Behäbige Austria will mit Siegesserie aus dem Tief

Thorsten Fink will eine Siegesserie starten. Dies wäre wohl auch die einzige Möglichkeit, seinen Job zu retten. Die öffentliche Analyse von Franz Wohlfahrt sieht vor allem die Spieler gefordert. Dabei ist die Austria zu ausrechenbar und behäbig.

Von Michael Fiala

 

„Das ist ein sehr wichtiges Spiel für uns. Wir wissen, dass die Admira gut drauf ist, aber wir werden alles daransetzen, dieses Spiel zu gewinnen. Wir wollen unbedingt drei Punkte holen und damit eine Siegesserie starten“, betont Thorsten Fink vor dem Spiel gegen die Admira. Innenverteidiger Michael Madl, der im Winter verpflichtet worden war und in den letzten Wochen mit einem Muskelfaserriss im Oberschenkel verletzt ausfiel, ist wieder fit. Der violette Eigenbauspieler machte die ganze Vorbereitung mit, verletzte sich aber im letzten Testspiel gegen FC Brünn und wird nun voraussichtlich das erste Pflichtspiel seit seiner Rückkehr zur Austria bestreiten.

 

„Er ist ein erfahrener Spieler für unsere Innenverteidigung und kann uns dabei helfen, die Abwehr zu stabilisieren“, sagt Fink. Linksverteidiger Stefan Stangl, der im letzten Bundesligaspiel gegen Mattersburg verletzt ausgetauscht werden musste, ist für Samstag noch fraglich. Weiterhin verletzt fehlen Heiko Westermann (im Aufbau), Christoph Martschinko (Kreuzbandriss und Seitenbandeinriss), Alexander Grünwald (im Aufbau) und Robert Almer (im Aufbau).

 

Die Austria spielt ausrechender und behäbig. Die Mannschaften gegen die man zuletzt verlor, haben das perfekt durchschaut.

Gerald Gossmann

Liegt es an den Spielern?

Fink sieht sich zunehmender Kritik ausgesetzt. Ein Einsatz im Rahmen der Champions League als Sky-Experte wurde von Austria-Sportdirektor Franz Wohlfahrt laut Kronen Zeitung untersagt. Zuletzt sorgte Wohlfahrt - ob gewollt oder nicht - für etwas Irritation, als er den Spielern im Sky-Interview suggerierte, eigene taktische Entscheidungen zu treffen: "Aber ich verlange auch von den Spielern, auch wenn sie jung sind, dass sie taktisch etwas verändern. Dann kann ich eben nicht immer rausspielen oder auf den Seiten Spieler suchen, der unter Druck gesetzt wird. Dass die Innenverteidiger nicht ihren besten Tag haben, habe ich nach sechs Minuten gesehen, dass sie Probleme haben. Man muss einmal flexibel sein und auch einmal über die Vorgaben nachdenken. Ich verlange von jedem Spieler, dass er eine eigene Meinung hat.”

 

Waren im Herbst vor allem noch die vielen Verletzten der oft genannte Grund in der Analyse, so sieht Wohlfahrt jetzt vor allem die Spieler selbst gefordert: "Es ist notwendig, dass man den Jungs erklären muss, dass es ohne hundertprozentigen Einsatz nicht funktioniert. Wir bereiten alles vor, damit es den Spielern gut geht. Ich erwarte mir dann aber auch eine Gegenleistung und nicht solche Täler, wie wir sie diese Saison schon gehabt haben. Diese Leistungsschwankungen sind enorm. Ich erhoffe mir, dass das mit klaren Worten und Analysen besser wird.”

 

"Behäbige Austria"

Dass der Grund der Misere vielleicht auch daran liegt, dass die Austria zu ausrechenbar geworden ist, wird in der Öffentlichkeit von Wohlfahrt (noch) nicht zur Diskussion gestellt. "Die Austria spielt ausrechender und behäbig. Die Mannschaften gegen die man zuletzt verlor, haben das perfekt durchschaut. So lange der Verein nicht klar die tatsächlichen Probleme erkennt und ehrlich damit umgeht, wird es zu keiner nachhaltigen Verbesserung kommen", schreibt dazu auch 90minuten.at- und Profil-Kolumnist Gerald Gossmann in seinem aktuellen Beitrag.

 

Zuletzt hat auch Austria-Vorstand Markus Kraetschmer verzweifelt versucht, die Trendwende herbeizureden: "Wir können unser Ziel noch erreichen – dafür müssen wir aber ganz anders auftreten als zuletzt. Wir müssen jetzt gewinnen. Dabei geht es nicht um einzelne Personen, sondern um unsere Austria. Es gilt jetzt, hart zu trainieren und viele Gespräche zu führen. Sportdirektor Franz Wohlfahrt war in dieser Woche sehr nahe an der Mannschaft dran und hat auch viele Einzelgespräche geführt.“

 

Fest steht jedenfalls: Der Vertrag von Franz Wohlfahrt wurde erst vor wenigen Tagen verlängert. Thorsten Finks Platz an der Seitenlinie ist vermutlich aber nur noch mit der selbst erwünschten Siegesserie zu retten. Und auch wenn die Europa-League-Gruppenphase auf der Habenseite von Fink zu erwähnen ist: Wesentliche Entwicklungsschritte seiner Mannschaft sind in dieser Saison nicht zu erkennen.

 

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