Warum Casinos und Wettanbieter immer öfter auf den Trikots stehen
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Warum Casinos und Wettanbieter immer öfter auf den Trikots stehen

Fußball ist nicht nur Sport, sondern längst ein globales Geschäft. Trikots sind dabei eine der sichtbarsten Werbeflächen überhaupt – Millionen Fans tragen sie Woche für Woche im Stadion oder auf der Straße.

Doch wenn du dir aktuelle Bundesligaspiele oder internationale Ligen anschaust, fällt dir sicher eines auf: Immer häufiger sind es Casinos und Wettanbieter, die auf den Trikots prangen.

Doch warum ist das so? Welche Chancen und Risiken bringt diese Entwicklung mit sich? Und was bedeutet das für Fans und Vereine?

Von Opel bis bwin: Ein kurzer Rückblick

Früher dominierten klassische Marken das Trikotsponsoring: Autohersteller wie Opel (bei Bayern München), Telekommunikationsriesen wie T-Mobile oder Finanzunternehmen wie Deutsche Bank. In den letzten 20 Jahren hat sich das Bild jedoch stark verändert.

Mit dem Boom von Online-Wetten und Online-Casinos sind Anbieter wie bwin, Tipico oder Betway in den Vordergrund gerückt. Bereits 2006 trug Real Madrid das bwin-Logo auf der Brust – ein Meilenstein in der Verbindung von Fußball und Glücksspiel. Heute ist es fast alltäglich, dass große Clubs Sponsoren aus dieser Branche haben.

Warum gerade Casinos und Wettanbieter?

Die Gründe sind vielfältig:

●      Hohe Budgets: Glücksspielanbieter verdienen Milliarden und können Vereinen lukrative Verträge bieten.
●      Zielgruppen-Überschneidung: Fußballfans und Sportwetter sind oft dieselben Menschen.
●      Internationale Reichweite: Online-Casinos und Buchmacher wollen ihre Marken global bekannt machen – Fußball ist dafür die perfekte Bühne.
●      Digitale Transformation: Während klassische Sponsoren oft lokal denken, sind Online-Anbieter von Natur aus international aufgestellt.
Kurz gesagt: Fußball ist für Casinos und Wettanbieter der ideale Marketingkanal.

Sponsoring im Wandel: Ein Blick auf Deutschland

In der Bundesliga hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Während Tipico lange Zeit als „offizieller Partner der Bundesliga“ bekannt war, tauchen mittlerweile diverse andere Anbieter auf den Trikots oder als Bandenwerbung auf.

Gleichzeitig gibt es strenge Regulierungen: In Deutschland dürfen nur legale und lizenzierte Anbieter werben. Ein Überblick über solche Anbieter findet sich in diesem Vergleich.

Beispiele aus der internationalen Szene

●      West Ham United (Premier League) – Trikotsponsor: Betway
●      Valencia CF (La Liga) – Partner: Bwin
●      Eintracht Frankfurt (Bundesliga) – hatte zwischenzeitlich mit „Bet-at-home“ einen Wettanbieter auf dem Trikot
●      AC Mailand (Serie A) – Kooperation mit dem Wettanbieter Skrill als offizieller Partner
Diese Beispiele zeigen: Glücksspielunternehmen sind in ganz Europa präsent.

Chancen für die Vereine

Aus Sicht der Clubs ist Sponsoring durch Wettanbieter ein Glücksfall:

●      Finanzielle Sicherheit: Millionenbeträge fließen in die Vereinskassen – Geld, das für Transfers, Nachwuchsförderung und Infrastruktur verwendet werden kann.
●      Globale Reichweite: Gerade Vereine, die international noch wachsen wollen, profitieren von den Netzwerken der Anbieter.
●      Modernes Image: Online-Sponsoren wirken digital, innovativ und global – ein attraktiver Partner für Vereine, die sich modern aufstellen wollen.

Risiken und Kritik

Natürlich gibt es auch Schattenseiten:

●      Suchtgefahr: Kritiker werfen den Anbietern vor, problematisches Spielverhalten zu fördern.
●      Ethik-Debatte: Darf ein Verein mit Millionen von Kindern und Jugendlichen im Fanblock Glücksspiel bewerben?
●      Image-Risiko: Negative Schlagzeilen über Sponsoren können auf den Verein abfärben.
●      Regulierungen: Manche Länder schränken die Glücksspielwerbung stark ein. In Spanien etwa dürfen Anbieter nicht mehr auf Trikots werben.
Ein Artikel der Süddeutschen Zeitung zeigt, wie kontrovers das Thema Glücksspielwerbung im Sport diskutiert wird.

Tabelle: Entwicklung des Trikotsponsorings im Fußball

Jahrzehnt

Typische Sponsoren

Beispiele

1980er

Industriekonzerne

Jägermeister (Eintracht Braunschweig), Commodore (Bayern)

1990er

Banken & Versicherungen

Die Continentale (Dortmund), Opel (Bayern)

2000er

Telekommunikation & IT

T-Mobile (Bayern), O2 (Arsenal)

2010er

Wetten & Glücksspiel

bwin (Real Madrid), Betway (West Ham)

2020er

Mix aus Glücksspiel & Tech

Tipico (Bundesliga), Crypto.com (PSG)

Verbindung von Sport, Glücksspiel und Popkultur

Interessant ist, dass Sponsoring durch Wettanbieter längst über Trikots hinausgeht. Viele Clubs haben E-Sports-Teams, die ebenfalls von Glücksspielanbietern unterstützt werden. Dazu kommt, dass Streaming, Social Media und Live-Wetten immer enger miteinander verflochten sind.

Fußballspiele sind heute nicht nur 90 Minuten Sport – sie sind ein Entertainment-Paket, in dem Glücksspiel eine Rolle spielt.

Persönliche Einschätzung

Einerseits ist es verständlich, dass Vereine solche lukrativen Deals eingehen. Ohne diese Millionen wäre es für viele Clubs schwer, mit den europäischen Topteams mitzuhalten. Andererseits bleibt die Frage: Sollte Fußball Werbung für Glücksspiel machen?

Vielleicht wäre es ein Kompromiss, wenn Vereine stärker auf Aufklärung und verantwortungsvolles Spielen setzen würden. So könnten sie Einnahmen sichern und gleichzeitig ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden.

Fazit und Ausblick

Casinos und Wettanbieter sind heute ein fester Bestandteil des Fußballsponsorings. Von der Bundesliga bis zur Premier League – überall sehen wir ihre Logos. Für Vereine ist das finanziell ein Segen, für die Gesellschaft aber auch eine Herausforderung.

In Zukunft könnte sich das Bild ändern: Manche Länder regulieren Glücksspielwerbung immer strenger. Andere öffnen ihre Märkte weiter. Klar ist: Der Fußball wird auch künftig ein Spiegel gesellschaftlicher Trends sein – und Glücksspiel gehört aktuell dazu.