolg: Österreich hatte Deutschland seit 1986 nicht mehr besiegt“, hieß es aus Italien.
Unabhängig davon, wie viel Bedeutung man einem Testspiel letztendlich beimessen möchte, sah die deutsche Mannschaft wahrlich nicht gut aus bei der 1:2 Niederlage gegen den Nachbarn. Entsprechend wütend äußerte sich Joachim Löw nach dem Spiel: „Wir haben so viele Bälle verloren, das habe ich selten so erlebt. So haben wir bei der WM keine Chance.“ Auch ohne einzelne Spieler zu erwähnen, zog er eine deutlich negative Bilanz der individuellen Leistungen: „Aus dem Spiel heraus hat sich niemand ganz besonders aufgedrängt", formulierte er recht diplomatisch.
Deutschland neben Brasilien noch immer Top-Favorit auf die WM
Neben Expertenanalysen der Sportredaktionen gelten die Quoten der Buchmacher als recht aussagekräftige Indikatoren im Hinblick auf die Chancen einzelner Teams. Schließlich geht es dabei um jede Menge Geld. Wer die Wettquoten vor dem Sieg der ÖFB-Truppe gegen Jogis Jungs bereits im Auge hatte, wird feststellen, dass die Sportwettenanbieter dem „historischen Erfolg“ im Hinblick auf die WM-Chancen der Deutschen wenig Bedeutung schenken. Im Klartext heißt das: Die Wettquoten sind unverändert.
Am höchsten werden mit einer Quote von derzeit etwa 5,00 die Erfolgsaussichten der Brasilianer auf den WM-Titel eingeschätzt. Für die Seleção gilt es, die Schmach von der jüngsten WM im eigenen Land zu tilgen. Die heißesten Kandidaten dahinter sind Deutschland (5,50), Spanien (7,00), Frankreich (7,50), Argentinien (10,00) und Belgien (12,00). Eine gute Übersicht zum Thema Wetten auf die WM, inklusive ausführlicher Statistiken, Teamvorstellungen und Quoten findet sich aktuell auf dem Portal Sportwettenvergleich.net.
Die Niederlage gegen Österreich als Chance begreifen
Auch wenn die Form des deutschen Teams so kurz vor der WM Anlass zur Sorge breiten sollte, kommt die Pleite gegen die ÖFB-Auswahl vielleicht gerade zur rechten Zeit und ist am Ende förderlicher, als es zum Beispiel ein mit durchschnittlicher Leistung über die Zeit geretteter 1:0 Sieg gewesen wäre. Denn so dürfte auch dem letzten klar geworden sein, wieviel Arbeit bis zum Beginn der Gruppenphase noch nötig ist.
Es braucht Rückschläge, damit ein Sieger-Team heranwachsen kann. Bisher strahlten Spieler und Coach eine trügerische Selbstsicherheit aus. Keine Verletzungen, kein Streit, Zufriedenheit bei Trainer und Spielern. Und sicherlich, die Qualität und Professionalität der Mannschaft soll keineswegs in Abrede gestellt werden. Dennoch, und das gilt insbesondere für die Deutschen, braucht es diesen speziellen Fokus. Der Wille, über sich selbst und als Team hinauszuwachsen, muss geweckt werden. Sich allzu sehr in Sicherheit zu wiegen, kann ungemein schaden und bitter bestraft werden.
Dass erst Rückschlage und schwierige Situationen eine (deutsche) Mannschaft so richtig zusammenschweißen, lehrt übrigens auch die Vergangenheit. Schwache Leistungen in Testspielen gab es vor der EM 2012 (3:5 gegen die Schweiz), der EM 2016 (1:3 gegen die Slowakei) sowie auch vor der WM 2014 (2:2 gegen Kamerun). In allen drei Turnieren wurde schließlich mindestens das Halbfinale erreicht.
Letztendlich zeigte aber auch der Sieg der deutschen Mannschaft gegen Saudi-Arabien wenige Tage später, dass die Nachbarn aus dem Norden ausreichend vorbereitet und zurecht weiterhin einer der Favoriten sind.