Özil vs Grindel: DFB-Präsident wehrt sich

Im Zuge seines Rücktritts aus der deutschen Nationalmannschaft hat Mesut Özil schwere Rassismus-Vorwürfe gegen Verbandspräsident Reinhard Grindel erhoben. Der setzt sich nun auf der DFB-Webseite zur Wehr.

"Ich gebe offen zu, dass mich die persönliche Kritik getroffen hat", so Grindel auf der DFB-Homepage. "Noch mehr tut es mir für meine Kollegen, die vielen Ehrenamtlichen an der Basis und die Mitarbeiter im DFB leid, im Zusammenhang mit Rassismus genannt zu werden. Für den Verband und auch für mich persönlich weise ich dies entschieden zurück."

 

Weiter schreibt Grindel: "Wir leben unsere Werte. Deshalb haben wir als DFB das Foto mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan kritisch hinterfragt. Ich bedauere es sehr, dass dies für rassistische Parolen missbraucht wurde. Rückblickend hätte ich als Präsident unmissverständlich sagen sollen, was für mich als Person und für uns alle als Verband selbstverständlich ist: Jegliche Form rassistischer Anfeindungen ist unerträglich, nicht hinnehmbar und nicht tolerierbar. Das galt im Fall Jerome Boateng, das gilt für Mesut Özil, das gilt auch für alle Spieler an der Basis, die einen Migrationshintergrund haben."

 

Als Konsequenz aus den Ereignissen rund um Mesut Özil wollen Grindel und der DFB nun "drei zentrale Themenfelder" angehen: "Erstens müssen wir die laufende Debatte zum Thema Integration und den veränderten Resonanzboden für dieses Thema in unserer Gesellschaft zum Anlass nehmen, unsere Arbeit in diesem Bereich weiterzuentwickeln und zu fragen, wo und wie wir neue Impulse setzen können. Zweitens muss es als Konsequenz aus dem enttäuschenden WM-Verlauf eine fundierte sportliche Analyse geben, aus der die richtigen Schlüsse gezogen werden, um wieder begeisternden, erfolgreichen Fußball zu spielen. Das ist Aufgabe der sportlichen Leitung, der wir dafür die notwendige Zeit gegeben haben. Und drittens haben wir alle das große gemeinsame Ziel, den Zuschlag für die Ausrichtung der EM 2024 zu bekommen. Für all diese Vorhaben arbeiten wir gemeinsam in den kommenden Wochen und Monaten mit großem Engagement."

 

Özil hatte Grindel in den sozialen Netzwerken schwer attackiert. "In den Augen von Grindel und seinen Helfern bin ich Deutscher, wenn wir gewinnen, und ein Immigrant, wenn wir verlieren. [...] Leute mit rassistisch diskriminierendem Hintergrund sollten nicht länger im größten Fußballverband der Welt arbeiten dürfen, der viele Spieler aus Familien verschiedener Herkunft hat", so der ehemalige deutsche Nationalspieler und Weltmeister von 2014.

 

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