In den vergangenen Jahren haben jedoch vor allem Online-Casinos und Sportwettenanbieter ihren Platz als große Player gefunden. Sie pumpen Millionen in Vereine, Stadien und Ligen. Doch was für die Finanzen ein Segen ist, sorgt gesellschaftlich für Diskussionen.
Warum setzen Vereine auf Glücksspiel-Sponsoren?
Online-Casinos und Wettanbieter sind finanzstark, international präsent und vor allem bereit, viel Geld in den Sport zu investieren. Während klassische Branchen wie Banken oder Telekommunikationsunternehmen zurückhaltender agieren, haben Glücksspielanbieter eine klare Strategie: maximale Sichtbarkeit.
Gerade in kleineren Märkten wie Österreich sind diese Gelder entscheidend. Ohne sie hätten manche Vereine Schwierigkeiten, konkurrenzfähig zu bleiben. Ein Beispiel: SCR Altach spielt seit Jahren in der CASHPOINT-Arena, benannt nach einem langjährigen Partner aus der Wettbranche. Auch die österreichische Bundesliga selbst setzte jahrelang auf Sponsoren wie tipp3, das von 2008 bis 2014 sogar Titelsponsor der Liga war.
Für die Vereine bedeutet das: mehr Budget für Transfers, Infrastruktur oder Nachwuchsarbeit. Besonders Klubs mit kleinerem Zuschaueraufkommen oder geringerem TV-Geld profitieren enorm.
Die Chancen: Finanzielle Stabilität und Reichweite
Sponsoring durch Glücksspielanbieter bringt handfeste Vorteile:
- Planungssicherheit: Verträge laufen meist über mehrere Jahre und sichern konstante Einnahmen.
- Internationale Aufmerksamkeit: Marken wie bet365 oder bwin haben eine enorme Reichweite, von der auch Vereine in kleineren Ligen profitieren.
- Wettbewerbsfähigkeit: Ohne diese Einnahmen könnten viele Vereine im internationalen Vergleich kaum mithalten.
Auch aus Sicht der Sponsoren passt das Paket perfekt: Fußball erreicht Millionen Fans weltweit, in Österreich gehört er zur beliebtesten Sportart. Für Anbieter, die um Marktanteile kämpfen, ist das die ideale Bühne.
Die Schattenseite: Kritik und Risiken
Wo viel Geld fließt, entstehen auch Fragen nach Verantwortung. Kritiker werfen Glücksspiel-Sponsoring vor, riskantes Verhalten zu verharmlosen und gerade Jugendliche mit Markenlogos auf Trikots oder Banden frühzeitig zu prägen.
In Österreich kommt noch ein rechtliches Spannungsfeld hinzu. Zwar erlaubt das Glücksspielgesetz Werbung, allerdings nur für legale Anbieter. Online-Casino-Angebote wie Win2day sind offiziell lizenziert – viele internationale Anbieter mit Sitz in Malta oder Gibraltar hingegen nicht. Trotzdem sind deren Logos regelmäßig im österreichischen Fußball präsent.
Dazu kommt: Sportwetten gelten in Österreich offiziell nicht als Glücksspiel, sondern als Geschicklichkeitsspiel. Diese Sonderregelung führt zu deutlich lockereren Werbebeschränkungen als in anderen Ländern. Fachleute kritisieren das seit Jahren, weil der Spielerschutz so geschwächt wird.
Beispiele aus Europa: Zwischen Boom und Verbot
Ein Blick über die Grenzen zeigt, wie unterschiedlich das Thema gehandhabt wird.
- Deutschland: Wettanbieter wie bet365 oder bwin sind große Partner vieler Clubs, zuletzt etwa beim VfB Stuttgart. Diskussionen über die Anbieter gibt es trotzdem regelmäßig, auch wenn diese in Deutschland völlig legal sind. Verbote wie in anderen Ländern stehen aber nicht auf der Agenda.
- England: In der Premier League dominieren Wett- und Kryptosponsoren weiterhin, auch wenn erste Stimmen stärkere Einschränkungen fordern.
- Niederlande: Seit Juli 2025 gilt ein komplettes Verbot für Glücksspiel-Sponsoring im Sport. Trikots, Stadionwerbung oder Bandenflächen dürfen nicht mehr mit Glücksspielmarken bespielt werden.
- Belgien und Frankreich: Auch hier gibt es striktere Regeln, die Werbung und Sponsoring deutlich einschränken.
Das Ergebnis ist ein Flickenteppich in Europa: Während manche Märkte noch stark auf Glücksspielpartner setzen, verabschieden sich andere bereits aus ethischen oder rechtlichen Gründen von dieser Geldquelle.
Österreichs Sonderfall: Abhängig, aber umstritten
Für Österreich hat das Thema eine besondere Brisanz. Laut Schätzungen würden die Sportorganisationen hierzulande rund 100 Millionen Euro verlieren, sollte Glücksspielwerbung eingeschränkt werden. Zum Vergleich: Die staatlichen Förderungen für den Leistungssport liegen bei nur rund 40 Millionen Euro pro Jahr.
Kein Wunder also, dass viele Vereine am Tropf dieser Branche hängen. Doch gleichzeitig wächst die Kritik. Medienberichte decken regelmäßig auf, dass selbst große Online-Portale Werbung für illegale Anbieter platzieren. Auch Fanforen diskutieren kontrovers, ob Vereine ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzen, wenn sie sich allzu stark mit Casino- oder Wettmarken verbinden.
Blick in die Zukunft: Mehr Regulierung?
Die Entwicklung zeigt klar: Glücksspiel-Sponsoring ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits unverzichtbar, um wirtschaftlich mithalten zu können. Andererseits ein Faktor, der das Image des Sports belastet und zu gesellschaftlichen Spannungen führt.
Ob Österreich langfristig einen ähnlich restriktiven Weg wie die Niederlande einschlagen wird, bleibt offen. Wahrscheinlich ist eher ein Mittelweg: mehr Transparenz, klare Regeln für Werbung und stärkere Auflagen beim Spielerschutz.
Für die Vereine bedeutet das, sich frühzeitig Gedanken über Alternativen zu machen. Hier kommen etwa Kooperationen mit Technologieunternehmen, nachhaltigen Marken oder regionalen Partnern infrage. Denn eines ist sicher: Die Debatte um Glücksspiel im Fußball wird nicht leiser werden.
Fazit: Sponsoring als Balanceakt
Online-Casinos und Wettanbieter sind im österreichischen Fußball omnipräsent. Ohne ihr Geld würde die Bundesliga finanziell anders dastehen, viele Klubs könnten kaum mithalten. Gleichzeitig bleiben Risiken wie Spielsucht, rechtliche Grauzonen und Imageprobleme.
Es ist diese Ambivalenz, die das Sponsoring zu einem heiklen Thema macht. Zwischen wirtschaftlicher Notwendigkeit und gesellschaftlicher Verantwortung müssen Vereine und Verbände eine Balance finden. Ein Balanceakt, der in Österreich wohl noch lange dauern wird.