Rot-weiß-roter Kader-Check - Die Innenverteidigung steht
Es ist die Frage, die die Fußballnation beschäftigt: Wie gehts dem Kader für die Europameisterschaft in Frankreich - und wer wird spielen? 90Minuten.at bietet eine detaillierte Übersicht über Kollers Männer. Heute im Fokus: Die Innenverteidiger. Von Georg
Aleksandar Dragovic
Das Wichtigste: Er wird zur Europameisterschaft fit sein. Ansonsten muss man sich nur zwei Dinge in Bezug auf den Innenverteidiger ansehen: Den Abschnitt „Titel und Erfolge“ auf Wikipedia und die ständigen Gerüchte rund um einen Wechsel. Derzeit soll er ja bekanntlich den teuersten Transfer innerhalb der deutschen Bundesliga – Mats Hummels – beim derzeit einzigen Forderer der Bayern ersetzen. Glaubt man der Gerüchteküche, könnte es auch „nur“ die Größenordnung Bayer Leverkusen oder AS Roma werden. Sei es, wie es ist: Dragovic ist auf jeden Fall einer der besten Innenverteidiger, die Österreich jemals hatte und die derzeit durch eine der Topten-Ligen Europas laufen.
Wer auch immer zuschlägt, muss für einen Innenverteidiger verhältnismäßig tief in die Tasche greifen (Quelle: Teuerste Spieler der ukrainischen Liga, transfermarkt.at)
90minuten.at-Fazit: Der 25-Jährige ist Österreichs Abwehrchef. Nachdem man sich bei ihm selbst bei Tackles im eigenen Strafraum keine Sorgen machen muss und sich auf kluge Bälle im Spielaufbau verlassen kann, gibt es keine Sorgen auf dieser Position.
Martin Hinteregger
Der gebürtige Kärntner hatte schon bessere Saisonen. Team-interne Querelen bei Red Bull Salzburg nach einem schwarzen internationalen Sommer, die Leistungen in Gladbach waren dann auch eher durchwachsen, im April verlor er dann seinen Platz in der Fohlenelf. Nun muss er vorerst zurück nach Salzburg, weil die Ablösesumme nach einer solchen Halbsaison dann doch zu viel war. Aber, logisch, Marcel Koller ist es egal. Zu wichtig ist ihm Hintereggers defensive Stabilität, die Wucht, mit der er sich in Zweikämpfe wirft und wieder einmal vor allem der Umstand, dass er einfach viel erfahrener ist als der zweite Linksfuß in der Innenverteidigung, Kevin Wimmer. Wie Dragovic versteht sich auch der Wieder-Bulle auf kluge, spielöffnende Bälle. Zudem kann Martin Hinteregger auch, das ist oftmals bewiesen, im taktischen Moment der Brechstange auch offensiv für Unordnung sorgen.
In entscheidenden Statistiken hat Hinteregger das Nachsehen gegenüber Gladbachs zweiten Innenverteidiger (Quelle: Kicker)
90minuten.at-Fazit: Insofern, als dass die Freundschaftsspiele nach Abschluss der EM-Quali Rückschlüsse auf Kollers Startelf zulassen, wird Hinteregger der zweite Innenverteidiger sein. Für ihn geht es ohnehin auch darum, sich zusammenzureißen und aufzuzeigen, denn er wird sich trotz aller Schönheit kaum 2016/17 die NV-Arena während eines Bundesligaspiels von innen ansehen wollen.
Sebastian Prödl
Ein bisschen „Aus den Augen, aus dem Sinn“. Werder ist dem österreichischen Fan näher als FC Watford. Die Saison war ungefähr so: Neben Craig Cathcart, der so gut wie immer spielte, setzte Trainer Quique Flores auf Prödl und den Uruguayaner Miguel Britos. Dieser war zu Beginn der Saison gesperrt, Prödl spielte. Als Britos fit war, nahm er sich seinen Platz neben Cathcard und Prödl wanderte auf die Bank, verletzte sich dann Ende November an der Wade. In der zweiten Siasonhälfte wechselten sich dann Britos und Prödl ab. Aber Achtung, das ist England. Prödl machte mit 21 Spielen bloß etwas mehr als die Hälfte der Partien. In der Ukraine, bei Dragovic, gibt es nur genau 26 Runden. Passt also alles soweit bei Prödl, er ist in England angekommen, erzielte zudem noch zwei Treffer.
Sebastian Prödl links, Miguel Britos rechts: Der Uruguayner hat in entscheidenden Punkten die Nase vorne (Quelle: squawka.com)
90minuten.at-Fazit: Sebastian Prödl ist die Nummer drei in der Innenverteidigung. Sind Dragovic und Hinteregger fit, spielen diese beiden. Prödl ist eben nicht ganz so dynamisch wie sie, aber ein ruhiger Spieler, der seine Rolle als Nummer drei perfekt ausfüllt.
Kevin Wimmer
Es hat auch beim FC Köln ein bisschen gedauert, bis sich Kevin Wimmer durchgesetzt hatte. So könnte es auch bei Tottenham sein. Und gerade in der heißen Phase, als Tottenham im März auf der Leicester-Jagd war, spielte er durchgehend. An Toby Alderweield und Jan Vertonghen, dem erfahrenen belgischen Innenverteidigerduo, kam er aber nicht vorbei. Er spielte in der Liga, weil Vertonghen am Knie verletzt war. Immerhin im Cup und in der Europa League gab es Einsatzzeit für Wimmer. Er profitiert nicht nur vom Umstand, beim Tabellendritten der Premier League erster Ersatzmann für die Verteidigung zu sein. Es gibt auch nicht wirklich Alternativen für einen vierten Mann. Frühere Alternativen wie Emanuel Pogatetz oder Manuel Ortlechner sind kein Thema mehr.
Bei jedem neuen Klub brauchte Kevin Wimmer ein Jahr, um zur Stammkraft zu reifen. Eine Kampfansage an Vertonghen und Alderweield? (Quelle: Transfermarkt.at)
90minuten.at-Fazit: Der vierte Innenverteidiger ist so etwas wie der dritte Goalie in einem Endrundenkader: Man will ihn nicht brauchen. Österreich könnte es schlechter treffen als mit einem 23-Jährigen aus der Premier League, der wahrscheinlich kommende Saison Champions League spielt. Als zweiter Linksfuß neben Hinteregger hat er noch dazu ein besonderes Asset.