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Unser Ehrenpräsident Hans Rinner ist tot

Das Schicksal war unerbittlich. Wenige Wochen vor seinem 55. Geburtstag am 18. März schloss sich der Lebenskreis unseres Ehrenpräsidenten Hans Rinner. Im letzten Jahrzehnt war er wie ein Leuchtturm mit ungeheurem Herzblut für den SK Sturm da und setzte als Bundesliga-Präsident Meilensteine für den rotweißroten Fußball. Der SK Sturm trägt tiefe Trauer.

Ein Nachruf des SK Sturm Graz

 

Der dynamische Macher, Unternehmer und Funktionär Hans Rinner ertrug sein schweres Leiden während der letzten Monate mit unglaublicher Tapferkeit und war dabei immer noch aktiv für die Bundesliga und für Sturm tätig. Ganz bewusst und gefasst verabschiedete er sich persönlich von allen Freunden und Wegbegleitern. Mit sich selbst völlig im Reinen ging er nun den Weg in die Ewigkeit.

 

Hans Rinner, das war für alle, die mit ihm bei Sturm zu tun hatten, stets ein vor Energie und Tatendrang sprühender Mensch. Noch im Jänner 2017 lud er die Sturmführung auf den Grazer Schlossberg zur Feier des zehnten Jahrestages der „Rettung“ des SK Sturm, erinnerte sich mit Stolz an die damaligen schicksalhaften Wochen und plante voller Optimismus für die Bundesliga-Zukunft.

 

Der Schicksalswinter 2006/07

Sommer 2006 bis Frühjahr 2007 war für Hans Rinner – ebenso wie für Sturm-Präsident Christian Jauk und weitere „Retter“ im Team – das Schicksalsjahr. Die angebahnten Netzwerke und die oft nächtelangen Verhandlungen mit Gläubigern von Rinner, Jauk,  Anwalt Michael Drexel und Steuerberater Stefan Fattinger um den Ausgleich und die Rettung von Schwarzweiß gingen an die physischen und psychischen Grenzen. Unvergesslich der 18. Jänner 2007 im für Sturm so traditionsreichen Hubertussaal im Brauhaus Puntigam, als Rinner zum Präsidenten und Jauk zum Finanzvorstand sowie der bisherige Präsident Hans Fedl zum Ehrenpräsidenten gewählt wurden. Noch am Podium mussten Rinner und Jauk die letzten Details mit den neuen Investoren abklären. 170 stimmberechtigte Mitglieder dankten mit „standing ovations“.

 

„Sturm ist frei…“

Am 25.Jänner 2007 trat Hans Rinner mit Konkursrichter Elmar Schneider und Masseverwalter Norbert Scherbaum vor die Presse: „Sturm ist frei“, verkündete er strahlend. Den Sturmfans fiel nach dem „Katastrophenjahr“ ein Bergwerk vom Herzen. Knapp vor Weihnachten 2017 blickte Rinner,  von seiner Krankheit gezeichnet, bei einem Abschiedsbesuch  zurück: „Als ich am 18. Jänner 2007 den Klub übernahm, haben wir noch nicht gewusst, wie wir bis zum 15. März das Lizenz-Ansuchen bewältigen sollen. Wir verfügten über 75 VIP-Abos und mussten mit Hauptsponsor Puntigamer erst verlängern. Immerhin haben wir auf Anhieb ein Budget von 9 Millionen Euro zustande gebracht, und die Garantien von Raika, Styria, Grawe und einigen Gönnern sicherten das Überleben. In der Geschäftsstelle in Puntigam war ich ehrenamtlicher Geschäftsführer mit insgesamt fünf Leuten. Aber der Wille und die Begeisterung haben geholfen. Wenn ich vergleiche, wie wir 2007 von Null beginnen mussten, und wie höchst professionell Sturm heute dasteht, kann man das nur als modernes Märchen bezeichnen.“ 

 

Ein Kämpfer im Leben und für Sturm

Hans Rinner war stets ein ehrgeiziger Kämpfer. Geboren am 18. März 1963 in Semriach  absolvierte er nach abgeschlossener Elektriker-Lehre die HTL-Abendmatura in Elektrotechnik an der BULME Graz. Nach Spezialausbildungen in Deutschland widmete er sich vorrangig der Kältetechnik. Seit 1992 selbständig, baute er in Frauental den international florierenden Kälteanlagen-Betrieb Frigopol auf und führte ihn mit großem Erfolg. Als Sturm-Präsident  gelang es ihm rasch die Schwarz-Weißen in der Bundesliga und im ÖFB vom schlechten Image des „Konkursklubs“ zu befreien und zu neuem Ansehen zu führen. Sein energischer aber auch cleverer und weitblickender Führungsstil ermöglichte gemeinsam mit Christian Jauk die rasche finanzielle Sanierung in Kombination mit ungeahnten sportlichen Erfolgen.

 

Große sportliche und finanzielle Erfolge und 100-Jahrfeier

Im Frühjahr 2007 erreichte Sturm mit Heimkehrer Mario Haas trotz des 3 plus 10-Punkteabzuges Rang sieben. In der Saison 2007/08 war man mit dem jungen Sebastian Prödl sensationell „Winterkönig“ und beendete die Saison auf Rang vier. 2008/09 scheiterte Sturm im UI-Cup nur ganz knapp im Elferschießen am FC Zürich, wurde im Herbst knapp hinter Salzburg Zweiter und am Ende Vierter auf einem „Europaplatz“. Die Festlichkeiten zum 100jährigen Bestehen des SK Sturm wurden wesentlich von Hans Rinner getragen.

 

Euro-League, Cupsieg und Messendorf-Bau

Durch die Verkäufe von Leitgeb und Prödl sowie den sensationellen Einzug in die Euro-League im August 2009 mit dem 1:0 bei Metalist Charkov gelang Rinner und Jauk nicht nur die rasche finanzielle Sanierung zweieinhalb Jahre nach dem Ausgleich, man konnte auch an den Ausbau des in die Jahre gekommenen Trainingszentrums Messendorf gehen.

Der absolute Höhepunkt der Ära Rinner war dann im Mai 2010 der unvergessliche Triumph im ÖFB-Pokalfinale in Klagenfurt, wo 20.000 Schwarz-Weiße die Wörthersee-Arena in ein Fahnenmeer verwandelten. Und schließlich die Eröffnung des von Rinner geplanten und geleiteten Ausbaues des  Trainingszentrums und der Geschäftsstelle in Messendorf. Mit diesen Meilensteinen endete die Präsidentschaft Rinner knapp vor dem sensationellen Meistertitel 2011. 

 

Aufsichtsrat, Ehrenpräsident, Bundesliga-Präsident

Mit Sturm aber blieb er bis zur letzten Stunde eng verbunden. Von 2012 bis 2016 gehörte er in der Präsidentschaft Christian Jauk dem Sturm-Aufsichtsrat an und war am Umbau des Vereins in die neue Gesellschafts-Struktur beteiligt. Im Jänner 2016 wählte ihn die Generalversammlung zum Ehrenpräsidenten des SK Puntigamer Sturm, womit er in einer Reihe mit den Sturmlegenden Karl Assmann, Franz Reistenhofer, Hermann Kurzbauer, Wilhelm Schlösser, Josef Soral, Franz Gady, Karl Pühringer, Herbert Troger sen. und Johann Fedl steht. Diese Ehrung empfand er steht als große Freude und trug sie mit Stolz.

Von 2009 bis 2018 war Hans Rinner Präsident der österreichischen Fußball-Bundesliga als Nachfolger von Frank Stronach und Mattersburg-Klubschef Martin Pucher.  Viele Maßnahmen und Aktivitäten der Liga tragen seine Handschrift. Die jüngsten Kinder und sein Vermächtnis, an denen er bis zuletzt mitwirkte, sind der neue Fernsehvertrag ab Sommer 2018, der den Klubs höhere Einnahmen bringen wird und die „Zwölferliga mit Play-off“, die ab Juli 2018 schlagend wird. Letztere ließ er in Zusammenarbeit mit einem niederländischen Consulting-Unternehmen, mit dem ÖFB, den Klubs, Sponsoren, TV-Partner, Spielern, Journalisten und Fans checken und erarbeiten. „Die Fans sollen möglichst viele Spiele mit Entscheidungscharakter erleben“, so seine Hoffnung. Ein besonderes Anliegen war ihm die Infrastruktur-Offensive. Zufahrt zum Stadion, Parkplätze, Hospitality, Rasenheizung, perfektes Flutlicht, Familienangebote, Verbot der Stahlrohrtribünen, gedeckte Gästesektoren etc. „Perfekte Stadien für zumindest 5000 Besucher müssen die Mindestanforderung für Klubs der Bundesliga sein.“  

 

Ein Ehrenplatz in der Sturm-Geschichte

Die große Sturmfamilie trägt Trauer. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie, insbesondere seinen Zwillingstöchtern Eva-Maria und Melanie, denen er stets ein liebevoller Vater war und auf deren erfolgreichen Lebensweg er besonders stolz war.  Wie andere, viel zu früh verstorbene Sturm-Ikonen – Hans Gert und Gernot Jurtin – reißt er eine Lücke, wird aber stets als ein Leuchtturm in der 110jährigen Klubgeschichte stehen bleiben, der in schwerster Stunde dem Klub die entscheidende Richtung wies.

Präsident Christian Jauk: „Hans Rinner war ein ganz Großer der Sturmgeschichte, ohne dessen Mithilfe Sturm den Konkurs nicht überlebt hätte. Er war der erste Sturmfunktionär, der Bundesliga-Präsident wurde, eine Auszeichnung seiner Führungsqualität, seiner Durchschlagskraft  und Fußballkompetenz. Wir verlieren mit ihm viel zu früh einen Schwarzweißen mit Herz und Seele. Er ist einer von uns und wird es immer bleiben. Danke, lieber Hans Rinner.“

 

Nachruf von 90minuten.at-Kolumnist Jürgen Pucher

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